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DFB in der Krise vor der Heim-EM: Nach Vorrundenaus alle Hoffnung verloren?


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Erst die DFB-Männer, dann die U21
Noch ist nichts entschieden


29.06.2023Lesedauer: 4 Min.
Henning Matriciani: Der Schalker Verteidiger flog mit der U21 bei der EM schon nach der Vorrunde raus.Vergrößern des Bildes
Henning Matriciani: Der Schalker Verteidiger flog mit der U21 bei der EM schon nach der Vorrunde raus. (Quelle: IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Meusel)

Vorrundenaus bei der Herren-WM, Vorrundenaus bei der U21-EM. Der DFB steckt im Männerbereich in einer Krise. Und das ein Jahr vor der Heim-EM.

An die starken Leistungen der U17 konnte die U21 nicht anknüpfen. Während die ganz Jungen den EM-Titel holten, machten es die etwas älteren den Herren nach. Schon nach der Vorrunde muss die deutsche Auswahl bei der EM in Georgien und Rumänien schon wieder nach Hause fahren. Drei Spiele, zwei Niederlagen, ein Unentschieden und Gruppenplatz vier waren das Resultat.

Aus dem erhofften Lichtblick nach der enttäuschenden WM der A-Nationalelf in Katar und den zuletzt schwachen Länderspielen der Mannschaft von Bundestrainer Hansi Flick im Juni wurde stattdessen der nächste Tiefschlag für die deutschen Fans. Die schlechte Stimmung rund um den deutschen Fußball war auf den Rängen in Batumi am Mittwoch zu hören. Die deutschen Fans sangen beim Stand von 0:2 gegen England "Scheiß DFB" und "Wir haben die Schnauze voll". Wenige Minuten später war das Spiel vorbei.

Ein Jahr vor der Männer-Europameisterschaft in Deutschland ist die Stimmung am Boden. Die Hoffnungen auf ein erfolgreiches Heimturnier sinken. Eine Umfrage von t-online in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey ergab, dass sich aktuell nur ein Fünftel der Deutschen auf die EM freut.

Ist nun also alle Hoffnung verloren? Drei Gründe sprechen dagegen.

1. Der DFB-Kader schöpfte nicht aus dem Vollen

Bei den Länderspielen gegen die Ukraine, Polen und Kolumbien fehlten einige Spieler, die sonst fest zum DFB-Kader gehören. Allen voran Kapitän Manuel Neuer, der nach seiner Verletzung aus dem Dezember kurz vor einer Rückkehr ins Mannschaftstraining steht. Auch erfahrene Spieler wie Thomas Müller und Mario Götze fehlten.

Serge Gnabry, Timo Werner oder Karim Adeyemi mussten verletzungsbedingt passen. Niklas Süle wurde aus sportlichen Gründen draußen gelassen, ist aber normalerweise auch ein Teil des Kaders. All diese Spieler könnten im September wieder dabei sein, wenn die nächsten Länderspiele anstehen und Flick mit seinem Team langsam auf die EM zusteuert.

Zudem kann er dann auch auf formstärkere Spieler hoffen. Denn einige Nationalspieler standen unabhängig von der ausbaufähigen Teamleistung auch individuell neben sich. Leon Goretzka und Joshua Kimmich vom FC Bayern oder auch Leipzigs David Raum zählen dazu. Nach der Sommerpause wollen besonders die Bayern-Stars nach einer zum Teil verkorksten Saison neu angreifen. Davon könnte auch die Nationalelf profitieren.

2. Das Ende der Experimente

Hansi Flick probierte viel aus, von seinem eigentlichen 4-2-3-1-System trennte er sich, setzte im März auf ein 4-2-2-2 und nun im Juni auf eine Dreierkette. Er nominierte einige Neulinge, testete beispielsweise Stuttgarts Josha Vagnoman, Brentfords Kevin Schade oder Malick Thiaw vom AC Mailand.

Dabei gab es einzelne Lichtblicke, die Ergebnisse zählten aber nicht dazu. Um Flick in Schutz zu nehmen, zweifelte Völler öffentlich die Qualität einzelner Nationalspieler an, ohne Namen zu nennen. Der Kader werde im September ein anderes Gesicht zeigen, verkündete der 63-Jährige nach dem Kolumbien-Spiel bei RTL.

Flick ist ins Risiko gegangen und dabei mehrfach mit seinem Team gescheitert. "Was soll ich sagen? Die Argumente sind nicht auf unserer Seite, deswegen muss man das ganz klar analysieren", bilanzierte er. Diese Analyse bedeutet dann auch das Ende der Testphase.

Nach dem Aus der deutschen U21 betonte Völler am Donnerstag: "Hansi Flick weiß, dass wir jetzt gefordert sind in den Spielen im September. Die Zeit der Experimente ist vorbei, jetzt geht es ins EM-Jahr rein." Die Partien gegen Japan und Frankreich sind wohl auch die letzte Chance für Bundestrainer Hansi Flick. Der 58-Jährige ist übereinstimmenden Medienberichten zufolge angezählt.

Für den September bedeutet das: Entweder zeigt Flicks Elf eine beeindruckende Reaktion oder die deutsche Elf bekommt einen neuen Bundestrainer. Beides könnte einen entscheidenden Impuls geben für eine bessere Stimmung in Fußball-Deutschland.

3. Die Bilanz der U21 hat wenig Aussagekraft

Die U21 wird gerne als Mini-Nationalmannschaft bezeichnet. Hier stehen die Nationalspieler von morgen auf dem Platz. Wenn sie Erfolg hat, überträgt sich das mit ein paar Jahren Verzögerung auf die erste Garde. So heißt es zumindest in der Theorie.

Ein Blick auf die Bilanz vermittelt aber ein anderes Bild. Zwar bestand die U21-Auswahl, die 2009 die EM gewann, aus einigen späteren Weltmeistern, doch sowohl in den Vorjahren als auch danach fuhr die U21 viele schlechte Resultate ein. 2006 schied man in der Vorrunde aus, 2007 reichte es nicht einmal für die Qualifikation, 2011 genauso. Trotzdem erreichte Deutschlands A-Nationalmannschaft 2008 das EM-Finale, 2010 das WM-Halbfinale und 2012 das EM-Halbfinale.

Wenige Jahre später feierte die U21 konstant Erfolge. 2015 ging es ins Halbfinale, 2017 und 2021 folgte der Titel, 2019 reichte es fürs Endspiel. Trotzdem ließ sich der Erfolg nicht auf die A-Nationalmannschaft übertragen. Auch deshalb sollte der aktuelle Misserfolg der U21 nicht zu hoch gehängt werden. Denn der gegenseitige Einfluss ist zu gering.

Fazit

Die Krise des DFB und der A-Nationalmannschaft ist real und bedroht den Erfolg bei der Heim-EM im kommenden Jahr. Der Misserfolg der U21 befeuert diese Angst nun noch weiter.

Doch es gibt noch einige Gründe für eine Wende inklusive Euphorie im Gastgeberland. Die DFB-Elf hat noch viel Zeit und einige Spiele im Kalender, in denen die Mannschaft ein anderes Gesicht zeigen kann.

Das sollte auch einigen Fans ein bisschen Resthoffnung geben.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen und Recherche
  • Nachrichtenagenturen SID, dpa
  • Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey
  • RTL-Übertragung des Länderspiel Deutschland gegen Kolumbien
  • sportbild.bild.de: "Machtkampf beim DFB! Weltmeister will Völler-Job"
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