Nach Rassimus-Vorwürfen Kostet die Özil-Debatte Deutschland die EM?
Im September steht die Vergabe über die EM 2024 an. Galt Deutschland vor der Weltmeisterschaft in Russland noch als klarer Favorit, scheint dies nun nicht mehr ganz sicher zu sein.
Knapp einen Monat ist es her, dass die Nationalmannschaft sich von der WM-Bühne verabschiedet hat. Nach dem 0:2 gegen Südkorea am 27. Juni und dem damit verbundenen letzten Platz in Gruppe F stand die DFB-Elf vor einem Scherbenhaufen. Doch das sportliche Scheitern geriet schnell in Vergessenheit. Nach den öffentlichen Statements Mesut Özils dominierte die Debatte über sein Foto mit dem türkischen Präsidenten Erdogan und Rassismus. Die hitzige Diskussion könnte noch ganz andere Folgen haben.
Anzahl der Türkei-Befürworter für EM 2024 gestiegen
Denn die Vergabe der EM 2024 steht vor der Tür. Am 27. September entscheidet sich, wer die Europameisterschaft in sechs Jahren ausrichten wird. Bewerber für das Turnier gibt es lediglich zwei: Deutschland und die Türkei.
Galt der DFB vor wenigen Monaten noch als klarer Favorit der Ausschreibung, so scheint dies nun nicht mehr ganz sicher zu sein. Einem Bericht der "Bild" zufolge mehren sich im Uefa-Exekutivkomitee die Stimmen, wonach die Türkei bevorzugt würde. Zudem soll beim DFB ein Dokument existieren, auf dem die Anzahl der Uefa-Delegierten, die gegen Deutschland stimmen, rot markiert sind. Diese roten Markierungen sollen in letzter Zeit gestiegen sein.
Nur 18 Exekutivmitglieder entscheiden über Vergabe
Nach Informationen der "FAZ" versuche außerdem der türkische Verband über eine PR-Agentur unter den Uefa-Funktionären eine Antipathie gegenüber Deutschland zu wecken. Die in London ansässige Lobbyagentur Vero Communications habe nach der in Deutschland entfachten Özil-Debatte eine indirekte Rassismus-Kritik verbreitet, "die dem türkischen Fußballverband zugeschrieben wird und offenbar dem DFB gilt."
Das Uefa-Exekutivkomitee besteht aus insgesamt 20 Mitgliedern, darunter auch DFB-Präsident Reinhard Grindel,
, und der Türke Servet Yardimci. Sowohl Yardimci als auch Grindel sind von der Wahl ausgeschlossen, sodass noch 18 Mitglieder, darunter Uefa-Präsident Aleksander Ceferin, ihre Stimme abgeben können. Eine eher geringe Anzahl, im Vergleich zu den 206 Fifa-Mitgliedsländern, die über die Vergabe der WM 2026 abstimmten.
Wer letzen Endes das Rennen macht, wird die Abstimmung am 27. September in Nyon entscheiden. Dann wird auch feststehen, ob erstmals ein großes Fußballevent in der Türkei stattfindet, oder ob Deutschland zum zweiten Mal nach 1988 die Europameisterschaft austragen wird.