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DFB-Torwart Oliver Baumann: "Als Land sollten wir eine Einheit sein"


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DFB-Torwart kurz vor Länderspielen
"Er könnte eine Geheimwaffe sein"

InterviewVon William Laing

13.03.2024Lesedauer: 6 Min.
Oliver Baumann: Die EM in Deutschland ist sein Ziel.Vergrößern des Bildes
Oliver Baumann: Die EM in Deutschland ist sein Ziel. (Quelle: IMAGO/UWE KRAFT)
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Oliver Baumann gilt als möglicher Kandidat für ein EM-Ticket im Sommer. Bundestrainer Julian Nagelsmann kennt er schon lange. Vor dem Turnier wünscht er sich mehr Zusammenhalt in Deutschland.

Seit fast zehn Jahren spielt Oliver Baumann für die TSG 1899 Hoffenheim. Der Mannschaftskapitän reifte in dieser Zeit zum deutschen Nationalspieler und wurde 2020 vom damaligen Bundestrainer Joachim Löw erstmals für das DFB-Team nominiert. Seitdem war der Torwart immer mal zu Gast bei der Nationalelf. Für einen Einsatz hat es aber noch nicht gereicht.

Das könnte sich bald ändern. Denn wenige Monate vor der Europameisterschaft in Deutschland zählt Baumann zum kleinen Kreise der Torhüter, die sich berechtigte Hoffnung auf eine Nominierung für den finalen Turnierkader machen können. Vor allem die gute Beziehung zum Bundestrainer könnte dem 33-Jährigen in die Karten spielen. Julian Nagelsmann war einst Baumanns Trainer in Hoffenheim.

Spiele

Ob der Bundestrainer Baumann für die kommenden Länderspiele gegen Frankreich (23. März) und die Niederlande (26. März) nominiert, steht noch nicht final fest. Den Kader gibt Nagelsmann erst am Donnerstag um 14 Uhr bekannt. Mit Fulhams Bernd Leno und Frankfurts Kevin Trapp duelliert sich Baumann um den dritten Platz im DFB-Tor hinter Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen.

Mit t-online sprach der TSG-Profi nun exklusiv darüber, welcher Torhüter seiner Meinung nach im Kampf um die Nummer eins im DFB-Team die Nase vorn hat, wie Julian Nagelsmann als Bundestrainer im Vergleich zu seiner Hoffenheim-Zeit agiert und wie er die Stimmung rund um die Nationalelf kurz vor der EM wahrnimmt.

t-online: Herr Baumann, Sie spielen bei der TSG 1899 Hoffenheim eine überragende Saison, waren Ende vergangenen Jahres erneut für die deutsche Nationalmannschaft nominiert. Klappt es jetzt im März mit dem ersten Länderspiel?

Oliver Baumann: Da müssen Sie den Bundestrainer fragen. Jedes Mal, wenn ich bei der Nationalelf dabei bin, ist natürlich der Wunsch da, dass es mit meinem ersten Spiel klappt. Ich weiß aber auch, dass die anstehende EM immer näher rückt und es immer weniger Möglichkeiten gibt, einen neuen Torhüter reinzuwerfen.

Sie sprechen von der Europameisterschaft in Deutschland in rund drei Monaten. Was macht der Gedanke mit Ihnen, bei einer Heim-EM dabei sein zu können?

Für mich wäre das ein riesiger Traum. Es wäre eine Auszeichnung und eine riesige Bestätigung für meinen Einsatz. Ich habe aber bis dahin noch eine ganze Menge Spiele mit Hoffenheim vor mir, in denen ich mit meiner Mannschaft erfolgreich sein will. Der Sommer fühlt sich aktuell weit weg an.

Am Wochenende standen Sie mit der TSG auswärts Eintracht Frankfurt gegenüber, verloren auch aufgrund zweier Platzverweise am Ende mit 1:3. Mit Kevin Trapp im Eintracht-Tor standen Sie einem potenziellen Konkurrenten um einen Platz im EM-Kader gegenüber. Wurmt Sie diese Niederlage deshalb besonders?

Es ärgert mich, dass und wie wir verloren haben. Wer dann auf der anderen Seite im Tor steht, spielt für mich da überhaupt keine Rolle. Ich schaue immer auf uns.


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Wenn Manu fit ist, hat er Fähigkeiten, die kein anderer Torwart auf der Welt hat.


Oliver Baumann über Manuel Neuer


Dennoch: Wie bewerten Sie die Situation im Tor der deutschen Nationalelf? Gibt es eine klare Nummer eins?

Marc-André ter Stegen und Manuel Neuer hätten es beide verdient, die deutsche Nummer eins zu sein. Aber: Wenn Manu fit ist, hat er Fähigkeiten, die kein anderer Torwart auf der Welt hat.

Bei Torhütern lautet die Devise häufig: "Es kann nur einen geben." Wie definieren Sie Ihre eigene Rolle beim DFB?

Ich sehe mich in erster Linie als Teammitglied, wünsche mir aber natürlich, Deutschlands Nummer drei zu sein. Ich bin der Überzeugung, dass ich helfen kann – auf, aber auch neben dem Platz. Ich will Julian (Bundestrainer Nagelsmann, Anm. d. Red.) die Entscheidung natürlich durch meine Leistungen und mein Auftreten so einfach wie möglich machen. Am Ende muss er entscheiden.

Haben Sie in der Nationalelf einen Vorteil, weil Sie Julian Nagelsmann schon aus seiner Zeit als Coach in Hoffenheim kennen?

