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Warum Hansi Flick den DFB nicht wie den FC Bayern spielen lassen kann


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Hürden für den Bundestrainer
Warum Flick den DFB nicht wie Bayern spielen lassen kann


Aktualisiert am 02.09.2021Lesedauer: 3 Min.
Hansi Flick: Der neue Bundestrainer hat mit der Nationalmannschaft einiges vor.Vergrößern des Bildes
Hansi Flick: Der neue Bundestrainer hat mit der Nationalmannschaft einiges vor. (Quelle: Tom Weller/dpa)
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Beim FC Bayern sammelte Hansi Flick binnen kurzer Zeit viele Titel. Er war das, was man einen Erfolgstrainer nennt. Doch für sein Bayern-System hat er beim DFB noch ein paar Hürden zu nehmen.

Die Amtszeit von Hansi Flick als Bundestrainer beginnt denkbar unspektakulär – mit einem Spiel gegen Liechtenstein. Positiv betrachtet kann der 56-Jährige im Duell mit einer der kleinsten Fußballnationen Europas erste Experimente unternehmen. Denn bereits die Zusammenstellung des Kaders ließ durchblicken, dass Flick nach der durchwachsenen Europameisterschaft im Sommer einen kleinen personellen Umbruch einleiten möchte.

Für den Kader nominierte er unter anderem die Neulinge David Raum, Nico Schlotterbeck und Karim Adeyemi. Außerdem feiern die beiden Dortmunder Marco Reus und Mahmoud Dahoud sowie PSG-Profi Thilo Kehrer ihre Rückkehr in die Nationalelf. Aus der Spielerwahl lässt sich noch nicht genau ablesen, welchen taktischen Ansatz Flick verfolgen wird. Es dürfte allerdings niemanden überraschen, sollte die DFB-Elf bei den anstehenden Partien gegen Lichtenstein, Armenien und Island recht ähnlich wie der FC Bayern München in den vergangenen Jahren unter Federführung Flicks spielen.

DFB-Elf als Bayern-Kopie

Flick hatte sich schließlich unter anderem mit seinen jüngsten Erfolgen in München für die Nachfolge von Joachim Löw empfohlen. Darüber hinaus wäre das taktische System der Bayern der vergangenen Spielzeiten leicht kopierbar für die Nationalmannschaft. Mit Manuel Neuer, Niklas Süle, Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Serge Gnabry, Jamal Musiala, Leroy Sané und Thomas Müller stehen acht Bayern-Akteure im Kader, die allesamt Kandidaten für die Startelf waren. Müllers Ausfall macht jedoch seinen Einsatz zunichte.

Sie alle beherrschen den Flick'schen Fußball aus dem Effeff. Konkret würde das bedeuten, dass die Deutschen in einem klar strukturierten 4-2-3-1 spielten, in welchem die Spieleröffnung über die beiden Innenverteidiger sowie einen tiefer stehenden Sechser – sehr wahrscheinlich Kimmich – liefe. Die Außenverteidiger würden sich nach der ersten Ballbesitzphase nach vorn bewegen, die davor positionierten Außenstürmer wahlweise in die Mitte ziehen. Verlagerungspässe auf die Flügel wären ein gängiges Mittel, um die Angriffe voranzutreiben.

Zielspieler fehlt weiter

Einen kleinen Haken hätte die Kopie des Bayern-Systems jedoch: Der deutsche Rekordmeister verfügte in den vergangenen Jahren über einen besseren Kader als die Nationalmannschaft momentan. Gerade in der Abwehr fehlt es ein wenig an spielerischer Qualität, um etwa gegen aggressive Pressingteams den Ballbesitz zu sichern und erste Raumgewinne zu erzielen. Zudem hat die DFB-Elf weiterhin keinen offensiven Zielspieler vom Schlage eines Robert Lewandowski, der lange Zuspiele wie mit einem Magneten im Schuh festmachen kann.

Ein zentrales Element der Flick-Bayern war diese Geradlinigkeit in der Spitze. Lewandowski wurde oftmals angespielt und legte postwendend auf Müller oder Gnabry ab. In der Nationalmannschaft könnte es hingegen sein, dass Müller selbst in vorderster Front agieren müsste und dort eben seine Stärken als Raumdeuter und Schleicher zwischen den gegnerischen Verteidigungslinien nicht vollends zur Geltung kämen. Mit Adeyemi hat Flick einen Mittelstürmer nominiert, aber der 19-Jährige fühlt sich wohler, wenn er mit Tempo hinter die Verteidigung gehen kann und nicht mit dem Rücken zum Tor à la Lewandowski den Ball behaupten muss.

Dreierkette als Alternative

Wenngleich Flick bei den Bayern auf eine Viererkette setzte, könnte er ähnlich wie Löw bei der Europameisterschaft auch auf eine Dreierkette etwa in einem 3-4-3-System setzen. Denkbar wäre dies auch deshalb, weil mit Ridle Baku und Robin Gosens zwei klassische Flügelläufer für dieses System im Kader stehen. Gerade Gosens ist als etwas offensiverer Flügelspieler, den er auch in seinem Verein spielt, besser aufgehoben als in der Rolle des Außenverteidigers. Bei der EM funktionierte das 3-4-3 nur bedingt, was beispielsweise an der zurückhaltenden Spielweise der Dreierkette und dem Fehlen von Kimmich im Mittelfeldzentrum lag.

Eine große Revolution ist unter Flick in jedem Fall nicht zu erwarten. Er wird hingegen die Aufgaben pragmatisch angehen und nach Wegen suchen, um an beiden Enden des Spielfelds bessere Resultate zu erzielen. Die Verpflichtung des dänischen Ecken- und Freistoß-Trainers Mads Buttgereit ist beispielsweise ein Fingerzeig, dass Flick überall die Schwächen nach und nach ausmerzen möchte.

Der 56-Jährige wird strategisch und spielphilosophisch an seine Zeit bei den Bayern anknüpfen. Das bedeutet, wir werden eine DFB-Elf sehen, die zunächst Ballsicherheit gewinnen und anschließend mit Tempo in die vorderen Offensivräume spielen möchte. Die Arbeit gegen den Ball wird voraussichtlich etwas aggressiver als zuletzt unter Löw aussehen, wobei die Intensität von Spielphase zu Spielphase variieren könnte, um entsprechend Power für 90 Minuten zu haben. Flick ist nicht gekommen für einen radikalen fußballerischen Umbau, sondern für den Aufbau einer neuen, mit viel Offensivtalent bestückten, Mannschaft.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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