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Kuss bei Frauen-WM: Spaniens Verbandspräsident Rubiales nennt Kritiker "Idioten"


Kuss nach WM-Gewinn
Spanien-Boss nennt Kritiker "Idioten" – Spielerin verteidigt ihn

Von sid, Kgl

Aktualisiert am 21.08.2023Lesedauer: 3 Min.
Luis Rubiales: Der Präsident des spanischen Fußballverbandes teilt gegen seine Kritiker aus.Vergrößern des Bildes
Luis Rubiales: Der Präsident des spanischen Fußballverbandes teilt gegen seine Kritiker aus. (Quelle: IMAGO/Bagu Blanco / PRESSIN)

Nach dem gewonnenen WM-Finale küsste der spanische Verbandspräsident eine Spielerin auf den Mund. Kritik kommt auch aus der Politik. Er reagiert.

Es war eine Szene, die für Aufregung sorgte: Nach dem Sieg der spanischen Frauen bei der Fußball-WM in Australien und Neuseeland küsste der Präsident des spanischen Fußballverbandes, Luis Rubiales, die Mittelfeldspielerin Jenni Hermoso bei der Siegerehrung unvermittelt auf den Mund. Schnell folgte Kritik in den sozialen Medien.

Hermoso selbst erklärte nach dem Spiel in einem Instagram-Livestream: "Das hat mir nicht gefallen", fügte aber an: "Aber was soll ich machen? Schau mich an, schau mich an!" In einer vom spanischen Verband verbreiteten Erklärung spielt Hermoso den Vorfall herunter. Darin sagte sie: "Es war eine völlig spontane gegenseitige Geste aufgrund der großen Freude über den Gewinn einer Weltmeisterschaft. Der Präsident und ich haben eine großartige Beziehung, sein Verhalten gegenüber uns allen war ausgezeichnet und es war eine natürliche Geste der Liebe und Dankbarkeit."

Sie möchte sich offenbar auf den sportlichen Erfolg konzentrieren: "Wir haben eine Weltmeisterschaft gewonnen und lassen uns nicht von dem ablenken, was wirklich wichtig ist."

"Emotion des Augenblicks"

In der spanischen Radiosendung "Tiempo de Juego" wurde sie ebenfalls zu dem Vorfall befragt und sagte: "Das war die Emotion des Augenblicks, mehr gibt es dazu nicht zu sagen." Der Kuss werde "eine Anekdote bleiben" und sie sei sich "sicher, dass es nicht weitergehen wird."

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Einige spanische Politiker übten jedoch scharfe Kritik an Rubiales. So schrieb die spanische Gleichstellungsministerin Irene Montero auf der Plattform X (ehemals Twitter): "Wir sollten nicht davon ausgehen, dass Küssen ohne Zustimmung etwas ist, das 'passiert'. Es ist eine Form der sexuellen Gewalt, die wir Frauen täglich erleiden und die bisher unsichtbar war und die wir nicht normalisieren dürfen. Es ist die Aufgabe der gesamten Gesellschaft. Die Zustimmung steht im Mittelpunkt. Nur ein Ja ist ein Ja."

Die sozialistische Abgeordnete Adriana Lastra schrieb: "Rubiales ist keine Anekdote, er ist purer Macho. Verharmlosen Sie ihn nicht, vergleichen Sie ihn nicht mit Iker und Sara, lachen Sie nicht über dieses Gesindel, das meint, er habe das Recht, Frauen zu begrapschen." Sie nimmt dabei Bezug auf eine Szene nach dem WM-Gewinn der spanischen Männermannschaft im Jahr 2010. Damals hatte der spanische Nationaltorwart Iker Casillas während eines Interviews die Journalistin Sara Carbonero plötzlich geküsst. Die beiden waren damals allerdings ein Paar und von 2016 bis 2021 verheiratet.

Der spanische Europarlamentarier Ernest Urtasun forderte gar den Rücktritt Rubiales' und schrieb, er habe das Bild "eines ekelhaften Machos" abgegeben. Auch in den spanischen Medien herrschte Empörung. So kommentierte die Tageszeitung "El País": "Wir schreiben das Jahr 2023, diese Gesten sind nicht zu rechtfertigen". Ein solcher Kuss auf den Mund sei "eine Aggression".

"Erzwungenes Küssen" gegen die Richtlinien des Verbandes

Tatsächlich führen auch die Richtlinien des spanischen Fußballverbandes "erzwungenes Küssen" auf einer Liste körperlicher Vergehen auf. "Ein solches Verhalten ist inakzeptabel und wird sofortige Konsequenzen nach sich ziehen", heißt es dort. Und weiter: "Der Beratende Ausschuss für den Schutz der Sportler ergreift im Rahmen seiner Befugnisse und unter Beachtung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit die Maßnahmen, die er in Bezug auf ein Verhalten, das die Gesundheit und das Wohlergehen der Sportler gefährdet, für angemessen hält."

Rubiales selbst reagierte auf die Kritik mit Unverständnis und wählte ebenfalls in der Radiosendung "Tiempo de Juego" deutliche Worte: "Es sind nur zwei Freunde, die etwas feiern, hören wir nicht auf die Narren und Idioten. Lasst sie uns ignorieren und die guten Dinge genießen. Wenn es Dummköpfe gibt, sollen sie mit ihrem Unsinn weitermachen. Hören wir lieber auf diejenigen, die keine Dummköpfe sind", sagte er.

Angespanntes Verhältnis

Die Episode um den Kuss ist die Fortsetzung der ohnehin angespannten Lage um das spanische Frauenteam. So wurde der Titelgewinn in Australien und Neuseeland von der Kontroverse über das Verhältnis des Verbandes und von Trainer Jorge Vilda zu den Spielerinnen überlagert. 15 Akteurinnen hatten im vergangenen Herbst gegen Vildas Führungsstil protestiert und waren aus der Nationalmannschaft zurückgetreten.

Sie warfen dem Coach unter anderem mangelnde Belastungssteuerung, hohen psychischen Druck und Kontrollzwang vor. Mehrere Spielerinnen lenkten später aber ein, drei von ihnen waren beim WM-Triumph von Sydney dabei. Rubiales war ein entschiedener Befürworter Vildas.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • twitter.com: Profil @Irene Montero
  • twitter.com: Profil @Adrilastra
  • twitter.com: Profil @ernesturasun
  • cope.es: "La opinión de Juanma Castaño de la justificación de Rubiales y su beso a Jenni Hermoso: 'El tuit'" (spanisch)
  • Mit Material der Nachrichtenagentur SID
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