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EM 24 | Musiala und Wirtz drehen auf – DFB-Elf gewinnt


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DFB-Team brilliert
Der Einzige, der schlecht gelaunt ist


Aktualisiert am 15.06.2024Lesedauer: 4 Min.
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Jamal Musiala: Der DFB-Spieler schreit seine Freude über das Tor zum 2:0 gegen Schottland heraus. (Quelle: IMAGO/Jan Huebner/imago)

Die deutschen Fans erlebten am Freitagabend eine mitreißende Fußballparty. Es war eine Leistung des Kollektivs – bei dem doch einzelne Akteure herausragten.

Aus München berichtet Noah Platschko

Es lief die 74. Minute, als sich das Stadion erhob. Thomas Müller stand zur Einwechslung an der Seitenlinie, bereit, sein 130. Länderspiel für Deutschland zu absolvieren. Mit seinem Einsatz gegen Schottland ist der Spieler des FC Bayern mit Lukas Podolski gleichgezogen, doch das interessierte am Freitagabend niemanden.

Und auch die stehenden Ovationen galten nicht dem langjährigen Fan-Liebling Müller, sondern seinem Mannschaftskollegen. Unter tosendem Applaus des ausverkauften Stadions in München verließ Jamal Musiala den Platz.

Der 21-Jährige hatte soeben sein wohl bestes Spiel im Dress der Nationalmannschaft gemacht. Sein Tempo, seine Qualitäten im Dribbling, sein Auge für die besser postierten Spieler. Musiala spielte vor "seinem" Heimpublikum groß auf. Ein lächerlich guter Auftritt. Ob es das Spiel seines Lebens war, wollte ein Reporter auf der Pressekonferenz nach dem Match von ihm wissen. "Kann man so sagen. Ich bin happy, dass wir so viele Tore geschossen haben", fiel die Antwort des gebürtigen Stuttgarters gewohnt nüchtern aus.

Möglicherweise mitentscheidend für die starke Leistung des Mittelfeldspielers: sein Treffer nach nur 19 Minuten. Ein strammer Rechtsschuss fast vom Elfmeterpunkt, der unter der Latte einschlug. Ein Schuss ins Glück, denn fortan gelang Musiala nahezu alles, was ihm die Auszeichnung zum Spieler des Spiels sowie die t-online-Note 1 bescherte (die komplette Einzelkritik finden Sie hier).

Musiala schießt nur einmal aufs Tor – und trifft prompt

Zuvor war der Außenstürmer, der doch so gerne in die Mitte zieht, ein-, zweimal hängen geblieben. Doch er steckte nicht auf und belohnte sich früh, sodass die anfänglichen Probleme gegen tief stehende Schotten schnell vergessen waren. Es mutet grotesk an, dass jener Musiala noch vor gut eineinhalb Jahren beim WM-Eröffnungsspiel gegen Japan vor dem Tor verzweifelt war, beim euphorischen Auftakt gegen Schottland dagegen nur ein einziges Mal aufs Tor schoss – und nun prompt traf.

"Über die WM dürfen wir nicht viel nachdenken. Da sind die Bälle nicht reingegangen, heute schon. Ich versuche immer positiv zu bleiben und mich nicht von dem stören zu lassen, was in der Vergangenheit war", bilanzierte Musiala auf t-online-Nachfrage.

Routinier Müller freute sich für den Nachwuchs: "Unsere Wusiala-Connection brauchte auch mal den Befreiungsschlag, dass sie wissen, dass sie nicht nur gut sind, sondern auch Dinge machen können, die das Ergebnis verändern. Ich hoffe, es gibt ihnen Selbstvertrauen."

Wusiala, das sind Florian Wirtz und Jamal Musiala. Beide 21 Jahre alt, beide große Hoffnungsträger vieler Deutschland-Fans. Allerdings, und das betonte auch der Bundestrainer nach Abpfiff, war es eine im Kollektiv gute Leistung gegen an diesem Abend extrem schwache Schotten, die die komplette zweite Halbzeit in Unterzahl antreten mussten.

"Es ist sehr wertvoll, dass unsere Spieler Selbstvertrauen getankt haben. Und es ist wertvoll, dass nicht nur einer die Blumen kriegt. Auch für İlkay, der ein super Spiel gemacht hat, hat es mich sehr gefreut", lobte Nagelsmann nach Abpfiff Kapitän İlkay Gündoğan.

