Frauen-EM-Quali Sonderlob: Teenager Oberdorf für DFB-Elf gesetzt
Lwiw (dpa) - Mit einem morgendlichen Spaziergang in der Altstadt stimmten sich die deutschen Fußball-Frauen auf die Partie gegen die Ukraine ein.
Bei postkartenblauem Himmel war am Tag vor dem EM-Qualifikationsspiel in Lwiw das 10:0 gegen Montenegro kein großes Thema mehr. Stattdessen ließ Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg keinen Zweifel an der Zielsetzung für das Duell mit den Ukrainerinnen am Dienstag (16.00 Uhr MESZ/ZDF): Mit drei weiteren Punkten soll der nächste Schritt in Richtung Europameisterschaft 2021 getan werden.
Auch wenn sich die Ukraine für die Weltmeisterschaft in Frankreich nicht qualifiziert hatte, wird der zweite Gruppengegner eine erste ernstzunehmende Prüfung für die DFB-Elf. Auf deutlich mehr Arbeit wird sich dann auch eine Spielerin im Team einstellen dürfen, die zu den wenigen Gewinnerinnen der verkorksten WM zählte und noch immer zählt. Die 17 Jahre alte Lena Oberdorf von der SGS Essen wurde gegen Montenegro von Voss-Tecklenburg in die Innenverteidigung beordert - und erhielt für ihre unaufgeregte Vorstellung sogar ein Sonderlob.
"Sie ist eine absolute Perspektivspielerin und ein Talent, das wir in allen Bereichen unterstützen wollen", sagte Voss-Tecklenburg über die Gymnasiastin aus Gevelsberg. Mit 17 Jahren, fünf Monaten und 20 Tagen hatte Lena Oberdorf im Sommer beim Auftakt gegen China (1:0) ihr WM-Debüt gegeben und schon in ihrem vierten Länderspiel eine DFB-Bestmarke geknackt. 52 Tage jünger als Rekordnationalspielerin Birgit Prinz war Oberdorf bei ihrem ersten WM-Einsatz.
Nun scheint der Teenager für die Problemzone Innenverteidigung neben der Wolfsburgerin Sara Doorsoun (27), mit der sie auch das Zimmer teilt, erste Wahl zu sein. "Wir glauben, dass das eine Zukunftsposition sein kann für Lena Oberdorf", sagte Voss-Tecklenburg. Die Jüngste im Team bringe "einfach schon ganz viel mit" und könne "in den nächsten Jahren eine wertvolle Spielerin" werden, betonte die 51 Jahre alte frühere Nationalspielerin.
Oberdorf wuchs in Gevelsberg (Ennepe-Ruhr-Kreis), woher auch Spielführerin Alexandra Popp und Nationalspieler Lukas Klostermann stammen, in einer sportbegeisterten Familie auf. Die Mutter war Leichtathletin. Ihr Bruder Tim (23) spielt für Fortuna Düsseldorf im Regionalligateam. Lena und Tim kickten beide lange bei der TSG Sprockhövel. Auch ihre Schwester spielt Fußball.
Bei der WM kam Lena Oberdorf auf der Sechserposition, in der Innenverteidigung und sogar auf dem linken Flügel zum Einsatz, die Flexibilität und Vielseitigkeit waren schon immer ihr großes Plus. "Die Rolle in der Innenverteidigung gefällt mir auch sehr gut", sagte die 17-Jährige am Samstag in Kassel - und schob sofort hinterher, dass sie sich über den einen oder anderen Fehlpass geärgert habe. Jugendliche Leichtigkeit gepaart mit professionellem Ehrgeiz: keine schlechten Voraussetzungen für eine DFB-Karriere.
Oberdorf müsse jetzt ein Jahr lang gesund durch die Saison kommen und ihre Schule zu Ende machen, sagte Voss-Tecklenburg und prophezeite: "Ich glaube, dass wir noch ganz viel Freude an Obi haben werden."