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WM-Desaster: Voss-Tecklenburg vor dem Aus? Wer den DFB nun retten könnte


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Bundestrainerin vor dem Aus?
Wer den DFB nun retten könnte


Aktualisiert am 04.08.2023Lesedauer: 5 Min.
Martina Voss-Tecklenburg bei der Abreise: Sie ist mit dem deutschen Team früh aus der WM ausgeschieden.Vergrößern des Bildes
Martina Voss-Tecklenburg steigt in den Abreisebus: Sie ist mit dem deutschen Team früh aus der WM ausgeschieden. (Quelle: Eibner-Pressefoto/Memmler)
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Deutschland ist bei der Fußball-WM ausgeschieden. Bundestrainerin Martina-Voss-Tecklenburg wird in die Pflicht genommen. Könnte sie bald abgelöst werden?

Die deutsche Nationalmannschaft ist bei der Fußball-WM der Frauen ausgeschieden. Das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg kam nach drei Spielen in der Vorrunde nicht über vier Punkte hinaus: drei Punkte beim 6:0-Spektakel gegen Marokko, eine 1:2-Pleite gegen Kolumbien und zuletzt ein Punkt im 1:1-Unentschieden gegen Südkorea. Die logische Konsequenz: das vorzeitige Aus zum ersten Mal in der Gruppenphase.

Als Bundestrainerin trägt Martina Voss-Tecklenburg einen Großteil der Verantwortung für das frühe Aus. Unmittelbar nach dem enttäuschenden Vorrunden-Aus hat sie selbst ihre Zukunft als Bundestrainerin offengelassen. "Ich brauche jetzt auch etwas Zeit, um das verarbeiten zu können. Ich stelle mich in erster Linie jetzt erst mal vor die Mannschaft", sagte die 55-Jährige im ZDF. "Wir haben jetzt zweimal ein Ergebnis erzielt, das nicht ausreicht. Dem müssen wir uns jetzt stellen, und das in erster Linie auch meine Person, das ist klar", so Voss-Tecklenburg weiter.

Über mögliche Konsequenzen sagte sie: "Ich möchte jetzt gar nicht zu sehr in irgendwas gedrängt werden, was dann auch nicht richtig wäre, weil es auch aus der Emotion heraus geschieht." Sie versuche von daher, "bei mir zu bleiben, sachlich zu bleiben und in die Verantwortung zu gehen. Das ist doch völlig klar."

Aber kann ein Rücktritt oder Rauswurf überhaupt zur Debatte stehen? Ist sie noch die richtige Trainerin, um Deutschland zum nächsten großen Turnier zu führen?

Seit 2018 coacht Voss-Tecklenburg das DFB-Team, erreichte bei der WM 2019 in Frankreich das Viertelfinale und führte Deutschland bei der EM im Vorjahr bis ins Finale. Seither boomte der Frauenfußball. Nach der Euphorie folgten jedoch nur durchwachsene Leistungen. Ihren Vertrag hatte sie trotzdem im April bis 2025 verlängert. Sollte über ihre Position in Zukunft diskutiert werden: Wer könnte es denn machen?

t-online hat sich den Trainermarkt angeschaut und sieben Kandidaten und Kandidatinnen ins Visier genommen.

  • Miroslav Klose: Miroslav Klose ist beim DFB ein großer Name. Immerhin hält Klose mit 71 Toren den Rekord für die meisten Länderspieltore des Verbandes und ist zudem mit 16 Treffern WM-Rekordtorschütze. Nach seinem Karriereende absolvierte er ein individuelles Ausbildungsprogramm beim DFB und war als Trainer bei einigen der Juniorenmannschaften aktiv. Nach Stationen beim FC Bayern und seinem ersten Job als Profi-Trainer beim SCR Altach könnte nun der Schritt zurück zum DFB anstehen. Fraglich ist nur, ob ausgerechnet der DFB Klose nach seiner wenig erfolgreichen Zeit in Altach eine zweite Chance geben möchte.
  • Colin Bell: Mit der südkoreanischen Nationalmannschaft war Bell dafür verantwortlich, dass Deutschland bei der WM ausgeschieden ist. Dabei überzeugte seine Mannschaft mit Kampfgeist und gutem Defensivverhalten. Qualitäten, die dem deutschen Team aktuell fehlen. Zudem weiß er, wie man im Frauenfußball erfolgreich ist: Mit dem 1. FFC Frankfurt gewann er 2015 die Champions League. Dabei war er der erste ausländische Trainer, dem dies gelang. Beim DFB könnte er ebenfalls der erste ausländische Trainer werden – und dann ähnlich erfolgreich sein?
  • Joachim Löw: Es ist eine bekannte Tatsache, dass der DFB bei vakanten Positionen gerne mit bereits bekannten Gesichtern aufwartet. Das bewies der Verband jüngst mit der Anstellung von Ex-DFB-Teamchef Rudi Völler als DFB-Manager oder eben mit der Wahl von Hansi Flick als Nachfolger von Jogi Löw erneut.

    Ebenjener Jogi Löw könnte nun also zur Lösung für das Frauen-Team werden. Immerhin formte er schon die Männermannschaft nach Jahren der fußballerischen Tristesse zunächst zu einer spielerisch wieder ansehnlichen Truppe und schließlich sogar zum Weltmeister. Ja, die letzten Jahre unter Löw waren schwach, doch der anhaltende Misserfolg unter Flick beweist, dass das wohl nicht am Trainer gelegen hat.

