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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kapitänin Popp nach DFB-Aus So reagiert der deutsche WM-Star auf die entscheidende Frage
Das vorzeitige WM-Aus der DFB-Frauen war auch für Alexandra Popp eine Zäsur. Wird sie weitermachen?
Aus Brisbane berichtet Christoph Cöln.
Alexandra Popp stand in der Mixed Zone im Bauch des Stadions von Brisbane und wirkte abwesend. Der Star der DFB-Frauen rang um Worte. "Um ehrlich zu sein, ist bei mir eine absolute Leere", sagte sie den wartenden Journalisten. "Natürlich bin ich traurig und enttäuscht. Aber irgendwie ist da jetzt nur völlige Leere."
Wie den meisten ihrer Teamkolleginnen fehlten auch ihr die Worte für das, was gerade auf dem Rasen geschehen war. Deutschlands Fußballerinnen waren rausgeflogen aus der WM. In der Vorrunde. Das hatte es noch nie gegeben.
Jetzt stand Popp da, die Arme hinter dem Rücken verschränkt, in den Händen hielt sie die Trophäe für die beste Spielerin des Spiels. Niemand sprach darüber, niemand fragte sie danach. Der Pokal war bedeutungslos in diesem Moment. Stattdessen kam die eine entscheidende Frage an die Stürmerin: Wie geht es weiter mit ihr, sehen wir sie auch in Zukunft noch im Nationaldress?
"Vielleicht hat uns die Leichtigkeit gefehlt"
"Da habe ich keine Antwort drauf", sagte sie. Und kaum hatte sie den Satz gesprochen, verschwand sie in der Kabine. Mit hängendem Kopf, versunken in ihre Gedanken. Vermutlich lief der Film dieses Spiels gegen Südkorea noch mal vor ihrem inneren Auge ab. Ihr Tor zum 1:1-Ausgleich in der 42. Minute. Die zahlreichen vergebenen Chancen. Die südkoreanische Abwehrwand, die das historisch schlechte Abschneiden der DFB-Frauen besiegelte.
"Vielleicht hat uns diese gewisse Leichtigkeit auf dem Platz gefehlt", mutmaßte Popp in der Mixed Zone des Brisbane Stadions. Ansonsten fehle ihr jegliche Erklärung für das Desaster.
Popp, das hat diese WM mehr als deutlich gezeigt, ist Deutschlands Lebensversicherung. Ohne ihre Tore hätte das DFB-Teams wohl noch schlechter bei diesem Turnier abgeschnitten. Popp ist die gefährlichste Angreiferin im deutschen Team. Sie ist auch Antreiberin, Führungsfigur. Gegen Marokko war ihr Doppelpack der Dosenöffner. An ihr hat es nicht gelegen, dass Deutschland eine historische Blamage erlitt.
Nichts scheint ausgeschlossen zu sein
Schon gegen Kolumbien überzeugte das Team von Trainerin Martina Voss-Tecklenburg nicht. Gegen Südkorea verpatzte man den Start völlig. Das sah auch Lena Oberdorf so. Sie räumte ein, dass die Deutschen nicht mit der nötigen Konzentration in das Alles-oder-nichts-Spiel gegangen sein könnten. "Ich würde es nicht nervös nennen, aber wir waren vielleicht nicht zu hundert Prozent da.“
Popp war da, als sie gebraucht wurde. Eine Stürmerin ihres Formats, zudem ausgestattet mit einer Kopfballstärke, die international ihresgleichen sucht, würde dem Team fehlen. Doch noch ist offenbar nicht über ihre Zukunft entschieden.
Zwar hatte Popp nach dem ersten Spiel gegen Marokko im Interview mit der "Bild"-Zeitung schon angedeutet, dass sie über einen Rücktritt nachdenke. Nichts sei ausgeschlossen. Das deutsche Lager wird aber vermutlich alles daran setzen, sie davon abzuhalten. Denn ohne Popp könnten demnächst noch mehr schmerzhafte Pleiten drohen.
- Eigene Beobachtungen
- Aussagen von Alexandra Popp in der Mixed Zone des Brisbane Stadiums