Nations League In letzter Sekunde – DFB-Elf vergibt Sieg gegen Spanien
Die DFB-Elf und Spanien liefern sich ein umkämpftes Duell auf Augenhöhe, am Ende kassiert die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw einen späten Schocker.
Bitterer Auftakt für die deutsche Nationalmannschaft in die Nations League: Im Kracher gegen Spanien sah die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw lange wie der Sieger aus, kassierte kurz vor Spielende aber den Ausgleich und trennte sich 1:1 (0:0). Timo Werner hatte die DFB-Elf in Führung gebracht (51.), José Gaya erzielte in der Nachspielzeit noch den Ausgleich (90.+6).
Das Unentschieden beim kniffligen Kaltstart ging aber aus einem anderen Grund in die Annalen ein: Aufgrund der Corona-Auflagen war es das erste Geisterspiel der deutschen Länderspielgeschichte. Torschütze Werner musste seinen zwölften Länderspiel-Treffer auf Vorlage von Debütant Robin Gosens in seiner Geburtsstadt Stuttgart vor leeren Rängen feiern. "Das ist sehr ärgerlich, wir haben viel reingesteckt ins Spiel, sind sehr viel gelaufen", sagte Werner nach der Partie. "Nach dem Tor haben wir uns vielleicht zu weit hinten reindrücken lassen."
Bundestrainer Joachim Löw war trotz des Ergebnisses angetan: "Unsere Jungs haben alles gegeben, haben gefightet bis zum Schluss. Es war gut, ich kann zufrieden sein. Wir hatten im Spiel insgesamt die besseren Chancen als die Spanier. Es ist viel passiert in der ersten Halbzeit, es war fast ein Schlagabtausch."
Deutschland ohne vier Bayern-Helden
Ohne die vier Münchner Triple-Helden um Torwart Manuel Neuer und Torjäger Serge Gnabry fehlten bei der DFB-Auswahl zwar noch die Automatismen, doch kämpferisch wussten Werner und Co. gegen die zuvor in elf Spielen ungeschlagenen Spanier zu überzeugen. Bereits am kommenden Sonntag (20.45 Uhr/ZDF) in Basel gegen die Schweiz steht für Deutschland das zweite Gruppenspiel der Nations League an.
Der DFB hätte zum ersten Länderspiel des Jahres zwar gerne 500 ausgewählte Menschen aus dem Gesundheitswesen eingeladen, doch die UEFA lehnte dieses Ansinnen mit Verweis auf eine einheitliche Lösung ab.
Löw schenkte dem 106. Debütanten seiner Ära von Beginn an das Vertrauen: Senkrechtstarter Gosens von Atalanta Bergamo begann auf der linken Abwehrseite. Ihr Comeback feierten die monatelang verletzten Niklas Süle und Leroy Sane, wobei sich der Neu-Münchner Sane auf Anhieb als erfrischendes Element im Angriffsspiel erwies.
Trapp musste mehrmals retten
Löw forderte vor dem Anpfiff "Präsenz und Aggressivität" gegen den spielstarken Weltmeister von 2010 – und die Spieler gingen zu Beginn mutig ins Pressing. Der Lohn waren frühe Chancen durch Thilo Kehrer (11.), Julian Draxler (14.) und Sane (18.), doch die Defensive stand nicht immer stabil. Nach einem riskanten Rückpass des unsicheren Emre Can lief Torhüter Kevin Trapp, der den geschonten Neuer und den verletzten Marc-Andre ter Stegen vertrat, zuerst am Ball vorbei, um ihn im zweiten Anlauf doch noch vom Fuß des einschussbereiten Rodrigo Moreno wegzugrätschen (14.). Kurz vor dem Halbzeitpfiff rettete der Frankfurter Schlussmann erneut gegen Spaniens Stürmer, der Can im Laufduell hatte schlecht aussehen lassen.
Die Gäste, die sich ebenfalls in einem personellen Umbruch befinden, waren von der gewohnten Ballsicherheit und Dominanz weit entfernt. Die DFB-Auswahl, von der einige Spieler wie Ersatzkapitän Toni Kroos direkt aus dem Urlaub angereist waren, agierte bemüht, aber auch mit zahlreichen Abspielfehlern und Abstimmungsproblemen. Auch deshalb blieb das Spektakel in der Stuttgarter Arena aus.
Nach dem Seitenwechsel wurde es etwas munterer, was auch an der schnellen 1:0-Führung. Die Spanier, bei denen der 17-Jährige Ansu Fati (FC Barcelona) in der zweiten Halbzeit als jüngster Spieler seit dem Zweiten Weltkrieg sein Debüt gab, drückten nun verstärkt auf den Ausgleich. Dadurch ergaben sich jedoch auch Räume zum Kontern für das Löw-Team. So vergab Werner in der 61. Minute eine Riesenchance zum 2:0. Einem Kopfballtor Fatis verweigerte Schiedsrichter Daniele Orsato wegen eines Foulspiels die Anerkennung (90.+1).
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa