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Deutschland gegen Ukraine: Hansi Flick vor einem unlösbaren Problem


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Jubiläumsspiel gegen die Ukraine
Ein Problem, das er nicht lösen kann


Aktualisiert am 12.06.2023Lesedauer: 4 Min.
Hansi Flick: Der Bundestrainer weiß, vor welch schwieriger Aufgabe er steht.Vergrößern des Bildes
Hansi Flick: Der Bundestrainer weiß, vor welch schwieriger Aufgabe er steht. (Quelle: Christian Charisius)
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Hansi Flick hat nach der verkorksten WM die Aufgabe, das DFB-Team titelfähig zu machen. Es ist ein Job, um den er nicht unbedingt zu beneiden ist.

Aus Bremen berichtet Noah Platschko

115 Jahre ist es her, dass die deutsche Nationalmannschaft in Basel das erste Länderspiel ihrer Geschichte absolvierte. Im Jahr 1908 war das, der Untergang der Titanic lag noch vier Jahre in der Zukunft. Und niemand konnte ahnen, dass 100 Jahre später, 2008, ein Nationalspieler namens Michael Ballack und ein Manager namens Oliver Bierhoff nach dem verlorenen EM-Finale gegen Spanien (0:1) auf offener Bühne einen Disput austragen würden – und nur durch die Mithilfe einiger deutscher Spieler und von Co-Trainer Hansi Flick voneinander getrennt werden können.

Der Historie der Nationalmannschaft mangelt es gewiss nicht an Höhepunkten, ebenso wenig wie an schmerzhaften Niederlagen und enttäuschenden Turnierverläufen. Sei es das Wunder von Bern 1954, die Schande von Gijon 1982, der erste Titelgewinn einer europäischen Mannschaft auf südamerikanischem Boden 2014 oder das desaströse historische Scheitern in Russland vier Jahre später.

"Wir spielen nicht gegen, sondern mit der Ukraine"

An diesem Montagabend nun steht die Elf von Bundestrainer Hansi Flick vor ihrem tausendsten Länderspiel – und empfängt dabei mit der Ukraine ein Land, in dem der Fußball aktuell maximal als wohltuende Ablenkung vom Grauen des Krieges gesehen werden kann. Doch auch die Ukraine hat sportliche Ziele, will sich für die EM im kommenden Jahr in Deutschland qualifizieren.

"Wir spielen nicht gegen, sondern mit der Ukraine", betitelte DFB-Präsident Bernd Neuendorf das Duell mit den "Schowto-blakytni" (Gelb-Blauen) bereits im Voraus allerdings als eine Art Benefizspiel. "Das Spiel ist ein wichtiges Zeichen für Solidarität und die Unterstützung der Bevölkerung in diesem Land, ein echtes Statement", so Neuendorf weiter.

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Auch Stürmer Niclas Füllkrug, der bei seinem "Heimspiel" im Weserstadion in der Startelf stehen wird, kam nicht umhin, auf die nach wie vor katastrophale Situation im Land des Kontrahenten hinzuweisen. Der Angreifer von Werder Bremen erinnerte an die jüngsten Ereignisse im Kriegsgebiet, die er mit Blick auf die Zerstörung des Kachowka-Staudamms und die Überschwemmungen im Süden der Ukraine als "Wahnsinn" bezeichnete. Anlässlich des tausendsten Länderspiels werden die deutschen Spieler am Montag in Sondertrikots auflaufen, welche hinterher für gute Zwecke in der Ukraine versteigert werden.

Der Bundestrainer muss also einen Spagat meistern: Zum einen der geschichtsträchtigen sowie symbolischen Bedeutung des Spiels Rechnung tragen, zum anderen einen fußballerischen Test nutzen, um eine titelfähige Mannschaft auf dem Weg zur Heim-EM 2024 aufzubauen. Und auch Sportdirektor Rudi Völler hob den sportlichen Wert der Partie hervor. "Es ist ein ganz normales Länderspiel unter der Voraussetzung, dass es das 1.000. Länderspiel für uns ist. Die werden alles geben und wir auch. Es wird kein Freundschaftsspiel werden", versicherte er noch am Freitag.

