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Hansi Flick übernimmt FC Barcelona: Weiß er, worauf er sich da einlässt?


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Hansi Flick beim FC Barcelona
Schon Nagelsmann wunderte sich


Aktualisiert am 29.05.2024Lesedauer: 6 Min.
Mammutaufgabe: Auf Hansi Flick kommen beim FC Barcelona viele Aufgaben zu.Vergrößern des Bildes
Mammutaufgabe: Auf Hansi Flick kommen beim FC Barcelona viele Aufgaben zu. (Quelle: IMAGO/imago-images-bilder)
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Der deutsche Trainer soll die Katalanen wieder zurück zum Erfolg führen. Das wird nicht einfach – denn zuerst warten schwere Aufgaben im Klub, die Hansi Flick meistern muss.

Jetzt steht es also fest: "Benvingut Hansi Flick" – Willkommen, Hansi Flick, heißt es auf Katalanisch. Der frühere Bundestrainer ist nun offiziell neuer Trainer des FC Barcelona, wie der Klub selbst am Mittwoch bekanntgab. Bereits seit Wochen schon galt der 58-Jährige als aussichtsreichster Kandidat auf die Nachfolge von Trainer Xavi.

Er ist nach Hennes Weisweiler (1976/77) und Udo Lattek (1981 bis 1983) der dritte deutsche Trainer der Vereinsgeschichte – und auf ihn kommt eine Mammutaufgabe zu.

Denn Barça belegte in der abgelaufenen Saison in Spanien zwar Platz zwei – der ewige Rivale Real Madrid ist jedoch enteilt – besonders aber in Europa spielen die Katalanen, wenn auch stets in der Champions League, längst nicht mehr in der allerersten Liga. Der letzte Titel in der "Königsklasse" datiert von 2015, die letzte Halbfinalteilnahme (2019) ist ebenfalls bereits Jahre her. Zeichnete sich der sportliche Niedergang noch zu den Zeiten des großen Lionel Messi bereits ab, hat die Negativentwicklung in den vergangenen Jahren nochmals an Fahrt aufgenommen.

Gleich mehrere Baustellen warten auf Flick, und die Frage "Weiß er überhaupt, worauf er sich da einlässt?" ist weniger Zweifel an den Fähigkeiten des Fußballlehrers aus der Kurpfalz als realistischer Blick auf das Chaos in Barcelona. Denn im Vergleich zum großen Barça von vor Jahren übernimmt Hansi Flick einen Trümmerhaufen.

Diese Herausforderungen muss der neue Trainer meistern:

Die Klubführung

Die Chefetage der "Blaugrana" war Stabilität und Kontinuität innerhalb des Klubs zuletzt nicht wirklich dienlich – der unwürdige Abgang von Klub-Ikone Xavi zuletzt sollte warnendes Beispiel sein. Da musste selbst der Trainer vom letzten Saisongegner einschreiten: "Ich sollte das nicht sagen, aber: Wie schlecht behandelt Barcelona eigentlich seine Legenden? Was für ein schlechter Lauf" entfuhr es Quique Sánchez Flores vom FC Sevilla im Vorfeld des Duells mit dem FC Barcelona am Sonntag. Erst wenige Tage zuvor hatte Barça nämlich die endgültige Trennung von der Klub-Größe bekannt gegeben (mehr dazu lesen Sie hier).

"Erst Koeman, dann Messi, jetzt Xavi, wie schlecht", erinnerte Sánchez Flores an die ebenfalls mindestens unglücklichen Trennungen vom Niederländer Ronald Koeman, der als Spieler Anfang der Neunzigerjahre eine erfolgreiche Barça-Ära mitprägte, als Trainer aber nur von Sommer 2020 bis September 2021 überlebte, und von Superstar Lionel Messi, der 2021 unter Tränen seinen Abschied bekannt gab. "Ich wünsche mir, dass Klubs ihre Legenden gut behandeln. Das wäre fantastisch."

