Reaktionen auf die "Super League" "Das ist kriminell"
Sowohl aus dem Fußball als auch aus der Politik gibt es scharfe Kritik an der bekanntgegebenen "Super League" von zwölf europäischen Spitzenklubs. Dabei fallen deutliche Worte. Die Reaktionen im Überblick.
Die Spitze der EU-Kommission hat die Gründung einer europäischen Super League im Fußball heftig kritisiert. "Wir müssen ein werteorientiertes europäisches Sportmodell verteidigen, das auf Vielfalt und Inklusivität basiert", twitterte der griechische Kommissions-Vizepräsident Margaritis Schinas.
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Zuvor hatten zwölf europäische Topklubs die Gründung einer Super League beschlossen und damit ein Erdbeben im internationalen Fußball ausgelöst. Die Vereine aus Spanien, England und Italien wollen nach eigenen Angaben aber Teil ihrer nationalen Ligen bleiben und den Wettbewerb unter der Woche ausspielen. Die Klubs gehen dennoch auf Konfrontationskurs zur Europäischen Fußball-Union (Uefa), die zuvor mit einem Bann der Vereine und Spieler gedroht hatte.
Johnson: Super League trifft "das Herz des nationalen Fußballs"
Auch Großbritanniens Premierminister Boris Johnson hat sich zum Vorhaben geäußert – immerhin sind gleich sechs englische Vereine (Manchester United, Manchester City, FC Liverpool, Arsenal, Tottenham Hotspur und Chelsea) mit beteiligt.
"Pläne für eine europäische Super League würden dem Fußball schaden, und wir unterstützen die Fußball-Institutionen dabei, Maßnahmen zu ergreifen", schrieb Johnson bei Twitter. Das Vorhaben würde "das Herz des nationalen Fußballs treffen und Fans im ganzen Land betreffen. Die beteiligen Klubs müssen sich ihren Anhängern und der gesamten Fußball-Community erklären, bevor weitere Schritte getätigt werden."
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Der britische Kulturminister Oliver Dowden habe noch am Sonntag darauf gedrängt, "sehr robuste Möglichkeiten" für Sanktionen gegen die sechs Klubs zu erarbeiten. Dabei schaue man nach Deutschland. "Es ist nicht unbemerkt geblieben, dass keine deutschen Klubs daran (an der Super League, Anm. d. Red.) beteiligt sind, und bei ihnen sind Fans in den Klubs repräsentiert." Die Einführung des deutschen 50+1-Modells sei eine Option.
Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron fand ebenfalls deutliche Worte. Die Super League "gefährdet das sportliche Leistungsprinzip", erklärte der 43-Jährige. Frankreich würde "alle Schritte" der Fußballverbände unterstützen, um die bestehenden Wettbewerbe zu schützen.
Der ehemalige Fußballprofi Gary Neville hat die geplante Gründung einer europäischen Super League in einem emotionalen Statement ebenfalls scharf verurteilt und auch seinen Herzensklub heftig attackiert. "Ich bin Manchester-United-Fan, ich bin das seit 40 Jahren – aber ich bin empört, total empört", sagte der 46-Jährige sichtlich bewegt bei Sky Sports am Sonntagabend nach dem 3:1-Sieg von Man United gegen Burnley. "Das ist kriminell. Das ist ein krimineller Akt gegen die Fans! Das ist eine Schande."
Neville: "Das ist reine Geldgier"
Die an dem Projekt beteiligten englischen Klubs würden ihre eigene Geschichte und ihre Fans verraten, meinte der ehemalige Weltklasse-Fußballer. "Das ist reine Geldgier. Das sind Hochstapler", meinte Neville und forderte als einzige Reaktion auf den Vorstoß: "Das sollte verdammt werden!"
Er sei nicht gegen die Modernisierung des Fußballs, aber dieser Plan mitten in der Corona-Pandemie sei wie ein Schlag – und der Zeitpunkt "schrecklich", kritisierte Neville. "In welcher Welt leben diese Leute eigentlich, wenn sie denken, sie können dies zu diesem Zeitpunkt durchziehen?" Er sei keineswegs gegen Geld im Fußball, "aber die Prinzipien und die Ethik sind die eines fairen Wettbewerbs", meinte der frühere Nationalspieler der Three Lions und achtmalige englische Meister mit Man United.
Mit den sechs beteiligten englischen Topklubs kannte er keine Gnade. "Zieht ihnen morgen alle Punkte ab! Verbannt sie an das Ende der Liga und nehmt ihnen das Geld weg", forderte Neville und fragte: "Haben sie denn das gottgegebene Recht, dabei zu sein? Ganz ehrlich, die Zeit ist jetzt reif für einen unabhängigen Regulator und diese Clubs" an ihrer Machtbasis zu stoppen. "Genug ist genug!"
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und SID
- Politico: "European politicians slam breakaway football ‘super league’ plan"
- Tweet von Boris Johnson
- eigene Recherche