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Atlético-Star Griezmann: "Ich habe Ronaldo gehasst"


Atlético-Star Griezmann
"Ich habe Ronaldo gehasst"

t-online, Valeria Meta

Aktualisiert am 02.05.2017Lesedauer: 5 Min.
Antoine Griezmann (r.) nach seinem Tor gegen Leicester mit Fernando Torres.Vergrößern des Bildes
Antoine Griezmann (r.) nach seinem Tor gegen Leicester mit Fernando Torres. (Quelle: Eibner Europa/imago-images-bilder)

Der erfolgreichste Verlierer der Welt: Antoine Griezmann kann es kaum abwarten, sich dieses Etikett abzustreifen. 2016 verlor er mit Atlético das Champions-League-Finale und mit der französischen Nationalmannschaft das EM-Endspiel. Bei der Weltfußballerwahl wurde er Dritter.

Im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid heute (ab 20.30 Uhr im Liveticker bei t-online.de) will der 26-jährige aus Mâçon sich unbedingt wieder durchsetzen, um am Ende den Titel zu holen — seinen ersten richtig großen.

Wie sein Verhältnis zu Cristiano Ronaldo ist, wer sein Nachbar in "La Finca" ist, warum Trainer Diego Simeone Griezmann ziehen lassen will und warum der seinen Look verändert – im Portrait von t-online.de-Reporterin Valeria Meta erfahren Sie alles, was Sie über den französischen Superstar wissen müssen.

Griezmann traf Ronaldo in Miami

Atlético hofft auf den dritten Einzug ins Champions-League-Finale in vier Jahren. Das wäre eine echte Sensation. Aber zuerst muss das Team von Trainer Diego Simeone den ewigen Rivalen Real Madrid schlagen.

„Ich hasse dich!“, sagte Griezmann lachend Cristiano Ronaldo, als die beiden sich einige Wochen nach dem EM-Finale in einem Restaurant in Miami begegneten. Nichts Persönliches, aber der Umgang mit zwei riesigen Enttäuschungen innerhalb von 40 Tagen fiel ihm noch schwer. Ronaldo zerstörte mit Portugal Griezmanns EM-Hoffnung und mit Real seine Träume vom Champions-League-Titel.

Der Problemlöser

Griezmann soll nun für die Revanche der "Colchoneros" ("Matratzenmacher", der Spitzname von Atlético) sorgen. Mit 16 Toren in der Liga, fünf in der Champions-League und vier im spanischen Pokal ist Griezmann Atléticos bester Torschütze – aber vor allem der größte Problemlöser. Wenn nichts geht, trifft er. Von den 21 gewonnenen Liga-Spielen wurden zehn durch Tore von Griezmann entschieden.

Wer Atlético die ganze Saison beobachtet hat, hat oft den Eindruck gewonnen, dass die Mannschaft auf ihren „kleinen Prinzen“ angewiesen ist. Das klingt eher seltsam, da Atlético normalerweise wegen seines Teamgeists und der aufopferungsvollen Spielweise gelobt wird. Doch Griezmann ist ein Spieler, der sich der Philosophie von Simeone perfekt anpasst: ein Kämpfer mit der Magie in den Füßen.

Geht Griezmann nach Manchester?

Ob er die Champions League gewinnt oder nicht: Im Sommer wird mit Sicherheit viel über Griezmann spekuliert werden. Sein Vertrag bei Atlético läuft erst 2021 aus, aber laut seinem Berater Eric Olhats hat die Auktion schon begonnen: "Ich habe gehört, dass Antoine Atlético unbedingt verlassen mochte, aber das stimmt nicht", sagte er vor einigen Tagen bei der französischen TV-Sendung "Téléfoot". "Manchester United war der erste Klub, der sich bei uns gemeldet hat." Und Paris Saint-Germain? "Vor einem Jahr gab es ein echtes Interesse, aber nicht jetzt."

Dem "Guardian" zufolge wären die Red Devils bereit, 85 Millionen Pfund (100,7 Millionen Euro) auszugeben, um José Mourinho Griezmann zu schenken. United sei aber nicht die einzige Möglichkeit. Angeblich ist auch Manchester City interessiert. Trainer Pep Guardiola habe sich entschieden, dafür Sergio Agüero gehen zu lassen.

Ziel: Die WM in Russland

Sowohl "Mou" als auch "Pep" müssen aber damit rechnen, dass Griezmann noch ein weiteres Jahr in Madrid bleibt. 2018 wird die Weltmeisterschaft in Russland stattfinden und der Stürmer will sich dort unbedingt für das WM-Viertelfinale gegen Deutschland und das EM-Finale gegen Portugal revanchieren. Laut der "Manchester Evening News" wolle Griezmann vor so einem wichtigen Turnier sein Leben nicht verändern.

