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Serbien-Trainer Mladen Krstajic: Barcelona? "Luka Jovic hat enormes Potenzial"


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Serbien-Trainer Krstajic
Barcelona? "Jovic hat enormes Potenzial"

  • David Digili
InterviewVon David Digili

18.03.2019Lesedauer: 5 Min.
Top-Stürmer: Luka Jovic (li.) im Training mit Serbiens Nationalmannschaft und Trainer Krstajic.Vergrößern des Bildes
Top-Stürmer: Luka Jovic (li.) im Training mit Serbiens Nationalmannschaft und Trainer Krstajic. (Quelle: Aleksandar Djorovic/imago-images-bilder)

Der frühere Bundesliga-Verteidiger spricht über das Testspiel gegen Deutschland, die vielversprechende Zukunft seiner Mannschaft – und die Fähigkeiten von Luka Jovic.

Wenn Deutschland am Mittwoch auf Serbien trifft (ab 20.45 Uhr im Live-Ticker bei t-online.de), dann steht ein alter Bekannter an der Seitenlinie. Denn Trainer der Gäste ist Bundesliga-Legende Mladen Krstajic (325 Spiele für FC Schalke 04 und Werder Bremen, Double 2004 mit Werder).

Vor dem Testspiel in Wolfsburg spricht der frühere Klasse-Verteidiger über die Bedeutung eines Sieges gegen Deutschland, seine Trainer-Philosophie – und über sein furioses Trio von Eintracht Frankfurt.

t-online.de: Herr Krstajic, das letzte Spiel gegen Deutschland gewann Serbien mit 1:0 bei der WM 2010. Was hat sich bei Ihnen seitdem verändert?

Mladen Krstajic (45): Das war ein großer Tag für uns und für die serbischen Fans. Ein Sieg gegen Deutschland ist immer etwas Besonderes. Was sich bei uns seitdem verändert hat? Nun, eine ganze Menge, da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll (lacht). Vielleicht die größte Veränderung: Wir haben es endlich wieder geschafft, uns für ein großes Turnier zu qualifizieren ...

... für die WM 2018 ...

... genau. Und jetzt geht es für uns daran, es auch zur EM 2020 zu schaffen.

Serbien ist aktuell seit sechs Spielen ungeschlagen, Ihr Gegner Deutschland konnte nur zwei der letzten sechs Spiele gewinnen. Was wird das am Mittwoch für ein Spiel?

Ich erwarte eine intensive Partie und eine große Herausforderung für uns – denn Deutschland kann nicht anders, als intensiv zu spielen.

Die deutsche Mannschaft hatte ein schwieriges Jahr 2018 ...

Das hat uns wohl alle überrascht, besonders natürlich, wie sie bei der WM aufgetreten sind. Aber gerade das macht den Fußball doch so spannend – der Favorit setzt sich eben nicht immer durch, und dieses Mal hat es eben Deutschland erwischt.

Aktuell vollzieht Bundestrainer Joachim Löw einen Umbruch.

Ja, aber trotzdem ist es doch unheimlich schwer, eine Schwachstelle zu finden. Grob gesagt hat Deutschland 50 gleichwertige Spieler, aus denen Löw wählen kann. Aber selbst das garantiert ja keine guten Ergebnisse.


Zuletzt gab es in Deutschland große Diskussionen, weil Löw mit Thomas Müller, Mats Hummels und Jerome Boateng drei Weltmeister aussortiert hat ...

Natürlich habe ich das mitbekommen. Aber äußern will ich mich dazu nicht, dazu fühle ich mich nicht befugt. Am Ende ist es nun mal die Entscheidung des Trainers. Alles, was ich sagen kann, ist: Deutschland ist nach wie vor eine Fußball-Weltmacht und verdient allen Respekt. Und noch etwas: Löw wird sich schon etwas dabei gedacht haben. Ich bin überzeugt, dass er schon einen Plan hat.

Mit Spielern wie Aleksandar Kolarov (33) und Nemanja Matic (30) oder Aleksandar Mitrovic (24) und Frankfurts Luka Jovic (21) haben Sie eine Mischung aus erfahrenen Spielern und "jungen Wilden"...

