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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Bayerns Botschaften Mehr als nur ein Fingerzeig
Der FC Bayern sendet beim Kantersieg gegen Kiel gleich mehrere Signale. Nicht alle Botschaften sind positiv. Einen Empfänger trifft es besonders hart.
Die Pflichtaufgabe in Kiel hat der FC Bayern mit einem 6:1-Sieg souverän gemeistert. Mehr noch: Mit dem dritten Sieg blieben die Münchner als einziges Bundesliga-Team auch im dritten Spiel ohne Punktverlust und eroberten damit die Tabellenführung. Zum bislang letzten Mal war ihnen das vor ziemlich genau einem Jahr am 5. Spieltag der vergangenen Saison gelungen, bevor sie Meister Leverkusen dann vorbeiziehen lassen mussten und nicht mehr einholen konnten.
Jetzt steht der Rekordmeister, der gerade die erste titellose Saison seit zwölf Jahren hinter sich hat, erstmals wieder dort, wo er nach dem eigenen Selbstverständnis auch hingehört: auf Platz eins. Ein erster kleiner Fingerzeig an Leverkusen und den Rest der Liga.
Musiala liefert Hamann die passende Antwort
Es war aber längst nicht das einzige Signal, das die Bayern in Kiel aussendeten. Die erste Botschaft schickte Jamal Musiala bereits nach 14 Sekunden – und zwar auch in Richtung von Ex-Profi Dietmar Hamann, der ihn unter der Woche noch scharf kritisiert und unter anderem als "Alleinunterhalter" bezeichnet hatte. Mit seinem Blitztor und seiner Vorarbeit zum 3:0 gab er dem Sky-Experten die passende Antwort auf dem Platz und ließ seine starke Leistung für sich sprechen.
Mit seinem ersten Dreierpack meldete sich Torschützenkönig Harry Kane ebenfalls endgültig in der neuen Saison und im erneuten Kampf um die Torjägerkanone zurück.
Deutliche Fingerzeige richtete Cheftrainer Vincent Kompany auch an seine eigene Mannschaft. Erstmals in dieser Spielzeit vertraute er 50-Millionen-Euro-Neuzugang João Palhinha in seiner Startelf. Auch wenn der Portugiese gegen den hoffnungslos überforderten Aufsteiger noch nicht als physisch starker Abräumer gefordert wurde, wusste er dennoch zu überzeugen. Er harmonierte im Mittelfeldzentrum gut mit Joshua Kimmich und kam am Ende auf 102 Ballkontakte, 92 Prozent seiner Pässe kamen beim Mitspieler an.
Auch Kingsley Coman, der bis zuletzt noch als Verkaufskandidat galt, kam zu seinem ersten Startelfeinsatz. Der Franzose nutzte seine Chance. Er bereitete nicht nur das 4:0 von Kane vor, sondern leitete auch den Treffer zum 5:0, den sein eingewechselter Flügel-Konkurrent Michael Olise letztlich erzielte, mit ein.
11. Spieltag
Goretzka muss schweren Rückschlag verkraften
Nicht alle von Kompany ausgesendeten Signale waren aber positive. Leon Goretzka stand zum Beispiel nicht im Kader und war deshalb gar nicht erst mit nach Kiel gereist (mehr dazu lesen Sie hier). "Wenn es nicht Leon ist, ist es jemand anderes", sagte Bayern-Trainer Vincent Kompany vor Anpfiff der Partie bei Sky. "Ich habe 21 Spieler. Lass uns am Ende der Woche schauen, wir haben drei Spiele. Jetzt geht's um die 20 hier. Danach werden wir alle brauchen, auf jeden Fall."
Sportvorstand Max Eberl war, angesprochen auf den Verkaufskandidaten, etwas deutlicher geworden. "Wir haben von Anfang an klar kommuniziert, dass wir einen sehr ausgewogenen Kader haben werden. Dass wir mit Aleks Pavlović einen Spieler haben, der jetzt Nationalspieler geworden ist, mit João Palhinha einen Transfer machen werden", sagte Eberl bei Sky. "Das wusste Leon vorher. Dass wir mit Josh (Kimmich, Anm. d. Red.) wieder im Mittelfeld planen. Dann ist es eben so, dass die Konkurrenzsituation bei Bayern München hoch ist."
Kompany hatte Goretzka schon im Pokalspiel in Ulm aus dem Kader gestrichen. Zuletzt gegen Freiburg wurde er aber zumindest erstmals eingewechselt – in der 90. Minute. Die erneute Nicht-Nominierung ist nun ein empfindlicher Rückschlag für den Nationalspieler. "Ich mag ihn sehr, auch wenn er momentan natürlich sauer ist, das weiß ich", sagte Eberl, "aber das gehört zum Fußballer-Leben dazu."
Kompany: "Wir schauen noch nicht auf die Tabelle"
Der Erfolg gibt Kompany mit seinen getroffenen Maßnahmen jedenfalls recht – zumindest bislang. Der Belgier führte seine Mannschaft nämlich nicht nur zur Tabellenführung, sondern auch erstmals in diesem Kalenderjahr zu zwei Auswärtssiegen in Folge. "Wir schauen noch nicht auf die Tabelle. Wir haben ein Spiel gewonnen. Ein gutes Ergebnis, eine gute Leistung, weiter geht's", sagte Kompany.
Während er Platz eins nach nur drei Spieltagen noch nicht überbewerten wollte, sah Sky-Experte Lothar Matthäus das etwas anders. "Auch die Tabellenführung ist wichtig", sagte der Rekordnationalspieler und bezeichnete sie als "eine Voraussetzung, eine Pflicht" für einen Bayern-Trainer. Matthäus schwärmte: "Sie haben clever gespielt, schnell gespielt, professionell."
Die Mannschaft brauche in ihrer Entwicklung freilich noch Zeit, so Kompany. Es sei aber wichtig gewesen, gleich "Mentalität reinzubringen. Die war von Anfang an gut", sagte er: "Wir haben heute gesehen, dass wir einen guten Kader haben." Dass seine Mannschaft bereits zur Halbzeit mit 4:0 führte, spielte ihm voll in die Karten. Zum Auftakt in die Englischen Wochen konnte er so früh wechseln, die Kräfte damit schonen und die Mannschaft einen Gang zurückschalten lassen.
Neuer: "Wir haben die Gewinnermentalität zurück"
Kapitän Manuel Neuer sagte: "Wir waren von Anfang an da, haben von Anfang an kontrolliert und mit Dynamik gespielt." Nach dem vierten Sieg im vierten Pflichtspiel war er voll zufrieden. "Wir haben die Gewinnermentalität zurück, haben eine kleine Serie", sagte er, "aber wir wollen da weitermachen und ruhen uns jetzt nicht aus." Schließlich werden im Kampf um die Meisterschaft, wie Neuer erklärte, "die Hausaufgaben jetzt auch schon gemacht".
Mit dem Champions-League-Auftakt gegen Dinamo Zagreb am Dienstag und dem Auswärtsspiel in Bremen am Samstag warten bereits die nächsten Aufgaben auf die Bayern. Eine Woche später kommt dann Meister Leverkusen nach München. Nach den kleinen Fingerzeigen der Anfangswochen wird dieses Topspiel die erste echte Standortbestimmung für Kompany und seine Bayern werden.
- Eigene Beobachtungen der Sky-Übertragung
- Sky-Interview mit Manuel Neuer, Vincent Kompany und Max Eberl