Inhaltlich auf jeden Fall. Ich weiß, wie er Fußball spielen lässt. Ob ich noch auf einer anderen Ebene einen Vorteil habe, kann ich nicht beurteilen.

Nagelsmann trainierte die erste Mannschaft der TSG zwischen 2016 und 2019. Das ist mittlerweile fast fünf Jahre her. Jetzt ist er Bundestrainer. Hat er sich verändert?

Nein, Julian ist mir gegenüber immer noch derselbe, ist vom Typ nicht anders als damals. Das empfinde ich als positiv. Unser Miteinander, die Gespräche, das ist alles gleichgeblieben. Aber natürlich hat auch Julian seine Erfahrungen gemacht.

Sie hatten ihn im Dezember nach den schwachen Auftritten der DFB-Elf in einem Interview in Schutz genommen, da er als neuer Coach wenig Vorbereitungszeit mit der Nationalmannschaft gehabt habe. Seitdem gab es keinen weiteren DFB-Lehrgang. Kann man drei Monate später dennoch erwarten, dass das Team Nagelsmanns Ideen nun umsetzen wird?

Die Zeit ist nicht viel mehr geworden. Die Herausforderung für einen Spieler ist, sich entsprechend schnell umzustellen, wenn es vom Verein zum DFB geht und dann auch wieder zurück. Der Input ist jedes Mal ein anderer. Ich bin mir aber sicher, dass Julians Ideen greifen werden. Das habe ich selbst schon erlebt. Unter ihm haben wir es bei der TSG bis in die Champions League geschafft. Mit Julian ist für uns in der Nationalmannschaft einiges drin.

Trotzdem: Die letzten Monate, sogar Jahre waren für die Fans der deutschen Mannschaft eher ernüchternd. Warum ist das DFB-Team nicht mehr so stark wie früher?

Mit Vergleichen zwischen damals und heute tue ich mich schwer. Wir Spieler sind keine Roboter. Wir sind Menschen, und Fehler zu machen, gehört dazu. Außerdem war die Situation bei der Nationalelf zuletzt jedes Mal unterschiedlich: eine andere Mannschaft, ein neuer Trainer, viele verschiedene Einflüsse. Das sollte man immer berücksichtigen, bevor man solche Vergleiche anstellt.

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Die Stimmung könnte wenige Monate vor der EM dennoch besser sein. Wir bewerten Sie den momentanen Graben zwischen Fans und DFB-Team?

Als Land sollten wir eine Einheit sein. Es ist doch klar: Wenn von den Zuschauern positive Energie kommt, dann trägt uns das auch als Team. Wir müssen das als Team aber auch zurückgeben. Dann wird sicherlich auch in den Fans nochmal ein Feuerwerk entfacht. Am Ende des Tages reden wir hier nicht von Vereinssport, sondern von der deutschen Nationalmannschaft. Da sollte immer eine bundesweite, gemeinsame Euphorie herrschen.

Gelingt noch vor dem Turnier ein Stimmungsumschwung?

So würde ich das gar nicht nennen. Es gab in letzter Zeit genug Länderspiele, wo die Stimmung top war, zum Beispiel vergangenes Jahr in Dortmund, als wir Frankreich geschlagen haben. Es ist auch völlig in Ordnung, wenn die Zuschauer bei Niederlagen ihren Ärger kundtun. Wichtig ist nur, dass alle erkennen: Wir stehen auf einer Seite – Mannschaft, Fans, Land. Wenn man das als Spieler spürt, hilft das enorm.

Wie haben Sie die Nachricht von der Rückkehr von Toni Kroos in die Nationalelf aufgenommen?

Es freut mich, dass er dabei ist und ich eventuell mal mit ihm auf dem Platz stehen kann. Ein Mann mit seiner Erfahrung und seiner Klasse wird uns definitiv helfen.


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Er könnte eine Geheimwaffe sein, die noch nicht jeder auf dem Schirm hat.


Oliver Baumann über TSG-Kollege Maxi Beier


Einer Ihrer Teamkollegen in Hoffenheim hat sich in den vergangenen Wochen immer mehr in den Fokus gespielt: Maxi Beier. Ist der 21-Jährige einer für Deutschland?

Maxi könnte kurz- oder mittelfristig bestimmt vom DFB eingeladen werden. Ich bin gespannt, wann es so weit ist. Ich bin generell ein Freund davon, dass man belohnt wird, wenn man lange gute Leistungen bringt. Maxi macht das jetzt seit einem Dreivierteljahr konstant gut bei uns. Er könnte eine Geheimwaffe sein, die noch nicht jeder auf dem Schirm hat. Mit seiner Schnelligkeit und seiner Abschlussstärke könnte er sicherlich helfen.

Sie sind jetzt 33 Jahre alt, spielen schon seit fast zehn Jahren bei der TSG. Machen Sie sich schon Gedanken über ein Karriereende, vielleicht sogar in Hoffenheim?

Ich möchte noch eine Weile spielen. Ein Karriereende bei der TSG halte ich durchaus für möglich, aber darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Dass ich mich hier wohlfühle, weiß jeder.

Ihr Vertrag in Hoffenheim läuft aktuell noch bis 2026. Welches Ziel verfolgen Sie noch mit dem Klub?

Die Champions League möchte ich irgendwann noch mal erreichen. Wenn man einmal Blut geleckt hat, dann will man das nach Möglichkeit wieder haben.

Herr Baumann, vielen Dank für das Gespräch.

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