"Wusiala" verzückt das Publikum

Der "Bessermacher", wie Gündoğan sich selbst nach Abpfiff noch einmal bezeichnete, konnte endlich auch im Nationaldress das zeigen, was ihn auszeichnet. Insbesondere vor dem 2:0 ließ der Barcelona-Spieler seine komplette Brillanz aufblitzen, sowohl bei der Ballmitnahme als auch beim darauffolgenden Pass zu Kai Havertz. Nach mehreren unglücklichen Auftritten im DFB-Dress ein wichtiges Zeichen. Die Diskussion darüber, ob der Kapitän in die Startelf gehört, dürfte nach dem Freitagabend fürs Erste beendet sein.

Spiele

Und so könnte man die Reihe fortführen: Florian Wirtz, zuletzt noch etwas überspielt wirkend, ergänzte sich fantastisch mit Pendant Musiala. Etwas, was den beiden Jungstars lange nicht gelungen war. Der Dosenöffner, das so wichtige 1:0, war dem Leverkusener vorbehalten gewesen. Ohnehin stand Wirtz seinem Kumpel Musiala nur in wenig nach und wusste auf ähnliche Art und Weise das Publikum zu verzücken.

Doch damit nicht genug: Toni Kroos brillierte auf der Sechs, satte 101 seiner 102 gespielten Pässe fanden den Nebenmann. Die Zuschauer im Stadion feierten den sechsfachen Champions-League-Sieger mehrfach mit Sprechhören. Insbesondere als der 34-Jährige zu seinen gefürchteten Standards antrat, schrien die Fans ekstatisch seinen Namen. Es war eine Huldigung, die an jene erinnerte, die Lionel Messi über Jahre beim FC Barcelona genoss.

Dass mit Kai Havertz und Niclas Füllkrug zudem gleich beide Mittelstürmer im Eröffnungsspiel trafen, setzte dem gelungenen Auftakt noch die Krone auf. Und auch, dass der nachnominierte Emre Can in der Nachspielzeit ein Tor erzielte, passte zu einem spektakulären Abend, bei dem ein ganzes Stadion in Feierlaune versetzt wurde. Der tat auch eine missglückte Laola-Welle keinen Abbruch, die bereits nach wenigen Sekunden im ansonsten lautstark unterstützenden Publikum versandete.

Einziger Wermutstropfen: das unnötige 1:4, ein unglückliches Eigentor des eigentlich ebenso stark aufspielenden Antonio Rüdiger. "Die Entstehung des Freistoßes für die Schotten war ein bisschen ärgerlich, wir müssen da besser abzählen in der Situation. Der Einzige, der heute Abend nicht so gut gelaunt sein wird, ist unser Standardtrainer", reagierte Nagelsmann auf eine entsprechende t-online-Frage mit einem leichten Lächeln im Gesicht.

Fokus auf Ungarn: "Zweiter Schritt" muss folgen

Denn: "Wenn so ein Gegentor beim Stand von 4:0 passiert, ist es leichter darüber zu sprechen, als wenn so ein Treffer bei einem 1:0 fällt." Der Hunger der Mannschaft sei, so Nagelsmann, so groß, dass sie sich trotz des Spielstands von 4:0 noch "sehr über den Gegentreffer geärgert hat. Kein so schlechtes Zeichen."

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Pl.MannschaftSp.SUNToreDiff.Pkt.Form
1
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Georgien
31114:404
2
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Niederlande
31114:404
3
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Slowakei
31113:304
4
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Slowenien
30302:203
5
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Ungarn
31022:5-33
6
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Kroatien
30213:6-32

Dass sich die schottische Mannschaft als kein wirklicher Prüfstein herausstellte, insbesondere was die Pressingresistenz der deutschen Mannschaft angeht, störte den Bundestrainer keineswegs. Schon gegen Ungarn erwartet die DFB-Elf ein völlig anderer Gegner. "Wir müssen einen zweiten Schritt folgen lassen. Ungarn wird anders. Unangenehm, sehr variabel, wilder Aufbau, schwer zu packen", so Nagelsmanns Blick auf den Gegner am kommenden Mittwoch in Stuttgart.

Gelingt dem DFB-Team eine ähnliche Vorstellung wie zum Auftakt in München, wird sich auch dann wieder das Stadion erheben. Das Weiterkommen wäre dem deutschen Team dann wohl kaum mehr zu nehmen. Und der Startschuss wäre gelegt, für das nun schon so oft zitierte "Sommermärchen 2.0".

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen im Stadion
  • Pressekonferenz mit Julian Nagelsmann nach Deutschland – Schottland
  • Pressekonferenz mit Jamal Musiala nach Deutschland – Schottland
  • Tweet von Fabrizio Romano
  • Statistiken bei fotmob.com
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