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FC Chelsea: Die Zeit von Thomas Tuchel bei den "Blues" im Zeitraffer


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Bei den "Blues" gefeuert
Als Thomas Tuchel beim FC Chelsea der Kragen platzte


Aktualisiert am 08.09.2022Lesedauer: 5 Min.
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Thomas Tuchel: Nach nicht einmal zwei Jahren trennen sich die Wege des früheren Welttrainers und des FC Chelsea. (Quelle: IMAGO/Steven Paston)

Thomas Tuchel ist nicht mehr Trainer des FC Chelsea. Damit endet eine ereignisreiche Zeit für den deutschen Coach. Die wichtigsten Stationen seiner Amtszeit im Überblick.

Ausgerechnet sein 100. Pflichtspiel als Chelsea-Trainer wurde ihm zum Verhängnis: Nach der 0:1-Pleite gegen Außenseiter Dinamo Zagreb zum Auftakt der neuen Champions-League-Saison trennten sich die "Blues" von ihrem deutschen Übungsleiter. Eine überaus überraschende Meldung, hatten britische Medien die Tage zuvor noch über eine vorzeitige Vertragsverlängerung mit dem 49-Jährigen spekuliert. Doch so endet die nicht einmal zweijährige Ära Tuchel beim FC Chelsea weit vor Ablauf des bis Sommer 2024 datierten Arbeitspapiers.

Es ist viel geschehen in den gut 20 Monaten, in denen Tuchel das Spitzenteam aus Westlondon trainiert hat. t-online blickt auf eine turbulente Zeit zurück.

Die Übernahme

Gut einen Monat, nachdem er am Heiligabend 2020 von Paris Saint-Germain entlassen wurde, übernimmt Tuchel den sich in einer tiefen Krise befindenden FC Chelsea. Ende Januar stehen die "Blues" nur auf Platz neun der heimischen Premier League, nachdem der Versuch, Klublegende Frank Lampard auch auf dem Trainerposten zu einer Ikone an der Stamford Bridge werden zu lassen, krachend gescheitert war.

Dass Tuchel den Job in Westlondon annahm, kam überraschend, hieß es zuvor stets, der frühere Bundesliga-Coach wolle keine Mannschaft ohne Vorlaufzeit in Form eines Winter- oder Sommertrainingslagers übernehmen. Das Angebot, mit dem FC Chelsea erstmals auch einen Topklub in der Premier League zu coachen, dürfte den Schwaben diese Bedenken schnell über Bord werfen lassen haben.

Das erste Spiel

Sein Debüt auf der Bank der "Blues" feiert Tuchel in einem Heimspiel gegen die Wolverhampton Wanderers. Zwar kommt Chelsea nicht über ein torloses 0:0 hinaus, dennoch lässt sich direkt erkennen, für welchen Fußball Tuchel steht.

Chelsea stellt mit 78,9 Prozent Ballbesitz und 820 angekommenen Bällen gleich zwei Rekorde bei der Premiere eines neuen Trainers in der Premier League auf.

Neue Rekorde: Chelsea wird zu den Unschlagbaren

Tuchel stabilisiert Chelsea in den kommenden Wochen immer weiter. Auch die Ergebnisse stimmen zusehends. In der Champions League setzen sich die "Blues" gegen das schwer zu bespielende Atlético Madrid durch und erreichen das Viertelfinale; in der Premier League schafft es Tuchel, als erster Trainer in seinen ersten fünf Spielen ohne Gegentor zu bleiben. Bis April baut Tuchel seine Serie ohne Niederlage mit dem FC Chelsea auf 14 Spiele aus. Aus den Kriselnden sind die Unschlagbaren geworden.

Tuchel erreicht gleich zwei Endspiele

Im Saisonendspurt holt Tuchel mit dem FC Chelsea das Maximale aus einer scheinbar verkorksten Saison heraus: Das Team qualifiziert sich als Tabellenvierter sicher für die folgende Champions-League-Saison und zieht zudem in die Endspiele um den FA Cup sowie die Champions League ein.

Während er im Finale um den ältesten Vereinspokal der Welt eine 0:1-Niederlage gegen Leicester City hinnehmen muss, hofft Tuchel in der Königsklasse um Genugtuung. Ein Jahr zuvor hatte er das Corona-Endspiel von Lissabon mit Paris denkbar knapp mit 0:1 gegen den FC Bayern verloren. Nun soll in Porto alles anders kommen ...

Der große Triumph: Tuchel krönt Chelsea zum besten Team Europas

Am 29. Mai 2021 hat er es endlich geschafft: Thomas Tuchel ist Champions-League-Sieger. Dank des Treffers von DFB-Star Kai Havertz – und einer fragwürdigen taktischen Ausrichtung des gegnerischen Trainers Pep Guardiola – schlägt der FC Chelsea Manchester City mit 1:0. Für die "Blues" ist es nach 2012 der zweite Triumph in der Königsklasse.

