Nach DFB-Sieg über Frankreich Lob für Kroos: "Klar, wer der Chef ist"
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Im "Doppelpass" am Sonntag wurde wieder viel diskutiert. Die Experten waren sich aber alle über einen DFB-Star einig.
Die deutsche Nationalmannschaft setzte mit dem 2:0-Sieg gegen Vize-Weltmeister Frankreich am Samstag vor Beginn der Heim-EM im Sommer ein wichtiges Zeichen an Fußball-Deutschland. Im Fokus stand vor allem Rückkehrer Toni Kroos, der mit seinem Auftritt überzeugen konnte. Vier Sekunden nach Anpfiff legte er unter anderem eindrucksvoll auf Florian Wirtz auf, der zum 1:0 traf.
Auch im Fußball-Talk "Doppelpass" bei Sport1 am Sonntagvormittag spielte der souveräne Auftritt von Kroos eine große Rolle. t-online-Kolumnist Stefan Effenberg sprach über die Personalie und die 146 Ballkontakte des Weltmeisters von 2014: "Daran sieht man ja, dass er von allen gesucht wird. Für die Balance im Spiel und das ist wieder entscheidend für das deutsche Spiel. Man kann froh sein, dass er zurück ist. Wenn einer fünfmal die Champions League gewinnt und Stammspieler bei Real Madrid ist, dann muss er im Umkehrschluss auch immer Stammspieler in der Nationalmannschaft sein."
Mit Robert Andrich habe er zudem einen "Arbeiter" an seiner Seite. Dann legte sich Effenberg fest: "Jetzt schlägt das Herz der Mannschaft."
Andreas Möller, Weltmeister von 1990, war ebenfalls zu Gast und unterstütze Effenberg. Auf die Frage, ob Kroos' Spitzname "Queerpass-Toni" jemals richtig war, sagte er: "Das ist aus einer Schublade. Das Mittelfeld der deutschen Nationalmannschaft war in den letzten Jahren immer unser Problemkind." Es seien immer wieder Diskussionen um İlkay Gündoğan, Joshua Kimmich und Leon Goretzka geführt worden, die sich laut Möller nicht bewährt haben.
"Also mich haben sie auch angerufen"
"Das Problem im Mittelfeld ist jetzt gelöst. Mit der Rückholaktion von Toni Kroos ist ganz klar geregelt, wer der Chef ist und wer der Arbeiter", sagte Möller weiter. Sowohl Effenberg als auch Möller gehen damit direkt auf eine zweite Personalie des DFB-Teams ein: Robert Andrich von Bayer Leverkusen.
"Bei ihm sieht man, dass Beharrlichkeit sich auszahlt. Er hat bei Leverkusen auf der Bank gesessen, war unzufrieden, hat aber nie aufgegeben, immer weitergemacht und alles getan fürs Team", lobte Effenberg. Andrich sei ein Spielertyp, "den eigentlich jede Mannschaft auf der defensiven Sechser-Position braucht." In Frankreich habe er nicht nur seine Zweikampfstärke bewiesen, sondern auch gezeigt, dass er den Abschluss suche.
Möller gestand indes, dass er ihn gar nicht so auf dem Schirm hatte. "Aber ganz klar, er hat gestern ein richtig gutes Spiel gemacht – gegen Frankreich. Er hat die Rolle eingenommen." Durch das bestehende Mittelfeld aus Kroos, Andrich, Gündoğan, Pascal Groß und auch den wegen einer Mandelentzündung nicht mitgereisten Aleksandar Pavlovic verzichtete Bundestrainer Julian Nagelsmann auf Leon Goretzka vom FC Bayern.
Für den ehemaligen Trainer Ewald Lienen ist die Entscheidung noch immer nicht nachvollziehbar. "Ich glaube, dass er zu den besten Spielern gehört, die wir haben. Ich hätte ihn nominiert", sagte er im "Doppelpass". Er könne aber auch verstehen, dass Nagelsmann auf eine Hierarchie setze und nicht zu viele Spieler auf der Bank haben wolle.
Inmitten der Diskussion um Goretzka kam es dann in der Runde zu einer lustigen Szene zwischen Lienen und Effenberg. Lienen sagte über Goretzka: "Der ist ja klar im Kopf. Wenn das jetzt Stefan gewesen wäre, den man nicht mitnimmt. Das hätte geknackt." "Dopa"-Moderator Florian König schaltete sich ein und sagte: "Jetzt wird es interessant." Lautes Gelächter brach aus. Effenberg schmunzelte und meinte: "Warte, ich überlege kurz." Dann sagte er: "Also mich haben sie auch angerufen, ich bin aber nicht rangegangen." Der Raum lachte und applaudierte.
- Eigene Beobachtungen des "Doppelpass" bei Sport1