Neuer Chelsea-Coach Viel Arbeit für Tuchel: Liga, Königsklasse, deutsches Trio
London (dpa) - Nachdem Thomas Tuchel 2018 den Trainerjob bei Paris Saint-Germain übernommen hatte, legte er mit dem französischen Hauptstadt-Club einen Traumstart mit 14 Siegen nacheinander in der Liga hin.
Wenn der frühere Dortmunder und Mainzer Coach nun am heutigen Mittwoch (19.00 Uhr) sein Debüt für den FC Chelsea in der Premier League gibt, hoffen die Blues auf ein ähnliches Kunststück. Denn die Lage ist ernst an der Stamford Bridge.
Auf Tuchel wartet viel Arbeit.
PREMIER LEAGUE: Trotz einer 250 Millionen Euro teuren Transferoffensive im Sommer liegt Chelsea nur auf dem zehnten Platz in der Liga. Zuletzt gab es unter Frank Lampard nur einen Sieg aus acht Ligaspielen. Dabei ist die Champions-League-Teilnahme eigentlich Pflicht. Entsprechend müssen Punkte her, möglichst schon in den Heimspielen am Mittwoch gegen die Wolverhampton Wanderers und am Sonntag gegen den FC Burnley. Danach wartet das schwere London-Derby bei Tottenham Hotspur (4. Februar).
CHAMPIONS LEAGUE: Dass Chelsea in der vergangenen Saison sang- und klanglos gegen den FC Bayern bereits im Achtelfinale der Königsklasse ausgeschieden war, dürfte Clubchef Roman Abramowitsch maßlos geärgert haben. Unter Tuchel sollen die Blues in der Champions League wieder eine Rolle spielen. Da sollte im Achtelfinale gegen den unbequemen Primera-Spitzenreiter Atlético Madrid in den Spielen am 23. Februar und 17. März möglichst nicht Endstation sein.
POKAL-WETTBEWERBE: Im Ligapokal ist Chelsea bereits raus, aber im FA Cup winkt gegen Zweitligist FC Barnsley (10. Februar) der Einzug ins Viertelfinale.
DEUTSCHES TRIO: Mit der Verpflichtung von Tuchel sind bei Chelsea auch die Hoffnungen verknüpft, dass die Formkurve der für viele Millionen verpflichteten deutschen Landsmänner Timo Werner und Kai Havertz endlich steigt. Zuletzt stand das deutsche Duo nicht mal mehr regelmäßig in der Startelf. In Lampards letztem Spiel, dem 3:1-Pokalsieg gegen Luton Town, verschoss Werner einen Strafstoß. Auch Verteidiger Antonio Rüdiger spielte zuletzt kaum eine Rolle.
SYSTEM: Als Fußballer war Lampard ein Weltstar, als Trainer tat sich die Chelsea-Ikone schwer. Ein richtiges System war beim früheren Mittelfeldprofi nicht zu erkennen. Das soll sich unter Tuchel ändern. Sein anspruchsvoller Angriffsfußball mit dem blitzschnellen Pressing soll bei den Blues den Erfolg wieder zurückbringen.
MEDIEN-ECHO:
Die Verpflichtung von Thomas Tuchel als Chelsea-Trainer hat in der britischen Presse überwiegend positive Reaktionen hervorgerufen. Er "könnte absolut der richtige Mann sein, um Chelseas Position als Premier-League-Macht neben Liverpool und Manchester City wiederherzustellen", schrieb die "Daily Mail". Die Zeitung "Telegraph" lobte, die Londoner hätten "einen der klügsten Köpfe" des Fußballs verpflichtet. "The Athletic" nannte Tuchel ein "taktisches Chamäleon", von dessen Stil die deutschen Chelsea-Profis Timo Werner und Kai Havertz profitieren könnten.
Die britischen Medien erinnerten auch an die deutlichen Meinungsverschiedenheiten mit den Vereinsverantwortlichen bei Tuchels bisherigen Stationen: "Es wird spannend zu sehen, wie er mit der Politik des FC Chelsea und der Welt von (Clubinhaber) Abramowitsch umgeht", schrieb der "Telegraph".
Dass er Clubikone Frank Lampard ersetzt, birgt laut "Guardian" ein Risiko. "Man kann schon hören, wie die Messer geschärft werden", schrieb die Zeitung. "Lampards Freunde in den Medien stören sich bereits an der Anwesenheit dieses Außenseiters, der schon vorher einige Leute verärgert hat und von dem sie bald Konflikte und Fehlentscheidungen erwarten."