Mit Bayerns Sanches? So will der AC Milan zurück an Europas Spitze
Der AC Mailand ist in diesem Sommer das spannendste Projekt Europas. Stars für 190 Millionen Euro sind schon da, jetzt solle auch noch Bayerns Renato Sanches kommen.
t-online.de-Reporterin Valeria Meta erklärt in ihrer International-Kolumne deshalb alle Hintergründe: Wo das Geld herkommt, wer noch kommen soll, welche Rolle Berlusconi spielt und wie Milan an Europas Spitze zurückkehren will.
Knapp 190 Millionen Euro – und damit ist es noch nicht getan. Es ist eine unfassbare Shoppingtour, die den AC Milan gerade zum europäischen Transfers-König macht. Neun neue Spieler hat der Verein schon verpflichtet, darunter Juventus‘ Abwehrchef Leonardo Bonucci, dessen 42-Millionen-Wechsel bisher als die größte Überraschung des Sommers gilt. Die Rossoneri machen Ernst: Das Ziel ist, wieder um die nationale Meisterschaft kämpfen zu können und an der Champions League 2018/19 teilzunehmen.
Zwei Bundesliga-Spieler unter den Top-Transfers
Nach sieben Jahren mit mehr Schatten als Licht atmet Mailand den Geist der Revolution. Milans chinesische Besitzer wollen den Verein unbedingt wieder an Italiens und Europas Spitze bringen – und dafür scheuen sie keine Kosten. Neben Bonucci gab Milan 38 Millionen für den portugiesischen Stürmer André Silva aus, 22 Millionen gingen an Bayer Leverkusen für Hakan Çalhanoglu, 24 Millionen kostete der Wechsel von Andrea Conti von Atalanta.
Dazu kommen: Ricardo Rodriguez vom VfL Wolfsburg (18 Millionen), Lucas Biglia von Lazio Rom (17 Millionen plus 3 Mio. Bonus), Mateo Musacchio von Villareal (18 Mio.), Frank Kessie von Atalanta (5 Millionen für die zweijährige Leihe mit Kaufpflicht 23 Mio.) und Fabio Borini von Sunderland AFC (1 Million für die einjährige Leihe mit Kaupflicht 6 Mio.).
Ein solcher Einkauf war in den letzten Jahren undenkbar – jetzt ist der Glanz der Top-Stars wieder in Mailand.
Sieben Jahre dauerte die Durststrecke
Milans Fans warten seit sieben Jahren auf die Wiedergeburt. 2011 feierten die Rossoneri ihren letzten Scudetto. Trainer war Massimiliano Allegri, der heute auf Juventus‘ Bank sitzt und den Rekordmeister zum Titel und ins Finale der Champions League führte. Im Kader standen damals unter anderen Weltmeister Alessandro Nesta, Andrea Pirlo, Gennaro Gattuso, Gianluca Zambrotta und Filippo Inzaghi plus Superstar Zlatan Ibrahimovic, der mit 14 Toren entscheidend zum Titel beitrug. In der darauffolgenden Saison beendete Milan die Nationalmeisterschaft auf Platz zwei – dann fing der Untergang an.
Alle Weltmeister verließen Mailand, genauso wie Ibrahimovic und Thiago Silva, die zu Paris Saint-Germain wechselten. Allegri stand plötzlich ohne die Wirbelsäule seines Teams da – und die Stellvertreter waren der Aufgabe nicht gewachsen. Infolge einer donnernden 3:4-Niederlage gegen UC Sassuolo im Januar 2014 wurde er entlassen: Seitdem versuchten sich fünf Trainer in vier Saisons, aber niemand konnte dem Team eine klare Spielphilosophie einprägen.