Ein weiterer Grund, der ihn in Madrid halten kann, ist natürlich Diego Simeone. Eine besondere Beziehung verbindet die beiden, wie Griezmann selbst in einem Interview mit "L’Équipe" erzählte: „Simeone hat mich böse gemacht. Von ihm habe ich auch gelernt, mich umzuschauen und nicht nur auf den Ball zu konzentrieren.“ Meister und Schüler wohnen nun auch gegenüber in "La Finca", im Norden von Madrid.

Auch Simeones Zukunft nicht endgültig geklärt

Nur dank der Neigung der Straße kann man das andere Haus nicht sehen. Über den eventuellen Abschied von seinem Lieblingsschüler sagte Simeone in einem Video-Interview mit "AS": „Auf keinen Fall würde ich verlangen, dass ein Spieler hier bleibt. Ich habe es weder bei Falcao noch bei Diego Costa gemacht“. Die Zukunft des Argentiniers ist übrigens auch noch nicht endgültig klar: Bleibt er – wie es scheint – in Madrid, könnte sich auch Griezmann für die "Colchoneros" entscheiden.

Der Trainer ist nicht Griezmanns erster berühmter Nachbar: Bis 2015 lebte er neben der Super-Villa von Cristiano Ronaldo. „Wir haben uns fast jeden Tag gesehen und immer freundlich begrüßt", erzählte Griezmann, "aber wir haben niemals wirklich miteinander geredet – bis zu unserer zufälligen Begegnung in Miami. Nach dem EM-Finale habe ich ihn gehasst, aber in der Tat habe ich großen Respekt vor ihm“.

Südamerika im Herzen

Die Zeitschrift "Vanity Fair" hat Griezmann auf den elften Platz der Rangliste der einflussreichsten Franzosen gesetzt. Griezmann fühlt sich zwar als Franzose, aber nicht nur das. Sein Kontaktbild bei WhatsApp soll die uruguayische Fahne sein. Er sagt: "Ja, mein erster Coach bei Real Sociedad, Martin Lasarte, kam aus Uruguay. Und im Team spielte Carlos Bueno, der einer meiner besten Freunde geworden ist. Viele Abende habe ich zu Hause bei ihm verbracht, um die Spiele von Penarol Montevideo anzuschauen! Dort habe ich erstmals den Maté probiert – Lecker!“

Die südamerikanische Kultur hat auf ihn einen großen Einfluss ausgeübt: „Bei uns in Europa beschwert man sich die ganze Zeit. In Südamerika lächelt man immer und auf dem Feld gibt man alles. Diese Denkweise hat mich tief geprägt“. Also, französischer Pass, südamerikanische Seele… und die Sprache? „Im Alltagsleben spreche ich fast nur Spanisch, auch mit meiner kleinen Tochter Mia. Ich habe ihr sogar einen Stadion-Gesang beigebracht, ‚Olé Olé Cholo Simeone‘. Um französisch zu sprechen, muss ich verärgert werden!“

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Griezmann ist NBA-Fan

Der 26-jährige Angreifer hat nie einem Fan ein Autogramm oder ein Foto verweigert. Als Kind war er nämlich selbst ein Autogramm-Sammler – und ist es immer noch. Die letzten Stücke seiner Sammlung kommen aus der NBA: D’Angelo Russell (LA Lakers) und DeMarcus Cousins (New Orleans Pelicans). Aber am wichtigsten ist ihm das Trikot seines Lieblingsspielers Derrick Rose (NY Knicks).

Keine Überraschung, dass ein NBA-Spieler den Jubel seines 100. Liga-Tores inspiriert hat: Vince Carter, der mit 40 Jahren noch bei Memphis spielt und jeden Korb feiert, als ob er auf dem Motorrad sitzt. Griezmann imitierte ihn. Die Geste gefiel Carter so gut, dass dieser Griezmann via Twitter öffentlich dankte. In den sozialen Medien gilt der Franzose als echter Superstar – mit mehr als 16,5 Millionen Followern.

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Titel-Tattoo noch in diesem Jahr?

Trotzdem bleibt Griezmann ein zurückhaltender Typ: Seine Freizeit verbringt er lieber zu Hause mit seiner Familie und – als guter "Südamerikaner" – hat er eine Schwäche für das Barbecue.

Fröhlich, optimistisch, gesprächsbereit – aber auch extrem unordentlich, besonders in der Kabine. Den Look verändert er oft, aber nur wegen seiner Faulheit: "Meiner Frau gefiel ich mit blonden Haaren, aber ich hatte keine Lust, sie immer wieder zu pflegen. Das Gleiche passierte mit dem Schnurrbart“. Er weiß nicht mehr genau, wie viele Tattoos er auf den beiden Armen hat. Aber eines ist sicher: Sobald er seinen ersten großen Titel gewinnt, lässt er sich ihn tätowieren. Vielleicht schon in einigen Wochen.

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