Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Starke Entwicklung Ihn kann ich mir als Bayern-Trainer vorstellen
Fußballdeutschland kann sich im Meisterkampf auf das größte Finale der vergangenen zehn Jahre freuen. Es wird schon an diesem Spieltag entschieden – durch RB Leipzig.
In der Champions League ist mit Manchester City der absolute Favorit verdient ins Finale eingezogen. Wie souverän sie durch den Wettbewerb marschiert sind, ist beeindruckend. Nach dem Viertelfinale gegen den FC Bayern haben sie gegen Real Madrid jetzt noch mal ein Ausrufezeichen gesetzt. Das Rückspiel mit 4:0 zu gewinnen, ist eine klare Ansage. Sie gehen jetzt auch definitiv als Favorit ins Endspiel.
Dort wartet mit Inter Mailand allerdings eine unangenehme Mannschaft. Bayern hat Inter in der Gruppenphase zweimal ohne Probleme mit 2:0 geschlagen. Sie haben trotzdem ihren Weg ins Finale gefunden. ManCity weiß, was auf sie zukommen wird. Gegen eine italienische Mannschaft im Finale zu spielen, ist niemals einfach. Auch Inter hat sich im Mailänder Derby gegen AC im Halbfinale beeindruckend durchgesetzt.
Guardiola: Es wäre die größte Niederlage seiner Karriere
Es ist zwölf Jahr her, dass Pep Guardiola die Champions League 2011 noch mit dem FC Barcelona zum bislang letzten Mal gewonnen hat. Nach dieser langen Zeit wird er den Titel jetzt erneut holen. Und das mit einer herausragenden Mannschaft, die auch in der Liga wieder gezeigt hat, was sie draufhat.
Dort war City zwischenzeitlich acht Punkte hinter Arsenal. Jetzt sind sie vier Punkte vorne und haben auch noch ein Spiel weniger. Das spricht für die Klasse dieser Mannschaft in der entscheidenden Phase der Saison, der Crunchtime. Deshalb werden sie auch im Finale der Champions League normalerweise nicht zu schlagen sein.
Andererseits habe ich auch schon viel im Fußball erlebt. Wenn Guardiola aber das Endspiel gegen Inter verlieren sollte, wäre das die größte Niederlage seiner Karriere. 2021 hat er schon einmal ein Finale gegen Chelsea und Thomas Tuchel mit 0:1 verloren. Wenn er es dieses Mal nicht schafft, dann wird es danach noch schwerer, es überhaupt noch mal zu schaffen.
FC Bayern: Die aktuelle Phase ist ganz wichtig für den Klub
Der FC Bayern und der FC Barcelona werden zurückkommen. Bei Bayern wissen sie, was sie zu tun haben, um nächstes Jahr noch stärker zu werden. Du musst am Kader ein paar Veränderungen vornehmen, um wieder mehr Spieler zu haben, die auch in der Crunchtime abliefern und bestehen.
15. Spieltag
Freitag, 20.12.
Samstag, 21.12.
So wie im Moment auch in der Bundesliga, wo die Münchner nach wie vor unter enormem Druck stehen. Es sind noch zwei Spieltage und sie haben gerade mal einen Punkt Vorsprung auf Dortmund. Diese Phase ist ganz wichtig für den Klub, um die Charaktere der Mannschaft zu durchleuchten und zu sehen: Mit wem können wir nächstes Jahr unsere Ziele erreichen und mit wem nicht?
Genau das müssen sie jetzt erkennen: Was müssen wir am Kader verändern, um wieder im Konzert der Großen mitzuspielen? Es ist ja nicht das Ziel, im Viertelfinale der Champions League auszuscheiden.
Das Duell mit Leipzig ist das Schlüsselspiel der Meisterschaft
Das Duell des FC Bayern mit RB Leipzig ist das Schlüsselspiel der Meisterschaft. Mit RB wartet der stärkste Gegner der gesamten Liga auf Bayern. Wenn du den zu Hause besiegst, bin ich mir sicher, dass da auch am 34. Spieltag nichts mehr passiert. Die entscheidende Frage ist aber, ob sie das schaffen.