Berlusconi investierte weniger, dann verkaufte er
Dabei half die Tatsache nicht, dass Präsident Silvio Berlusconi immer weniger Geld anlegte: Trotz ein paar talentierten jungen Spielern wie Außenverteidiger Mattia De Sciglio und Torwart Gianluigi Donnarumma blieb Milan technisch schwach, zumal Nationalspieler wie Riccardo Montolivo und Giacomo Bonaventura, die für den Spielaufbau zuständig sein sollten, dauernd verletzt waren. Der italienische Supercup 2016 war für die Fans nur ein Trostpreis.
Das neue Kapitel in der 118-jährigen Geschichte von Milan begann im letzten April. Am Ende einer langen Verhandlung verkaufte Silvio Berlusconi den Klub an den chinesischen Unternehmer Yonghong Li. Preis: Knapp 700 Millionen Euro. Davon kommen weniger als 500 aus dem persönlichen Vermögen von Li, der auch ein gewisses Kapital vom chinesischen Asset-Management „Huarong“ bekam. Für den Rest sorgte das amerikanische Hedge-Fonds-Unternehmen „Elliott Management Corporation“, dem Milan nun 320 Millionen Euro schuldet.
Warum Milan nicht dem Financial Fairplay unterliegt
Deswegen will Yonghong Li unbedingt ein wettbewerbsfähiges Team aufbauen, das möglichst neue Anleger anzieht. So viele Top-Spieler auf einen Schlag kauft der Klub, weil er noch in diesem Transferfenster nicht den Regeln des Financial Fairplay unterlegen ist. Der Grund: Milan ist dem „Voluntary Agreement“ beigetreten, laut dem die Uefa Vereinen mit neuen Besitzern höhere Ausgaben erlaubt, unter der Bedingung, dass sie einen überzeugenden Businessplan haben.
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Wie der „Sole24ore“ berichtet, soll die Uefa allerdings an dem Plan aus Mailand nun einige Zweifel haben, weil darin mit einem zu schnellen Umsatzanstieg gerechnet werde. Die Entscheidung darüber hat die Uefa auf Oktober verschoben – ein Grund mehr, sich mit den Top-Transfers zu beeilen.
Wie lässt Montella spielen?
Milan hat nun ein ganz neues Gesicht. Wie das Team spielen wird, ist aber noch nicht so klar. Trainer Vincenzo Montella verfügt über Spieler, die verschiedene Formationen ermöglichen: Hakan Çalhanoglu passt perfekt zu einem System mit einem Zehner hinter einem Mittelstürmer wie André Silva oder Fabio Borini. Der Ex-Leverkusener könnte aber auch in Montellas Lieblingssystem 4-3-3 zurück ins Mittelfeld gezogen werden.
Auch die Viererkette ist kein Gesetz mehr: Dank Leonardo Bonucci könnte der Trainer die Rossoneri mit einer Dreierkette spielen lassen und damit die Außenverteidiger Andrea Conti und Ricardo Rodriguez nach vorne verschieben. Wenn Montella zunächst seine übliche defensive Aufstellung beibehalten sollte, würden Conti, Bonucci, Romagnoli und Rodriguez vor Donnarumma spielen.
Milan will Aubameyang
Im Mittelfeld Kessie und Çalhanoglu an Montolivos (oder Biglias) Seite, während im Angriff André Silva als Neun gesetzt wäre, zusammen mit Borini und dem spanischen Suso. Aber Vorsicht: Geschäftsführer Marco Fassone hat den Fans noch einen Top-Mittelstürmer versprochen.
Montella träumte von BVB-Superstar Pierre-Emerick Aubameyang, bis der BVB allen Spekulationen endgültig eine Absage erteilte – nun stehen Real Madrids Álvaro Morata oder Turins Nationalspieler Andrea Belotti im Fokus. Das Geld ist da. .
Außerdem bestätigte Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge das Milan-Interesse an Renato Sanches. Auf jeden Fall ist Bonucci nicht der letzte Top-Transfer des Sommers. Unter den Fans ist die Begeisterung groß. Hauptsache raus aus dem Mittelmaß!