Sieg gegen Mexiko Viertelfinale! Brasilien jubelt – und kassiert einen Schlag
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Der fünfmalige Weltmeister setzt sich in einem umkämpften Achtelfinale gegen aufopfernd spielende Mexikaner durch. Nun droht aber ein Problem.
Es war nicht immer schön, es war nicht immer souverän, es war ein harter Kampf, dramatisch und hoch spannend. Doch am Ende konnten die Brasilianer jubeln. Denn die Selecao steht im WM-Viertelfinale. Der Weg dorthin aber: Ein echter Krimi – mit Mexiko als unbequemem Gegner. Und: Mit einem schweren Schlag: Mittelfeldstratege Casemiro sah Gelb, wird im Viertelfinale fehlen. Ausgerechnet der Star von Real Madrid, der dem ganzen Spiel der Mannschaft von Trainer Tite Stabilität verleiht. "Man muss auch manchmal einstecken können, das haben wir gezeigt. Wir mussten hart kämpfen," sagte Brasiliens Superstar Neymar nach der Partie. "Ich musste einiges einstecken."
Das Spiel? Ließ keine Fragen offen. Starke Verteidigungsaktionen. Herrliche Kombinationen. Und: Chancen über Chancen. Von beiden Teams. Denn die leidenschaftlich spielenden Mittelamerikaner zeigten wie schon zum WM-Auftakt gegen Deutschland ihre Lust auf Offensivfußball. Immer wieder setzte "El Tri" zu Sturmläufen an – doch auch die Brasilianer hatten richtig Lust auf Fußball! 1:1 gegen die Schweiz, 2:0 gegen Costa Rica, 2:0 gegen Serbien in der Gruppe – Neymar und Co. konnten nur bedingt überzeugen. Im Achtelfinale nun aber mussten sie liefern.
Und zeigten ihre berühmte Spielfreude. Der PSG-Star, Coutinho, Willian brillierten mit Übersteigern, Distanzschüssen und Dribblings bis in Mexikos Sechzehner. Das war brasilianischer Fußball! Und Neymar zeigte sich zeitweise wie ausgewechselt: Vom ständigen Reklamieren nach Fouls, von fünf Umdrehungen am Boden oder seiner berüchtigten Fallsucht war kaum etwas zu sehen. Stattdessen war er Ballverteiler, Antreiber – und Vollstrecker. Leistete sich aber doch noch eine unnötig überzogene Schauspieleinlage, als ihm Mexikos Miguel Layun absichtlich auf den Knöchel trat. Mehr Neymar-Show gab es nicht. Dafür eine Demonstration: Offensiv variabel, defensiv stabil – Brasilien wird seinem Ruf als Titelfavorit immer mehr gerecht.
So lief das Spiel:
Aggressive Attacken, rasantes Flügelspiel, viel Zug zum Tor – Mexiko, der Gruppengegner der deutschen Mannschaft, erinnerte mit seinem Hochgeschwindigkeitsspiel zu Beginn an den Auftritt beim 1:0-Sieg gegen das Team von Joachim Löw. Hirving Lozano, der gegen Deutschland getroffen hatte, setzte viele Akzente und brachte den für den angeschlagenen Marcelo aufgebotenen Felipe Luis mehrmals in Verlegenheit. Die Mexikaner betrieben höchsten Aufwand, um sich erstmals bei einer WM gegen Brasilien durchzusetzen. Vergeblich.
Neymar hatte nach 25 Minute seine erste starke Szene, er ließ seinen Gegner aussteigen, scheiterte aber mit einem etwas zu lässigen Abschluss aus kurzer Distanz an Torhüter Guillermo Ochoa. Erst nach 35 Minuten in hohem Tempo gönnten sich beide Mannschaften eine etwas ruhigere Gangart.
Mexikos Fans verhöhnen Neymar
Zur Halbzeit kam Layun für Altstar Rafael Marquez und kümmerte sich fortan statt des verwarnten Edson Alvares um Neymar. Den Führungstreffer konnte er nicht verhindern. Neymar drückte den Ball mit der Sohle ins Tor. Ein leicht abgefälschter Schuss des Angreifers von Paris Saint-Germain ging zudem knapp am Tor vorbei (68.). Für Aufregung sorgte Layun kurz danach, als er dem am Boden liegenden Neymar auf den Fuß stieg. Schiedsrichter Gianluca Rocchi hätte Rot ziehen müssen, verzichtete aber trotz Ansicht der Videobilder darauf. Die mexikanischen Fans verhöhnten Neymar, der nach dem Tritt die Theatralik übertrieb.
Brasilien behauptete im zweiten Abschnitt die Hoheit über die Partie gegen einen immer stärker abbauenden Gegner. Bei großen Chancen für Coutinho (48.), Paulinho (59.) und Willian (63.) zeichnete sich Torwart Ochoa aus. Mexiko konnte das Tempo der ersten Halbzeit nicht mehr gehen und kam gegen die immer besser organisierten Brasilianer nur noch sporadisch auf. Der frühere Leverkusener Chicharito blieb wirkungslos.
- Mit Material von dpa