Leipzig ist ein Gegner mit unglaublicher Qualität. Für RB geht es noch darum, die Qualifikation für die Champions League klarzumachen. Aber auch darum, den Ausgang der Bundesliga zu beeinflussen. Sie müssen beweisen, dass sie dazu fähig sind, diese Dinge im Saisonfinale mitzuentscheiden. Das gilt dann auch für das Pokalfinale. Auch dort stehen sie auf einer riesengroße Bühne. Ganz Fußballdeutschland, die ganze Welt schaut darauf.
Ich traue Leipzig das auch zu. Auch ihr Trainer Marco Rose, der zuvor den BVB trainierte, wird an seine Spieler appellieren. Denn sie können nicht weniger als ein Stück Geschichte schreiben.
Die Meisterschaft wird an diesem Wochenende entschieden
Mit dem 6:0 gegen Schalke haben die Bayern einfach ihren Job erledigt, nicht mehr und nicht weniger. Dass Dortmund wieder nachgezogen hat mit dem 5:2 gegen Gladbach, war für mich da schon beeindruckender – gegen einen Gegner, der nichts mehr zu verlieren hatte. Und den haben sie mit 5:2 von der Platte gefegt.
Ich glaube, der Kampf um die Meisterschaft wird an diesem Wochenende entschieden. Wer am Sonntagabend auf der Pole Position steht, der wird auch den Titel holen. Am 34. Spieltag wird sich dann nichts mehr ändern. Deshalb gehe ich nicht davon aus, dass es ähnlich dramatisch werden könnte wie 2001, als wir uns die Meisterschaft mit dem FC Bayern buchstäblich in letzter Sekunde gesichert haben.
Diese Statistik spricht für Dortmund
Wenn man das Restprogramm von Bayern und Dortmund anschaut, ist das der Bayern mit Leipzig und dem Auswärtsspiel in Köln das schwierigere. Dortmund spielt noch in Augsburg und zu Hause gegen Mainz. Ich gehe davon aus, dass der BVB beide Spiele gewinnen wird.
Sebastian Kehl hat gesagt, dass es ein Nachteil wäre, am Sonntag in Augsburg wieder nachlegen zu müssen. Die Statistik spricht dagegen und eigentlich für den BVB: Denn Dortmund musste in dieser Saison schon elfmal nachlegen und hat dabei neun Spiele gewonnen, einmal Unentschieden gespielt und nur einmal verloren.
Auf der anderen Seite sind auch die Spieler der Bayern jetzt voll fokussiert und komplett im Tunnel drin. Sie wissen, dass ein Gegner kommt, der Bayern bezwingen kann. Da bringt es jetzt auch nicht mehr viel, zu reden – du musst deine Aufgaben einfach erledigen. Das gilt sowohl für Bayern als auch für Dortmund. Fußballdeutschland kann sich auf das größte und schönste Finale der letzten zehn Jahre freuen.
Alonso kann ich mir als Bayern-Trainer vorstellen
Für Leverkusen ist es äußerst bitter, dass sie im Halbfinale der Europa League gegen AS Rom ausgeschieden sind. Aber wenn du in zwei Spielen in 180 Minuten kein Tor schießt, hast du es auch nicht verdient, ins Finale einziehen. Rom war ein Stück weit abgezockter, hat schmutzig gespielt. Aber das gehört auch dazu, da darf man sich nicht beschweren. Schade, dass der Weg für Leverkusen zu Ende ist. Sie hätten etwas Großes erreichen können. Das Aus wird ihnen extrem wehtun.
Nach anfänglichen Problemen hat die Mannschaft verstanden und umgesetzt, was ihr Trainer Xabi Alonso wollte. Mit zwischenzeitlich 14 ungeschlagenen Spielen in Folge hatte sie eine beeindruckende Serie. Der Weg von Xabi Alonso wird nicht bei Leverkusen enden, sondern weitergehen. Er ist ein Mann mit Erfahrung und beweist jetzt auch an der Seitenlinie, was er kann. Schön, dass er noch in der Bundesliga ist.
Sein Name wurde auch schon im Zusammenhang mit seinen beiden Ex-Klubs Real Madrid und Bayern München genannt. Mittel- oder langfristig kann ich mir ihn dort schon als Trainer vorstellen. Er macht es aber genau richtig, dass er vorerst in Leverkusen bleiben und seinen Vertrag erfüllen will. Dort hat er das perfekte Umfeld, um sich weiter als Trainer zu entwickeln.
- Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
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