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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nations-League-Finale Letzte Chance für die goldene Generation
Kroatien steht im Endspiel der Nations League. Gegen Spanien könnte sich Kapitän Luka Modrić endlich krönen. Es könnte die letzte Chance für ihn und das Land sein.
Dass man mit 37 Jahren noch der entscheidende Faktor für den Erfolg der eigenen Mannschaft sein kann, bewies Luka Modrić am vergangenen Mittwoch in Rotterdam eindrucksvoll. Der Mittelfeldspieler von Real Madrid führte die kroatische Nationalmannschaft gegen die Niederlande zu einem 4:2-Sieg nach Verlängerung im Halbfinale der Nations League. Und wie er das tat, stand mal wieder für absolute Weltklasse.
Den Strafstoß zum 1:1-Ausgleich holte Modrić selbst raus, das zwischenzeitliche 3:2 legte er Joker Bruno Petkovic auf. Den Schlusspunkt setzte der Routinier dann wieder persönlich, ebenfalls per Foulelfmeter. Damit sicherte er fast im Alleingang Kroatiens Ticket für das Endspiel gegen Spanien (ab 20:45 Uhr live im ZDF und im Liveticker bei t-online).
Das Finale könnte derweil der letzte Auftritt des Weltfußballers von 2018 im Trikot seines Heimatlandes werden. Womöglich ist es auch Kroatiens letzte Chance auf einen großen Titel und die damit verbundene Krönung einer goldenen Generation.
Vizeweltmeister und "Tage des Stolzes"
Denn das kleine osteuropäische Land hat in den vergangenen Jahren insbesondere bei Weltmeisterschaften auf sich aufmerksam gemacht. Allein der Titel wollte am Ende nicht dabei herausspringen.
2018 führte ein überragender Luka Modrić seine Mannschaft ins WM-Endspiel. Auf dem Weg dorthin hatte Kroatien unter anderem den Turniergastgeber Russland sowie Mitfavorit England aus dem Weg geräumt. Im Finale wartete Frankreich. Die Startruppe um Kylian Mbappé war jedoch eine Nummer zu groß. Am Ende unterlag Kroatien unglücklich mit 2:4.
"Die Erinnerung an diese Tage des Stolzes und Ruhmes wird ewig leben", schrieb die kroatische Tageszeitung "Jutarnji list" im Anschluss an das Finale. Und es sollten sogar noch weitere stolze Momente für Kroatien folgen. Denn nachdem bei der EM 2021 schon im Achtelfinale Schluss gewesen war, gelang der Mannschaft bereits bei der nächsten Weltmeisterschaft ein erneuter Coup.
Kroatien lässt Brasilien trauern
Denn auch bei der Winter-WM in Katar wusste das Team von Trainer Zlatko Dalić zu überzeugen. Und zeigte abermals, wie nervenstark es ist. Schon bei der WM 2018 war Kroatien zweimal über die Lotterie Elfmeterschießen ins Halbfinale eingezogen. 2022 zeichnete sich ein ähnliches Bild ab.
Im Achtelfinale wurde zunächst Japan vom Punkt ausgeschaltet. Und im Viertelfinale schließlich auch das bis dato stärkste Team des Turniers. Brasilien hatte alle vorherigen Partien überzeugend für sich entschieden. Doch dann kam Kroatien.
Die Führung von PSG-Superstar Neymar egalisierte Bruno Petković drei Minuten vor Ablauf der Verlängerung. Im Elfmeterschießen zogen die Südamerikaner den Kürzeren. Alle kroatischen Schützen hatten getroffen. Auch Luka Modrić.
Karriereende nach dem Titel oder EM in Deutschland?
Dass es auch 2022 nicht zum WM-Pokal reichte, lag dann am wohl besten Fußballer der Welt. Gegen Lionel Messi und Argentinien hatte Kroatien im Halbfinale keine Chance. Eine Medaille gab es trotzdem. Im Spiel um Platz drei reichte ein 2:1 gegen Marokko für Bronze.
Jetzt greift Kroatien erneut nach einem Titel. Es könnte die letzte Möglichkeit für das Team sein. Denn viele Stars der vergangenen Turniere wie Ex-Bundesligaprofi Ivan Perišić oder Hoffenheim-Stürmer Andrej Kramarić sind in die Jahre gekommen. Andere Stars wie Mario Mandžukić und Ivan Rakitić haben ihre Karriere in der Nationalelf schon beendet.
Nicht so Luka Modrić. Nach der WM 2022 verkündete er, dass er noch mindestens bis zum Ende der Nations League weiter für sein Land auflaufen wolle. "Meine Zukunft ist nicht wichtig. Wir sind hier, um einen Titel zu holen", sagte er jetzt im Rahmen des Endspiels, das im Stadion Feijenoord stattfindet. "Ich denke nur ans Finale, alles andere sehen wir danach."
Finale
Sonntag, 18.06.
Ob er also auch die Europameisterschaft in Deutschland 2024 spielt, steht in den Sternen. Ein Ende seiner Nationalmannschaftskarriere nach dem Finale gegen Spanien wäre bei einem Sieg nur logisch. Denn dann hätte er sich und die goldene Generation der Kroaten gekrönt – zumindest mit einem kleinen Titel.
Die Revanche gegen den kommenden Gegner wäre in diesem Fall ebenfalls geglückt. Denn wer kegelte Kroatien eigentlich 2021 bei der Europameisterschaft raus? Richtig, Spanien. Und das auch noch im Elfmeterschießen. Wie sollte es anders sein.
- spiegel.de: "Letzter Modric-Auftritt für Kroatien? "Denke nur ans Finale"
- sueddeutsche.de: "Für Kroatien ist auch Platz zwei ein Wunder"
- Eigene Recherche