    Für ein Engagement Löws spricht auch: Er und der DFB gingen weitestgehend friedlich auseinander, die Brücke für eine Rückkehr ist also nicht verbrannt. Auf einen Job als Vereinstrainer scheint Löw zudem nicht erpicht. Im Gegenteil: Zuletzt gab es Gerüchte um ein Engagement in der brasilianischen Nationalmannschaft. Der Posten ist nun aber mit Carlo Ancelotti ab kommendem Sommer besetzt. Warum also nicht die neue Herausforderung bei den DFB-Frauen suchen?
  • Almuth Schult: Die Torhüterin ist zwar selbst noch aktive Spielerin. Mit ihrer zweiten Schwangerschaft dürfte die Karriere der 32-Jährigen jedoch allmählich dem Ende entgegengehen. Als TV-Expertin wusste Schult bereits zu glänzen, bewies ihren großen Fußball-Sachverstand. Könnte ein Angebot des DFB sie also über einen vorzeitigen Wechsel ins Traineramt nachdenken lassen?

    Wohl eher unwahrscheinlich, denn Schult betonte zuletzt noch: "Ich möchte gern nach der Schwangerschaft und der Geburt meine Fußballkarriere fortsetzen." Dabei schränkte sie zwar ein: "Natürlich müssen wir schauen, wie gut das mit den neuen Herausforderungen im Familienleben zusammenpasst." Doch auch ein Trainerjob wäre wohl kaum besser mit dem Familienleben vereinbar. Zudem ist mehr als fraglich, ob der DFB den riskanten Schritt wagen würde, eine gänzlich unerfahrene Trainerin gleich bei ihrer ersten Station mit der Nationalmannschaft zu betrauen.
  • Inka Grings: Sie kennt den DFB wie kaum eine andere. Grings spielte von 1996 bis 2012 bei der deutschen Nationalmannschaft, feierte 2005 und 2009 den EM-Titel und zählte zu den besten Torjägerinnen ihrer Zeit. Nach ihrer aktiven Karriere stieg sie in die Trainerlaufbahn ein. Mit dem MSV Duisburg gelang ihr der Aufstieg in die Bundesliga, ehe sie mit dem FC Zürich Meister und Pokalsieger wurde (2022). Seit Beginn des Jahres trainiert sie die Nationalmannschaft der Schweiz. Bei der laufenden WM beendete sie die Gruppenphase an der Tabellenspitze und trifft nun im Achtelfinale auf Spanien. Ein Schritt in die Heimat wäre zwar nicht unwahrscheinlich. Eine Ablösesumme wohl aber notwendig. Grings' Vertrag ist unbefristet und hat eine Kündigungsfrist von sechs Monaten.
  • Kim Kulig: Derzeit ist sie zwar Trainerin des FC Basel, in Deutschland zu coachen wäre aber für Kulig nichts Neues: Sie trainierte bereits den 1. FFC Frankfurt II und war beim VfL Wolfsburg als Co-Trainerin auf der Bank. In ihrer aktiven Karriere spielte die frühere Mittelfeldakteurin sieben Jahre im DFB-Team. Ihr größter Erfolg waren wohl die Europameisterschaft 2009 und die U20-WM 2010. Vor drei Jahren nahm sie am Fußballlehrer-Lehrgang der DFB-Akademie teil. Dem Verband ist Kulig ohnehin bekannt: Von 2015 bis 2017 arbeitete sie dort als Scout und zählte zu den engsten Mitarbeitern der damaligen Bundestrainerin Steffi Jones. Mit erst 33 Jahren bleibt ihr aber noch Zeit, Erfahrungen zu sammeln und sich für den Posten als Bundestrainerin in den kommenden Jahrzehnten zu empfehlen.
  • Imke Wübbenhorst: Vor fünf Jahren erregte sie große Aufmerksamkeit, als sie die Leitung des BV Cloppenburg in der Oberliga Niedersachsen übernahm. Der Grund: Sie war die erste Trainerin, die eine deutsche Männermannschaft auf einer derart hohen Spielebene coachte. Nachdem sie im April 2019 den SV Straelen übernommen hatte, war sie die zweite Trainerin nach Grings bei einem deutschen Viertligist. Die Erfolge blieben jedoch mit beiden Teams aus. Als Cheftrainerin der Frauen des SC Young Boys Bern hat sie ein neues Kapitel im Ausland gestartet. Ob ihr die A-Nationalmannschaft als darauffolgenden Schritt zugetraut wird, ist zumindest fraglich.

Die Zukunft um Voss-Tecklenburg bleibt spannend. DFB-Manager Joti Chatzialexiou hat sich jedenfalls nicht konkret über die Zukunft der Bundestrainerin geäußert. "Ich werde jetzt nach dem Spiel niemanden infrage stellen", sagte der Leiter Nationalmannschaften beim DFB am Donnerstagabend. Für die 55-Jährige und die deutsche Nationalmannschaft geht es nun aber vorerst zurück in die Heimat. Die Spielerinnen werden in ihre Vereine zurückkehren und sich auf die kommende Saison vorbereiten.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen der Fußball-WM in der ARD und im ZDF
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