Besonders der mächtige Klubchef Joan Laporta steht dabei immer wieder im Mittelpunkt. Zuletzt soll der 61-Jährige verärgert gewesen sein über Xavis schonungslose Analyse.

Was der 44-Jährige gesagt hatte? Die Barcelona-Fans müssten verinnerlichen, "dass die Situation sehr schwierig ist", erklärte Xavi mit ernster Miene vor dem Auswärtsspiel in Almeria vor einer guten Woche. "Die Lage ist kompliziert, vor allem auf wirtschaftlicher Ebene, um mit den Top-Teams zu konkurrieren, sowohl mit Real Madrid als auch mit anderen Klubs in Europa." Und weiter: "Wir haben eine wirtschaftliche Situation, die nichts mehr mit derjenigen von vor 25 Jahren zu tun hat, als der Trainer sagen konnte: 'Ich will diesen, diesen und diesen Spieler.' Das ist heute nicht mehr so."

Deshalb sei man "nicht in der gleichen Lage wie die anderen Vereine, die eine sehr vorteilhafte Financial-Fairplay-Situation oder eine viel bessere wirtschaftliche Situation haben als wir. Der Barcelona-Fan muss das verstehen." Mehr noch: "Wir brauchen Stabilität, wir brauchen Zeit." Am Abend nach dem 2:0-Sieg legte Xavi dann noch mal nach: "Ich habe nur gesagt, was ich denke. Die Situation ist nicht einfach, und wir arbeiten daran, diese Situation zu ändern."

Nun ist klar: Keine einzige von Xavis Hoffnungen hat sich erfüllt. Denn die bedrückend offene Rede war zu offen für die Klubführung der Katalanen. Insbesondere Präsident Joan Laporta brachte nämlich so gar nichts von dem auf, was sich die Vereinslegende gewünscht hat: Weder Verständnis noch Stabilität oder Zeit.

Der Kader

Xavi hatte mit seiner freimütigen Bestandsaufnahme recht: Dieses Barcelona hat nichts mehr mit dem vor 25, 15 oder auch nur fünf Jahren gemeinsam. Zeiten, in denen der Klub den europäischen Fußball dominierte und prägte. Zeiten, in denen große Fußballer zum großen Barça wollten, um dort noch größer zu werden – weil es nichts Größeres gab im Sport. Messi, Andrés Iniesta, Luis Suárez, Sergio Busquets, Jordi Alba, Gerard Piqué, Carles Puyol, Pedro – einige dieser Vereinsgranden sind erst seit Kurzem nicht mehr im Klub, und doch wirken diese Zeiten schon ewig her.

Real Madrid, der Erzfeind? Distanzierte den Rivalen in den drei "Clásicos" dieser Saison deutlich, besonders das Duell im Supercup war eine aus Barça-Sicht demütigend einseitige Angelegenheit (mehr dazu lesen Sie hier). Und Real wird sich voraussichtlich mit Kylian Mbappé weiter wesentlich verstärken – der Wechsel des französischen Weltstars in die spanische Hauptstadt steht übereinstimmenden Berichten zufolge vor dem endgültigen Abschluss.

In Barcelona dagegen steht selbst der Königstransfer der letzten Jahre, der frühere Bayern-Torjäger Robert Lewandowski, ständig in der Kritik, kann an seine Glanzleistungen aus Münchner Zeiten nicht mehr in gewohnter Regelmäßigkeit anknüpfen (mehr dazu lesen Sie hier).

Immerhin: Mit dem Langzeitverletzten Gavi, der seit Monaten schon mit einem Kreuzbandriss ausfällt, dem immer wieder angeschlagenen Pedri und Frenkie de Jong (Knöchelverletzung) werden zur neuen Saison drei Leistungsträger – so die Hoffnung – wieder in voller Stärke zurückkehren. Dazu wird erwartet, dass der erst 16-jährige Lamine Yamal, der als die große Klub-Hoffnung gilt, weitere Fortschritte macht. Laut Laporta habe Barcelona zuletzt ein Angebot über 200 Millionen Euro für den Angreifer abgelehnt.

