Der Kampf ums Wunderkind Alle wollen Kai Havertz – nur im DFB-Team ist kein Platz
Internationale Topklubs jagen ihn. Der Bundestrainer nennt Leverkusens Kai Havertz schon "den Spieler der nächsten Jahre". Doch Löw steht vor der schwierigen Entscheidung, ob er sein neues System für den Ausnahmekönner umstellt.
Auf 90 Millionen Euro wird der Marktwert von Kai Havertz bei "transfermarkt.de" bereits geschätzt. Hinter Leroy Sané (100 Millionen) liegt er auf Platz zwei der wertvollsten deutschen Spieler. Einen Platz in der Startelf der deutschen Fußballnationalmannschaft bekommt der 20-Jährige bislang trotzdem nicht. Auch den prestigeträchtigen Klassiker in der EM-Qualifikation gegen die Niederlande an diesem Freitag (20.45 Uhr, bei RTL und im Liveticker auf t-online.de) wird er voraussichtlich von der Bank aus verfolgen müssen.
Bundestrainer Joachim Löw steht vor einer kniffligen Entscheidung. Einerseits schwärmt er von Havertz als "wahrscheinlich dem Spieler der nächsten Jahre" im DFB-Team. Doch die Rolle als Spielmacher oder hängende Spitze, in der Havertz bei Bayer Leverkusen seit Monaten so überragende Leistungen zeigt, gibt es in Löws neuen Systemen, einem 4-3-3 oder einem 5-2-3 mit drei außergewöhnlich schnellen Stürmern, nicht.
Reus will Havertz zum BVB lotsen
17 Saisontore erzielte Havertz in der abgelaufenen Bundesliga-Saison. Kann der Bundestrainer auf diese Qualität verzichten? Löw stellte vor dem Holland-Spiel klar: "Im Moment haben wir die Positionen, die wir besetzen wollen, gut besetzt. Aber klar ist: Kai kann der Spieler der nächsten Jahre sein für die Nationalmannschaft. Er muss sich natürlich noch entwickeln und verbessern. Aber für ihn finden wir in den nächsten Jahren einen Platz." Was auch bedeutet: Aktuell gibt es noch keinen Platz.
Havertz selbst sagte bei seiner Ankunft im DFB-Quartier gewohnt zurückhaltend: "Ich bin bereit, ich bin fit. Ich habe eine ganz gute Saison hinter mir, aber ich muss mich immer aufs Neue beweisen."
Während der Leverkusener meistens schweigt, ist unterdessen ein heftiges öffentliches Ringen um seine Dienste entbrannt. DFB-Mitspieler Marco Reus sagte Sport1: "Ich werde alles versuchen, ihn nach Dortmund zu lotsen. Ich weiß nicht, wie weit es ablösesummentechnisch noch in die Höhe geht und es Dortmund vielleicht nicht zu viel ist. Aber ich werde mein Bestes geben. So, wie ich es bei Julian (Brandt, Anm. d. Red.) gemacht habe." BVB-Manager Michael Zorc gefiel dieses Vorpreschen seines Kapitäns offenbar gar nicht. "Alle Beteiligten tun gut daran, sich auf die gerade laufende Saison zu konzentrieren", mahnte er im "Kicker".
"Havertz könnte Weltfußballer werden"
"Ich kann ihn nicht kaufen, aber er ist ein Spieler, der sehr gut zu uns passen würde", hatte Bayern-Profi Joshua Kimmich vor einiger Zeit gesagt. In diesem Sommer zerschlug sich ein Wechsel, weil Leverkusen nach Julian Brandt (Transfer zu Borussia Dortmund) nicht auch noch seinen zweiten Schlüsselspieler verlieren wollte und die Bayern sich voll auf den später schwer verletzten Leroy Sané fokussierten.
Zudem hatte es allein in diesem Jahr schon Berichte über ein Interesse vom FC Arsenal, Manchester United und Juventus Turin gegeben.
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Und: Ex-Stars überbieten sich gegenseitig mit Lob. "Wenn Havertz dieses hohe Niveau halten kann, mit dieser Leichtigkeit, Cleverness, Präsenz auf dem Platz und Torgefährlichkeit", sagte Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus, "dann könnte er irgendwann mein Nachfolger als Weltfußballer werden." Auch Bayer-Geschäftsführer Rudi Völler glaubt an den Aufstieg seines Juwels in die Liga von Lionel Messi und Cristiano Ronaldo: "Ihm sind keine Grenzen gesetzt."
Zumindest im DFB-Team darf Kai Havertz sein Können wohl noch nicht bestätigen.
- mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, sid