Besonderes Detail: Tuchel trägt beim größten Erfolg seiner Trainerkarriere ein Paar Schuhe, das ihm Paris Saint-Germains Präsident Nasser Al-Khelaifi einst geschenkt hatte. Es ist eine stille, aber kraftvolle letzte Abrechnung mit den Machern des französischen Hauptstadtklubs, die nicht mehr an Tuchel glauben wollten.

Der Start in die erste frische Saison

Euphorisiert vom Champions-League-Titel startet Chelsea unter Tuchel mit einer weiteren Serie an ungeschlagenen Partien. Erst am neunten Spieltag müssen die "Blues" die erste Saisonniederlage in der Premier League hinnehmen.

Dazwischen gab es auch noch einen guten Grund zum Feiern: Chelsea schlägt im nordirischen Belfast Europa-League-Sieger Villarreal mit 6:5 nach Elfmeterschießen und sichert sich den Uefa Super Cup.

Welttrainer und Klub-Weltmeister

Die Saison geht für Tuchel erfolgreich weiter. Manchester City und der FC Liverpool sind in der Premier League enteilt, Chelsea begeistert trotzdem mit ertragreichem Ballbesitzfußball.

Zudem darf sich Tuchel über weitere Pokale freuen. Erst wird er von der Fifa als Welttrainer des Jahres 2021 ausgezeichnet, dann kann er sich im Februar 2022 durch einen 2:1 Sieg nach Verlängerung gegen den Copa-Libertadores-Sieger Palmeiras Sao Paulo mit Chelsea zum Fifa-Klubweltmeister krönen.

Rückschläge zum Ende der Saison

Die Mission Champions-League-Titelverteidigung endet jäh für Tuchels Chelsea. Nach einer 1:3-Heimpleite im Viertelfinal-Hinspiel gegen Real Madrid kämpfen sich die "Blues" im Rückspiel fast zur Sensation. Doch Karim Benzemas entscheidendes 2:3 in der Verlängerung bedeutet das Aus für den bis dato amtierenden Champions aus London.

Tuchel kann nur schlecht mit dem Ausscheiden leben und verliert sich in wirren Andeutungen einer vermeintlichen Verschwörung zwischen den Unparteiischen und Real-Coach Carlo Ancelotti. Doch der Frust hält nicht lange an, auch weil er sich wieder in die Arbeit stürzt. Nur vier Tage nach dem Aus in der Königsklasse führt er Chelsea zum zweiten Mal in Folge ins FA-Cup-Finale. Doch im Gegensatz zur Champions League wiederholt sich im Pokalendspiel Geschichte: Die "Blues" verlieren erneut, diesmal mit 6:5 nach Elfmeterschießen gegen den FC Liverpool.

Chelsea verfällt ins Chaos – und Tuchel verliert seinen Job

In den letzten Wochen der Saison 2021/2022 interessiert das sportliche Abschneiden Chelseas kaum noch jemanden. Das alles bestimmende Thema an der Stamford Bridge ist der Abschied von Besitzer Roman Abramowitsch in Folge des von Russland begonnenen Krieges in der Ukraine.

Tuchel ist plötzlich mehr als Krisen-PR-Manager denn als Fußballtrainer gefragt – eine Rolle, die ihm überhaupt nicht gefällt. Den Klub vor der Zahlungsunfähigkeit und Topspieler wie Antonio Rüdiger vor dem Abschied sehend, platzt dem auch um seinen eigenen Job fürchtenden Tuchel auf einer Pressekonferenz der Kragen. Er sei Fußballtrainer und habe keine Antworten auf die Fragen, die ihm im Zusammenhang mit Abramowitschs Rolle im Ukraine-Krieg gestellt werden.

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Kurz darauf kauft ein US-amerikanisches Konglomerat um den Unternehmer Todd Boehly den FC Chelsea. Tuchels Job ist gesichert. Doch das soll nur 100 Tage anhalten.

Nach einem vogelwilden Transfersommer und einem durchwachsenen Saisonstart mit zehn Punkten aus sechs Premier-League-Partien entlässt die neue Klubführung um Boehly Tuchel nach der 0:1-Pleite am ersten Champions-League-Spieltag gegen Dinamo Zagreb.

"Die neuen Besitzer nähern sich 100 Tagen im Amt und glauben, dass es nun an der Zeit für einen Wechsel ist", lässt der FC Chelsea in einer Klubmitteilung zur Trennung verlauten. Das abrupte Ende einer wilden Ära in Blau für Tuchel.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen und Recherche
  • Klubmitteilung FC Chelsea
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