Fußball-EM Corona-Schreck bei Kroaten, Spanien-Angst dank Modric
Kopenhagen (dpa) - Die eindringlichste Warnung kommt von Spaniens größtem Kroatien-Kenner. "Sie sind viel mehr als nur Modric", sagt RB Leipzigs Dani Olmo, der über fünf Jahre in Kroatien spielte, die Sprache perfekt beherrscht und im Land des EM-Achtelfinalgegners verehrt wird. So wie Luka Modric in Spanien.
Der ehemalige Weltfußballer wird bemerkenswerterweise der einzige Profi von Real Madrid auf dem Platz am Montag (18.00 Uhr/ZDF und Magenta TV) im Parken-Stadion von Kopenhagen sein. Er könnte Luis Enrique nach dessen Verzicht auf Modrics spanische Vereinskollegen in seinem EM-Kader ein Real-Trauma bescheren. "Es ist wichtig, dass er sein Potenzial nicht abrufen kann", betonte Spaniens Torwart Unai Simón von Athletic Bilbao bereits.
Dieser 1,72 Meter große Modric aus Zadar an der dalmatinischen Küste steht nach dem kurzfristigen Corona-Ausfall von Ivan Perisic mehr denn je im Blickpunkt. "Er steht schon über uns allen: über Prosinecki, über Boban, über mir. Er ist der Beste der Besten", pries Kroatiens legendärer Davor Suker, seit 2012 Verbandschef, Modric in einem Interview der "El Pais"
Perisic umgehend in Isolation
Es werde kompliziert, befürchtete daher auch Spaniens Coach Luis Enrique schon vor dem positiven Befund für Perisic. Diesen bekamen die Kroaten am Samstagabend: Der ehemalige Bundesliga-Profi des FC Bayern, von Borussia Dortmund und des VfL Wolfsburg wurde umgehend isoliert. Alle anderen Tests waren negativ ausgefallen, der Reise vom EM-Camp vom Rovinj nach Kopenhagen stand nichts im Weg.
Perisics Fehlen ist aber ein schwerer Verlust. Mit vier Toren ist er Kroatiens EM-Rekordtorschütze. "Im letzten Moment haben wir einen unserer besten Spieler für dieses Spiel verloren. Das war ein Schock für uns alle", sagte Trainer Zlatko Dalic am Sonntag. Auch Perisic selbst sei "schockiert" gewesen. "Er hat sich mehrfach entschuldigt. Es ist nicht einfach für ihn. Denn er war in einer Topform."
Dass die Kroaten überhaupt in der ersten K.o.-Runde stehen, haben sie neben Modric eben diesem Perisic zu verdanken: Beim 1:1 gegen Tschechien rettete er ein Remis, gegen Schottland sicherte er mit dem 3:1 Platz zwei. Aussichtsreichste Anwärter auf seinen Platz im Team sind der Wolfsburger Josip Brekalo und der ehemalige Frankfurter Ante Rebic, der seit 2019 für den AC Mailand spielt.
Wie reagiert Spanien?
Inwiefern Luis Enrique auf den prominenten Ausfall beim Gegner reagieren wird, ist offen. Das 5:0 gegen die Slowakei im alles entscheidenden Gruppenspiel hat für Aufbruchstimmung bei den Spaniern gesorgt, mit Blick auf Mannschaften um Spieler wie Modric oder ein mögliches Viertelfinale gegen Frankreich mit Kylian Mbappé titelte die Sportzeitung "As" allerdings auch schon: "Ein Everest für die Roja."
Der erlösende erste Turniersieg nach zuvor zwei wenig erbaulichen Unentschieden brachte die Spanier zum sprudeln, es war die Flasche Schaumwein, von der Luis Enrique vor dem Gruppenfinale gesprochen hatte, die ploppte. "Nun ist es Zeit, die nächste zu öffnen", betonte der spanische Nationalcoach mit Blick auf das anstehende erste K.o.-Spiel, das die kroatische Zeitung "Sportske novosti" den "Euroclasico" taufte.
2012 gelang Spanien ein mühevoller 1:0-Achtelfinalsieg als damaliger Welt- und Europameister auf dem Weg zur EM-Titelverteidigung, 2016 sicherte sich Kroatien durch einen 2:1-Erfolg den Gruppensieg. "Verlangen nach Rache", konterte "As" mit Blick auf das bis dato letzte EM-Duell, das den Spaniern im Achtelfinale Italien als Gegner und das frühe Aus beschert hatte.
Bei einem gemeinsamen Essen in einem Restaurant auf der Plaza de la Independencia in Madrid schworen sich die Spanier um ihren 18 Jahre alten EM-Shootingstar Pedri auf die kommende Partie ein. "Und zum Nachtisch Kroatien", titelte daraufhin die Sportzeitung "Marca". Wenig Appetit dürften die Spanier dabei auf ein Elfmeterschießen haben, auch wenn sie es auf Wunsch der Spieler am Ende jedes Trainings im Camp in Las Rozas de Madrid fleißig üben. Zu schlecht ist aber die Bilanz mit mittlerweile fünf vergebenen Strafstößen in Serie aus dem Spiel heraus. Selbst Keeper Simon bot sich jüngst schon öffentlich als Schütze an.