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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Frankreich-Triumph Weltmeister mit 19 – Mbappé holt gleich zwei Titel
Sie hatten weniger Ballbesitz, sie gewannen weniger Zweikämpfe und sie schossen seltener aufs Tor, doch sie waren eiskalt. Frankreich ist neuer Fußball-Weltmeister – und Deutschland nur noch ehemaliger.
Genau 20 Jahre nach dem Triumph bei der WM im eigenen Land ist die "Équipe Tricolore" dank des 4:2 gegen Kroatien wieder an der Spitze des Weltfußballs angekommen. Nach einer unglaublichen Leidenszeit für den französischen Fußball.
Griezmann: "Das Herz ist glücklich"
Sie scheiterten 2002 in der Vorrunde, sie stritten sich innerhalb des Verbandes und der Mannschaft und sie wurden dafür jahrelang selbst in Frankreich verspottet. Jetzt ist alles vergessen.
Gerade für Didier Deschamps eine unglaubliche Geschichte. 1998 war er Kapitän der Weltmeister-Mannschaft, nun formte er sie als Trainer: "So schön. So wunderbar. Dieses Match gehört meinen Jungs. Der Jüngste ist Weltmeister mit 19 Jahren. Es war nicht immer einfach, aber wir haben diese schwierigen Momente hinter uns gebracht."
Stürmer Antoine Griezmann: "Unglaublich! ich weiß noch gar nicht, wo ich bin. Das Herz ist glücklich. Wir haben den Pokal geholt."
Das Endspiel lieferte eine Geschichte nach der anderen.
► Das Eigentor von Mario Mandžukić war das erste überhaupt in einem WM-Finale, das letztlich zum torreichsten seit 60 Jahren wurde.
► Der Elfmeter zum 2:1 für Frankreich entsprang dem ersten Einsatz des Videoassistenten überhaupt in einem WM-Finale – und war höchst umstritten.
► Gleich vier Flitzer störten das Spiel in der 53. Minute. Die russische Polit-Punk-Gruppe Pussy Riot ließ kurz danach über die Sozialen Medien verlauten, die Frauen auf dem Spielfeld seien ihre Mitglieder gewesen. Die vier Frauen trugen Uniformen, die an Polizisten erinnerten – wurden aber schnell von Sicherheitsleuten geschnappt.
► Der 19-jährige Kylian Mbappé wurde mit seinem Treffer zum 4:1 der zweitjüngste Torschütze in einem WM-Finale nach Pelé 1958. Er wurde anschließend auch als bester Nachwuchsspieler des Turniers ausgezeichnet.
► Deschamps zog durch den Triumph mit Franz Beckenbauer und dem Brasilianer Mario Zagallo gleich. Er ist der Dritte, der als Spieler und Trainer die WM gewinnen konnte.
So lief das Spiel
Die Franzosen hatten überraschend Mühe, ins Spiel zu kommen und leisteten sich riskante Tändeleien vor dem eigenen Strafraum. Benjamin Pavard vom VfB Stuttgart – neben dem Kroaten Ante Rebic von Eintracht Frankfurt einer von zwei Bundesliga-Profis in den Startformationen – hatte mit Perisic auf der rechten Außenbahn große Mühe.
Perisic wird neuer Rekordmann der Kroaten
Ein von Griezmann geschickt herausgeholter Freistoß war die erste viel versprechende Offensivaktion der Franzosen. Erst in der Superzeitlupe war eindeutig zu sehen, dass der Franzose abhob, bevor Marcelo Brozovic ihn am Bein traf. Und Mandzukic wurde zum Pechvogel. Griezmanns Freistoß berührte er mit dem Scheitel minimal, die Flugkurve veränderte sich entscheidend. Etwas ungläubig nahm der ehemalige Bayern-Stürmer sein Eigentor zur Kenntnis.
In allen K.o.-Spielen waren die Kroaten in Rückstand geraten – und wieder gelang ihnen der Ausgleich. Perisic drehte sich geschickt um N'Golo Kanté und schoss ein, bevor Pavard zur Rettung kommen konnte. Mit nun insgesamt sieben Toren und vier Vorlagen bei großen Turnieren ist der frühere Dortmunder und Wolfsburger kroatischer Rekordmann.
Griezmann verwandelt eiskalt
Die Kontroversen gingen weiter und gipfelten in der ersten Videobeweis-Entscheidung in einem WM-Finale. Das Handspiel von Perisic bewertete Referee Nestor Pitana erst nach langem Studium vor dem Bildschirm als strafstoßwürdig – debattiert wurde darüber in den sozialen Netzwerken intensiv. Griezmann ließ sich die Chance zu seinem vierten WM-Treffer nicht nehmen.
Kroatien musste wieder seine Aufhol-Qualitäten zeigen. Ging das noch, nach drei K.o.-Partien inklusive Verlängerung? Rebic (48.) setzte mit einem wuchtigen Schuss ein erstes Signal. Lloris parierte souverän. Für die Franzosen öffneten sich jetzt Räume – wie gemacht für Mbappé. Der WM-Jungstar entwischte nach 52 Minuten erstmals Domagoj Vida, ließ sich im Strafraum trotz Gezerre nicht fallen, scheiterte aber an Kroatiens Schlussmann Danijel Subasic.
Mbappé entscheidet das Spiel
Wenige Minuten später machte der Torwart einen Schritt zu viel nach links. So konnte er Pogbas wuchtige Abnahme nicht mehr parieren. Wieder war es Griezmann gewesen, der das Tor entscheidend initiierte, diesmal per filigraner Ablage für Pogba.
Was hatte Kroatien jetzt noch zu bieten? Einen Zwei-Tore-Rückstand hatten sie bei ihrem WM-Erfolgszug noch nicht. Weltmeister wurde mit so einer Konstellation nur Deutschland 1954. Kurz darauf hatten sich alle rechnerischen Gedankenspiele ohnehin erledigt. Mbappé durfte unbedrängt aus etwa 18 Metern abziehen.
Bei Twitter gratulierte die deutsche Nationalmannschaft, die am 6. September in der Nations League auf den neuen Weltmeister trifft.
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Fataler Aussetzer von Lloris
Dann leistete sich Lloris einen fatalen Aussetzer. Beim Versuch, den Ball um Mandzukic zu spielen, ließ der Kroate einfach den Fuß stehen - nur noch 2:4. Für den großen Endspurt brachte Kroatiens Trainer Zlatko Dalic den Hoffenheimer Andrej Kramaric für Rebic. Bei den Franzosen sollte Corentin Tolisso den Vorsprung mitverteidigen. Ivan Rakitic (78.) setzte einen Schuss knapp neben das Tor. Die Wende gelang dem Außenseiter nicht mehr. Die blau-weiß-rote Party konnte beginnen.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und sid