Wiedergutmachung nach schwachem Auftritt gegen Belgien

Dabei steht Flick vor einem Problem, das er nicht lösen kann: denn keines der mindestens noch zehn bis zur Europameisterschaft zu absolvierenden Partien ist ein Pflichtspiel. Duelle mit Wettkampfcharakter gehen den Deutschen also ab. Flick muss es schaffen, die Spannung auch ohne Punktspiele aufrechtzuerhalten.

Allein: Ein Stammplatz bei der EM im eigenen Land sollte Motivation genug sein für die Spieler, trotz einer langen Saison samt Winter-WM, mit dem maximalen sportlichen Ehrgeiz auf dem Platz aufzutreten. Und: Das Team hat etwas gut zu machen.

Denn der jüngste Auftritt in Köln gegen Belgien offenbarte diverse Schwachstellen im deutschen Team. Bereits nach neun Minuten hieß es 2:0 für die Gäste, die Viererkette mit den offensiv denkenden Außenverteidigern David Raum und Marius Wolf war heillos überfordert. Rekordnationalspieler Lothar Matthäus attestierte dem DFB-Team gar "das Schlechteste, was ich eigentlich in meiner langen, langen Laufbahn fast schon gesehen habe."

Fest steht: Lediglich drei Siege aus acht Partien fuhr Flicks Team seit September 2022 ein – und das gegen die nicht gerade als Fußball-Großmächte bekannten Teams aus Oman, Costa Rica und Peru. Eine äußerst bescheidene Bilanz. Und der Bundestrainer weiß, dass ihm nicht viel Zeit bleibt, seine Mannschaft wettbewerbsfähig zu machen. Flick will beim Heimturnier flexibel agieren können, weswegen er in den anstehenden Spielen ein neues Spielsystem testet. Deutschland wird in der Aufstellung gegen die Ukraine wohl auf ein 3-5-2 mit einem Sechser im Mittelfeld setzen. Auch vier Tage später in Warschau gegen Polen sowie am 20. Juni auf Schalke gegen Kolumbien könnte Flick auf diese Formation setzen.

Zwei Spieler mit Startelf-Garantie

Neben dem Startelf-Einsatz Füllkrugs steht ebenfalls bereits fest, dass Frankfurts Kevin Trapp gegen die Ukraine im Tor steht. Fehlen werden dagegen sowohl Dortmunds Niklas Süle, den der Bundestrainer aufgrund mangelnder Fitness gar nicht erst nominierte, als auch der an einer Sprunggelenksverletzung leidende Timo Werner. An seiner Stelle dürfte Kai Havertz beginnen. Robin Gosens und İlkay Gündoğan, die am Samstag noch das Champions-League-Finale bestritten, werden erst am Mittwoch zur Mannschaft stoßen.

Rein vom Ergebnis her gedacht dürfte Flick übrigens Mut machen, dass die deutsche Nationalmannschaft noch nie ein Länderspiel gegen die Ukrainer verloren hat. Fast auf den Tag genau ein Jahr vor dem EM-Start am 14. Juni 2024 damit anzufangen, wäre gewiss die schlechteste Idee überhaupt.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • DFB-Pressekonferenzen mit Hansi Flick, Niclas Füllkrug, Bernd Neuendorf und Rudi Völler
  • Spielerprofile von Timo Werner und Niclas Füllkrug auf transfermarkt.de
  • Süddeutsche Zeitung: "Die wilde 13" (Printausgabe vom 10. Juni)
  • DFB-Länderspiel bei RTL gegen Belgien
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • Kicker-Ausgabe vom 12. Juni 2023 (Print)
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