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Julian Nagelsmann und seine Taktik für den neuen DFB: Flucht nach vorne


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Julian Nagelsmanns DFB-Taktik
So krempelt Nagelsmann die Nationalmannschaft um


Aktualisiert am 14.10.2023Lesedauer: 3 Min.
Julian Nagelsmann gibt Mats Hummels Anweisungen: Der neue Trainer wird die Nationalmannschaft taktisch verändern.Vergrößern des Bildes
Julian Nagelsmann gibt Mats Hummels Anweisungen: Der neue Trainer wird die Nationalmannschaft taktisch verändern. (Quelle: Federico Gambarini/dpa)
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Auf der US-Reise wird der neue Bundestrainer Julian Nagelsmann auch taktische Ideen testen. Fakt ist: Er wird wohl einiges verändern.

Die ersten Trainingseinheiten des neuen Bundestrainers wurden von den Spielern als "taktisch und technisch auf hohem Niveau" und geführt mit "relativ klaren Ansagen" beschrieben. Julian Nagelsmann arbeitete mit seinem neuen Team nach der Ankunft in den USA direkt an Basics. Denn viel Zeit bleibt dem Ex-Bayern-Trainer nach seinem Amtsantritt nicht, um die deutsche Nationalmannschaft für die Heim-Europameisterschaft kommenden Sommer in einen wettbewerbsfähigen Zustand zu bekommen.

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Vor der Entlassung von Hansi Flick hagelte es Niederlagen und ein klares Konzept war über längere Zeit nicht zu erkennen. Flick wechselte ständig die Formationen, wie auch die personelle Besetzung des Teams. Er probierte viel, aber kontinuierlicher Erfolg kam auf diese Weise nicht zustande.

Nagelsmann hat eine klare Vorstellung

Mit Nagelsmann dürfte der wechselhafte Kurs der Vergangenheit angehören. Der 36-Jährige ist ein anderer Trainertyp. Er hat in der Regel klare Vorstellungen von der Spielweise seines Teams und möchte diese den Spielern mit Nachdruck vermitteln. Gelegentlich wirkt der Oberbayer fast schon übereifrig, wie er in Trainingseinheiten und Partien ständig Anweisungen gibt. Doch sicher ist: Nagelmann ist nicht wankelmütig.

Generell steht er für eine offensive Spielweise. Das heißt, jeder Feldspieler soll sich an der Spielgestaltung beteiligen, die Innenverteidiger auch mal mit Ball am Fuß nach vorn andribbeln. Zudem sollen die Mittelfeldspieler viel Raum abdecken und nach der Einleitung der Angriffe entsprechend Läufe in Richtung letztes Spielfelddrittel unternehmen. Das war auch bei der Nationalmannschaft direkt wieder sichtbar. Nagelsmann hat während der ersten Trainingseinheit die Spieleröffnung aus der Abwehr heraus üben lassen und der DFB-Auswahl seine Grundprinzipien vermittelt.

Nagelsmann ließ neue Formation trainieren

Was nicht unbedingt eine Präferenz des neuen Bundestrainers zu sein scheint, ist das klassische Flügelspiel mit langen Pässen die Linie entlang über die Außen. Er möchte vornehmlich im Zentrum des Feldes Dominanz herstellen und so unablässig Druck auf den Gegner ausüben.

In den ersten Tagen mit dem DFB-Team ließ Nagelsmann vornehmlich in einer 4-2-2-2-Grundformation trainieren. Diese hat sich in der jüngeren Vergangenheit im Spitzenfußball zusehends etabliert. Dabei besteht die mittlere Zweierreihe anders als bei einem 4-4-2 nicht aus klassischen Flügelangreifern. Einige Trainer sprechen stattdessen von zwei Zehnern hinter den beiden Spitzen – es existiert also situativ ein zentraler Block von sechs Spielern vor der Abwehr, wie auch in der unten stehenden Grafik ersichtlich wird.

Entscheidend ist für ein Nationalteam, das für ein erfolgreiches Turnier nur eine Handvoll starke Partien abliefern muss, nicht nur die taktische Ausrichtung, sondern auch die Chemie innerhalb der Stammelf. Nagelsmann holte Mats Hummels ins Team zurück und setzt weiterhin auf Routinier Thomas Müller. Beide könnten – Stand jetzt – zum Kern seiner neuen Elf gehören. Hummels bietet die Qualitäten im Spielaufbau, die Nagelsmann sehen möchte. Und Müller wäre eine Option als Schattenstürmer hinter und neben Strafraumstürmer Niclas Füllkrug.

Offensivspieler passen zu Nagelsmann

Ganz grundsätzlich liegen die Stärken der Nationalmannschaft aktuell vor allem in der Offensive. Während Deutschland hinten allenfalls vier, fünf hochklassige Spieler besitzt, tummeln sich vorn jede Menge talentierte Kicker. Spieler wie Leroy Sané, Jamal Musiala und Florian Wirtz passen aufgrund ihrer technischen Fertigkeiten und ihres ausgeprägten Zugs zum Tor perfekt zum Nagelsmann-Fußball. Nach der ersten Phase im Spielaufbau soll sich der Ball bestenfalls schon bei den vorn postierten Offensivspielern befinden, die daraufhin über Rochaden und Kombinationsspiel hochkarätige Torchancen kreieren.

Zuweilen vernachlässigen Nagelsmann-Teams die defensive Absicherung, weil viele Spieler weit aufrücken. Aber im Endeffekt bleibt Deutschland aufgrund des qualitativen Ungleichgewichts zwischen Defensive und Offensive aktuell fast nur die Flucht nach vorn. Der risikoreiche Spielstil des neuen Bundestrainers könnte am ehesten zu einem achtbaren Resultat bei der EM führen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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