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Darüber hinaus aber sind dem Klub auch durch strikte Financial-Fairplay-Auflagen auf dem Transfermarkt weitgehend die Hände gebunden – was Laporta als Neuausrichtung zu verbrämen versuchte: "Wir brauchen keine großen Neuverpflichtungen. Es wird Veränderungen geben, aber ich erwarte keine großen, nur Mannschaftsspieler", sagte der Funktionär erst im April. "Unsere Priorität ist es, der Mannschaft zu vertrauen, die wir jetzt haben. Wir wollen keine Spieler verpflichten, die unsere Harmonie stören könnten."

Die Finanzen

Die Wahrheit ist aber auch: Finanziell ist Barça seit geraumer Zeit ein Sorgenkind. Über eine Milliarde Euro an Verbindlichkeiten sollen die Katalanen noch immer belasten – zu freigiebig war man in den vergangenen Jahren mit üppigen Gehältern und Ablösesummen. Die Freigiebigkeit führte dazu, dass zeitweise 74 Prozent der Gesamtausgaben für Spielergehälter aufgewendet werden mussten. Auch das Corona-Jahr ohne Zuschauereinnahmen war ein Schlag ins Kontor.

"Es ist der einzige Klub in der Welt, der kein Geld hat, aber jeden Spieler kauft, den er will. Es ist irgendwie komisch, irgendwie verrückt", wunderte sich der damalige Bayern-Trainer Julian Nagelsmann noch 2022. Mittlerweile backt der Klub aber zumindest für seine Verhältnisse kleine Brötchen: Vor der abgelaufenen Saison wurden nur gut 43 Millionen Euro ausgegeben – davon 40 Millionen für den Brasilianer Vitor Roque. Der deutsche Nationalmannschaftskapitän Ilkay Gündoğan kam sogar ablösefrei von Manchester City.

Die Transferbilanz aber ist gespickt mit sündhaft teuren Fehleinkäufen:

2017/18: 135 Millionen Euro für Ousmane Dembélé von Borussia Dortmund. Der launige Franzose konnte die hohen Erwartungen aber nie erfüllen, war immer wieder Verkaufskandidat. Ging im vergangenen Sommer für 50 Millionen Euro zu Paris Saint-Germain.

2017/18: 135 Millionen Euro für Philippe Coutinho vom FC Liverpool. Der Brasilianer wurde in Katalonien nie glücklich, wurde gleich mehrfach ausgeliehen, unter anderem an den FC Bayern. Ging 2022 für 22 Millionen Euro zu Aston Villa. Ist von dort mittlerweile ausgeliehen an Al-Duhail SC in Katar.

2019/20: 120 Millionen Euro für Antoine Griezmann von Atlético Madrid. Auch der französische Torjäger konnte im blau-rot gestreiften Trikot nie voll überzeugen, ging bereits 2022 für eine Leihgebühr von 10 Millionen Euro zurück zu Atlético, das ihn im vergangenen Sommer für nochmals 22 Millionen Euro wieder fest zurückholte.

Auch, dass Haus und Hof mehr oder weniger verscherbelt wurden (mehr dazu lesen Sie hier), brachte keine langfristige Entlastung. Und jetzt könnte auch noch eine saftige Abfindung für Xavi hinzukommen – dieser könnte nämlich auf 15 Millionen Euro für sich und sein Trainerteam bestehen, berichtet "La Vanguardia".

Die größte katalanische Tageszeitung berichtet dazu, dass der Klub bereits nach neuen Geldgebern in den USA und Dubai suche. Positiv sei, dass die Spielergehälter auf mittlerweile insgesamt 500 Millionen Euro gedrückt worden seien. Das gilt im Sommer 2024 bereits als gute Nachricht beim Klub.

Zeitnah wird Hansi Flick also erfahren, worauf er sich da wirklich eingelassen hat beim FC Barcelona.

Verwendete Quellen
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