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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sie kennen sich aus Hoffenheim Weggefährte spricht über Nagelsmanns Zukunft
Seit Julian Nagelsmanns Aus beim FC Bayern sind einige Monate vergangen. Wie geht es für ihn weiter? t-online hat mit einem Bekannten gesprochen.
Die Zukunft von Julian Nagelsmann ist ungewiss. Nach seinem Rauswurf beim FC Bayern im März dieses Jahres wurde er bereits mehrfach bei europäischen Klubs gehandelt. Geht er nach England zum FC Chelsea oder zu Tottenham Hotspur? Nein. Beide Vereine stellten mit Mauricio Pochettino und Ange Postecoglou bereits andere Cheftrainer vor. Dann wurde spekuliert, ob Nagelsmann womöglich nach Frankreich zu Spitzenreiter Paris Saint-Germain wechselt. Doch auch das kann nicht mehr passieren.
Denn: PSG hat mit Luis Enrique am vergangenen Mittwoch seinen neuen Coach präsentiert. Real Madrid wurde ebenfalls mit dem 35-Jährigen in Verbindung gebracht, doch Trainer Carlo Ancelotti bleibe zumindest bis zum Ende seines Vertrags (2024), hieß es.
Nagelsmanns Zukunft bleibt also unklar. Besorgt, weil der junge deutsche Trainer sich verpokert haben könnte, ist Kevin Stotz nicht. Er kennt Nagelsmann aus gemeinsamer Zeit in Hoffenheim. "Der Julian ist ein intelligenter junger Mann, der sehr kompetent ist und gut beraten wird. Er wird am besten wissen, was für ihn infrage kommt", sagt Stotz im Gespräch mit t-online.
Ein Rat für Nagelsmann?
Stotz, 32 Jahre alt, ist ebenfalls Trainer und erinnert sich gerne an seine Zeit in Hoffenheim zurück: "Es war meine erste Station und es war sensationell. Bei Julian habe ich eine Hospitation gemacht, als er die U19 trainierte." Für ihn sei damals schon absehbar gewesen, dass Nagelsmann ein guter Trainer ist. Seinen Weg findet Stotz überragend. "Er war für mich der Einzige, bei dem es immer gut lief." Nach dem Rauswurf beim deutschen Rekordmeister habe er dann gedacht: "Hier sieht man, dass es auch für ihn mal nicht läuft." Die Erfahrung aber gehöre dazu – "egal in welcher Liga".
Ein Rat für den ehemaligen Bayern-Trainer? Laut Stotz muss Nagelsmann danach gehen, was ihn reizt: Seiner Meinung nach ist es jedoch unwahrscheinlich, dass sich Nagelsmann für einen Klub in Deutschland entscheidet, denn da gebe es nicht viel Auswahl. Auch im Ausland könnte es schwierig werden. "Die ganzen interessierten Vereine haben mitbekommen, als es nicht so gut lief".
Stotz selbst begann seine Trainerkarriere ebenfalls sehr früh. Als er in Hoffenheim durch ein Praktikum in den Verein "hineinrutschte, war ich noch sehr jung". Er durchlief von 2012 bis 2015 Stationen in der Videoanalyse, im Training und Scouting. Es folgten Hospitanzen unter anderem in Freiburg, Dortmund, München und Barcelona. Festlegen wollte sich Stotz aber noch nicht. Mittlerweile ist er 32 Jahre alt und hat neben Erfahrungen im Profifußball auch den Nachwuchs kennengelernt.
Stotz: "Manche Spieler fühlen sich als was Besseres"
"Ich orientiere mich immer am höchsten Niveau. Barcelona war außergewöhnlich, ich war total beeindruckt", erzählt er. Stotz besuchte die Jugendakademie La Masia erst kürzlich im Februar. Interessant sei vor allem gewesen, dass es dort egal gewesen sei, ob er das Training der C-Junioren oder das von der U16 beobachtet habe: "Die trainieren alle dasselbe. Es unterscheidet sich zwar von der Intensität", die Herangehensweise sei jedoch vom Verein vorgegeben. "Es ist schön zu sehen, dass dort eine klare Linie zu erkennen ist", meint er weiter.
Im Nachwuchsbereich ist Stotz aber vor allem eins aufgefallen: "Manche Spieler fühlen sich als was Besseres – ohne Begründung. Sie denken zu früh, etwas zu sein." Seiner Meinung nach sollten sie Selbstkritik üben.
Kontakt zu Felix Magath
Ein weiteres Problem hat er im Nachwuchs erkannt: Es werde nach der Größe, der Athletik entschieden – ein 1,95 Meter großer Profi gehöre schließlich in die Abwehr. Und der Durchbruch in die Profimannschaft sei ohnehin viel zu realitätsfern, das Wort Akademie falsch gewählt. Als er in Freiburg hospitiert habe, sei ihm aufgefallen: "Sie nennen sich Fußballschule und es geht darum, in erster Linie Spieler technisch auszubilden – erst dann kommt die Athletik." Und genau das sei der bessere Weg.
Stotz selbst steht nach seinen Laufzeiten als Chefcoach beim FK Pirmasens und der Co-Trainerstation unter Felix Magath in China bei SD Luneng nun eine schwere Entscheidung bevor: Geht es in den Profifußball oder in den Nachwuchsbereich? "Ich möchte mich noch nicht festlegen, ich muss offen sein", sagt er. Ob Magath ihm da weiterhelfen könne? Die beiden stehen offenbar auch heute noch in Kontakt, "hatten sogar vor kurzer Zeit erst miteinander telefoniert", so Stotz.
- Telefongespräch mit Kevin Stotz