... und genau das ist auch unser Ziel und meine Philosophie. Es geht darum, Talent und Erfahrung ausgewogen zu kombinieren. Das Zusammenspiel muss passen – auf dem Platz und daneben auch. Ich glaube fest daran, dass das für uns wieder der Start zu etwas Großem sein kann.

Was zeichnet Ihre Mannschaft besonders aus?

Ganz einfach: Wir haben viele Spieler mit unglaublichem Potenzial, sowohl mit großen spielerischen und menschlichen Qualitäten. Darauf setzen wir, und darauf wollen wir aufbauen.

Mit Jovic, Mijat Gacinovic und Filip Kostic begeistert gerade ein Trio aus Ihrer Mannschaft bei Eintracht Frankfurt in der Bundesliga ...

Oh ja, alle drei haben sich einfach großartig ins System der Frankfurter eingefügt, passen zum Spiel der Eintracht. Ihre individuellen Qualitäten standen für mich sowieso nie infrage. Sie zeigen dort gerade, dass drei Fußballer vom Balkan sehr wohl zusammen in einer Mannschaft spielen können (lacht). Und mit Kroatiens Ante Rebic sind es ja sogar vier.

Welcher Spieler aus diesem Trio hat Sie am meisten überrascht?

Jovic hat sich viel schneller an den Fußball der Bundesliga angepasst, als es wohl viele erwartet haben. Aber auch Gacinovic und Kostic tragen viel zum Höhenflug der Eintracht bei, das darf man auf keinen Fall vergessen.

Natürlich spielen sich die drei dadurch auch in den Fokus internationaler Topklubs. Sprechen Sie mit ihnen über ihre Zukunft?

Jeder Trainer hat ja seine eigene Herangehensweise. Ich persönlich versuche immer, mich so gut es geht aus den Privatleben meiner Spieler herauszuhalten – außer, ich merke, dass es nötig ist, etwas zu sagen. Dann kommt mir meine Erfahrung aus meiner eigenen Karriere zugute. Ich denke, ich kann gut einschätzen, was meine Spieler wann und wie brauchen.

Besonders Jovic ist bei einigen Mannschaften im Gespräch, unter anderem beim FC Barcelona. Würden Sie ihm raten, in Frankfurt zu bleiben oder ist er schon bereit für die ganz große Bühne?

Erst einmal hoffe ich, dass er weiter in dieser tollen Form ist, das ist mir am wichtigsten (lacht). Er soll sich weiter so großartig entwickeln, dann werden er und Frankfurt gemeinsam die richtige Entscheidung treffen. Davon bin ich überzeugt.


Können Sie ihn sich bei Barça vorstellen?

Ich kann nur sagen: Natürlich wünsche ich mir für ihn nur das Beste und den größtmöglichen Erfolg, und es ist klar, dass er enormes Potenzial hat. Er kann Großes erreichen.

Was zeichnet Jovic besonders aus?

Ich würde ihn vielleicht mit Barcelonas Luis Suarez vergleichen. Er ist ein klassischer Torjäger, mit sehr guter Ballbehandlung und großem Spielverständnis. Er ist mutig und zu jedem Zeitpunkt gefährlich, weil er immer auf seine Chance lauert – und schon die kleinste Unachtsamkeit seiner Gegenspieler ausnutzt. Und: Manchmal wirkt er lustlos oder teilnahmslos, aber das täuscht die Verteidiger zusätzlich und macht ihn noch gefährlicher.

Sie sind seit 2017 Serbiens Nationaltrainer ...

Diese Position ist für mich ein Traum, der wahr geworden ist. Die Nationalmannschaft des eigenen Landes zu trainieren und mit ihr bei einer WM zu spielen – unbeschreiblich. Jetzt werden wir sehen, was uns die EM-Qualifikation bringt ...

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... Serbien spielt in Gruppe B gegen Portugal, die Ukraine, Litauen und Lichtenstein ...

... und wir waren seit 20 Jahren nicht mehr bei einer EM-Endrunde. Das würde alles übertreffen, was ich bisher mit der Mannschaft erreicht habe.

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