Löw über Frankreich-Pleite "Die Mannschaft hat das Herz in die Hand genommen"
Die deutsche Nationalmannschaft zeigt sich im Duell gegen Frankreich stark verbessert. Viele personelle Wechsel sorgen für Belebung, doch am Ende steht die nächste bittere Pleite.
Die deutsche Nationalmannschaft hat mit frischem Personal und einem überzeugenden Charaktertest ihren Trainer Joachim Löw vorerst aus der Schusslinie genommen. Zwar musste sich die DFB-Auswahl nach einer couragierten Vorstellung vor den Toren von Paris am Ende unglücklich Weltmeister Frankreich 1:2 (1:0) geschlagen geben, bot dabei aber über weite Strecken ihre beste Leistung seit langer Zeit.
Trotz der Niederlage zeigte sich Bundestrainer Joachim Löw zufrieden: "Zunächst bin ich enttäuscht über das Ergebnis, aber es fühlt sich anders an als noch am Samstag. Die Leistung der Mannschaft war großartig. Es war eine unglaubliche Leistungssteigerung innerhalb von ein paar Tagen. Die Mannschaft hat ihr Herz in die Hand genommen", so der Bundestrainer.
Auch Präsident Reinhard Grindel zeigte sich zufrieden: "Ich finde, dass wir ein Stück Umbruch gesehen haben, der Mut macht für die Zukunft. Was diese junge Mannschaft heute gezeigt hat, darauf lässt sich aufbauen. Man kann mit Zuversicht auf die nächsten Wochen schauen."
- Einzelkritik: Viel Hoffnung und eine bittere Enttäuschung
So lief das Spiel
Deutschland zeigte unter dem Strich eine gute Reaktion auf die 0:3-Pleite vom vergangenen Samstag in den Niederlanden. Den Klassenerhalt hat der viermalige Weltmeister nicht mehr in der eigenen Hand, vor dem Rückspiel gegen das Oranje-Team am 19. November in Gelsenkirchen muss Deutschland auf Schützenhilfe der Franzosen hoffen. Auch wenn der Gruppensieg und das Finalturnier in dem neuen UEFA-Wettbewerb nun verfehlt wurden, deutete die DFB-Auswahl gegen den Favoriten aber an, dass sie einen erfolgreichen Neubeginn schaffen kann.
Griezmann dreht die Partie
Toni Kroos hatte per Handelfmeter (14.) die Gäste vom ersten Pflichtspielsieg nach der desaströsen WM-Endrunde träumen lassen. Antoine Griezmann (62./80., Foulelfmeter) drehte das Spiel aber für die Franzosen. Das Hinspiel im September in München war 0:0 ausgegangen. Durch die sechste Niederlage in diesem Jahr stellte die Mannschaft um Kapitän Manuel Neuer nun einen Negativrekord auf, in der Geschichte der Nationalelf hatte es das noch nie gegeben.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Facebook-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Facebook-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Drei Tage nach der Pleite von Amsterdam hatte Löw seine Startelf kräftig umgekrempelt. Nicht nur der wegen einer Muskelverletzung vorzeitig abgereiste Jerome Boateng, sondern auch 2014er-Weltmeister Thomas Müller fehlte im Gegensatz zum vergangenen Samstag in der deutschen Anfangsformation. Anstelle des Münchners spielte Timo Werner diesmal auf der rechten Offensivseite, Serge Gnabry zentral und Leroy Sané auf links.
- Nations League: Was passiert, wenn Deutschland absteigt
- Kostenloser WhatsApp-Service Verpassen Sie keine Fußball-News!
- Trotz Krise in der Nationalelf: Warum sich der DFB an Löw klammert
Gnabry und Sané, die ständig die Positionen tauschten, sorgten in Kooperation mit Werner für viel Wirbel im deutschen Angriff. Überraschend stand auch Thilo Kehrer in seiner neuen Wahlheimat in der Anfangsformation, der rechts vor einer Dreierkette mit Matthias Ginter, Niklas Süle und Mats Hummels agierte. Diese Umstellungen machten sich von Beginn an bezahlt. Vor 75.000 Zuschauern im Stade de France vor den Toren von Paris zeigten die Gäste vom Start weg ein ganz anderes Gesicht als in der Johan-Cruyff-Arena.
Nach einigen vielversprechenden Spielzügen in den ersten Minuten nutzte Kroos dann die Gelegenheit vom Punkt. Nach einem Handspiel von Presnel Kimpembe hatte der serbische Schiedsrichter Milorad Mazic zum Entsetzen der Gastgeber Strafstoß gegeben, den Real-Star Kroos zu seinem 14. Treffer im Nationaltrikot nutzte.
Deutschland verpasst zweiten Treffer
Durch die Führung gewannen die Gäste an Sicherheit und stellten das Starensemble der Equipe Tricolore immer wieder vor große Probleme. Zunächst verpasste Sané in der 19. Minute eine höhere Führung, als er alleine auf Frankreichs Torwart Hugo Lloris zustürmte, sich dann aber für einen Pass auf Werner entschied. Sechs Minuten später scheiterte Ginter an Lloris, der beim Volleyschuss des Gladbachers sein ganzes Können aufbieten musste.
Etwas Glück hatten die Gäste, dass der Referee in der 27. Minute einen Rempler von Hummels im eigenen Strafraum gegen Ausnahmetalent Kylian Mbappé durchgehen ließ. Der Star von Paris St. Germain hatte ebenso wie Atletico-Torjäger Griezmann die neuformierte deutsche Abwehrkette in der Anfangsphase düpiert, nach der deutschen Führung war von den Gastgebern aber lange nichts zu sehen. In der 39. Minute hatte dann aber Mbappé nach einem Doppelpass mit Olivier Giroud den Ausgleich auf dem Fuß, Neuer kam dem PSG-Angreifer zuvor.
Beste Leistung im Kalenderjahr
Auch nach dem Seitenwechsel ließ sich das DFB-Team nicht beirren und bot dem Favoriten weiter Paroli. Die Grande Nation stemmte sich mit allen Mitteln gegen die drohende Niederlage, aber die Gäste hielten dank einer disziplinierten und couragierten Leistung dem Druck der Franzosen zunächst stand. Beim präzisen und wuchtigen Kopfball von Griezmann war Neuer, der zuvor gegen Mbappe prächtig pariert hatte, dann aber machtlos. Nach einem Foul von Hummels an Blaise Matuidi trat Griezmann dann auch zum Strafstoß an.
Unter dem Strich stand dennoch die bislang wohl beste Leistung der deutschen Mannschaft, die beim offenen Schlagabtausch nach der Pause vor allem durch Sané und Gnabry noch gute Kontermöglichkeiten verbuchte, in diesem Jahr.
- Nachrichtenagentur sid