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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Löws Abschied Unwürdig
Joachim Löw wird heute offiziell vom DFB verabschiedet. Doch die Veranstaltung in Wolfsburg bietet keinesfalls einen angemessenen Rahmen. Im Gegenteil: Es ist ein unpassender Abschied.
50.000 Zuschauer in Stuttgart, 55.000 in Gelsenkirchen, 60.000 in Berlin. Der Gegner? Frankreich, Spanien, Italien oder Brasilien. Ein packender Fußballabend, die Stimmung ausgelassen. Joachim Löws Abschied hätte so schön sein können. Hätte.
Denn die Realität sieht anders aus. Der langjährige Bundestrainer wird am Donnerstagabend in Wolfsburg verabschiedet. Vor 26.000 Zuschauern bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Bei einem Spiel gegen Liechtenstein.
Der Zeitpunkt fühlt sich falsch an
Die Rahmenbedingungen, unter denen der Weltmeistertrainer feierlich entlassen und für seine Verdienste geehrt wird, sind unwürdig. Gemessen an den Erfolgen, die Joachim Löw mit seiner Mannschaft über Jahre feiern durfte, hätte man dem Badener eine glorreichere Bühne gewünscht. Selbst Löws langjähriger Berater Roland Eitel gestand im Gespräch mit dem Deutschlandfunk ein, dass die Partie in der Autostadt nicht "die ganz große Bühne des internationalen Fußballs ist – für einen Trainer, der immerhin Weltmeister wurde."
"Wir freuen uns, dass wir ihm einen gebührenden Abschied bereiten können", sagte jedoch DFB-Direktor Oliver Bierhoff am Dienstag. Unmittelbar vor dem Abspielen der Nationalhymnen vor dem unbedeutenden WM-Qualifikationsspiel gegen Liechtenstein (ab 20.45 Uhr im Liveticker auf t-online) soll Löw öffentlich verabschiedet werden.
Spieler, Trainer, Betreuer und andere Weggefährten aus 17 Jahren im DFB-Team werden ihm Spalier stehen. Auf den Leinwänden wird dann ein Film laufen – angeblich ohne staatstragende Klänge. "Die richtige Musik ist der Applaus von den Fans", sagt Bierhoff: "Ich glaube, das ist das Schönste, was er dann hören will."
Trotzdem fühlt sich der Zeitpunkt des Abschieds falsch an. Angesichts des Corona-Alarms beim DFB-Team (t-online berichtete), des unattraktiven Gegners und des Austragungsortes Wolfsburg, bekanntlich Stammsitz des aktuellen Hauptsponsors der Nationalmannschaft. Alle im Publikum bekommen als Anreiz für einen Besuch ein DFB-Männertrikot der Größe L. Winterschlussverkauf bei Löws Abschied? Autsch!
Es ist am Ende die kleine Bühne, von der Joachim Löw abtritt. Er selbst wird sich darüber wohl kaum beschweren. Trotzdem: Löw hat Wolfsburg nicht verdient.
Und der DFB verpasst die Chance, ihn angemessen zu verabschieden. Schade.