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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ex-Profi Christoph Spycher Duell gegen Frankfurt: Chelseas große Gefahr
Das Frankfurter Europapokal-Märchen zieht ganz Deutschland in seinen Bann. Doch vor dem Rückspiel gegen Chelsea ist die Eintracht der Underdog. Ex-Profi Christoph Spycher glaubt trotzdem an den Final-Einzug.
"Nur" rund 41.600 Plätze umfasst die Stamford Bridge in London, das Stadion des FC Chelsea. Für Frankfurter Verhältnisse ein kleines Stadion in der Europa League. Die Elf von Adi Hütter ist es gewohnt, vor größeren Kulissen zu spielen. Neben der eigenen Arena lief die Eintracht zuletzt im Mailänder San Siro (ca. 80.000 Plätze) und im Lissaboner Estadio da Luz (ca. 66.000 Plätze) auf. Ein Hexenkessel wird die Stamford Bridge am heutigen Donnerstag trotzdem sein.
Denn für Eintracht Frankfurt und den FC Chelsea geht es um das Ticket für das Finale in der Europa League. Nach kräftezehrenden Monaten stehen beide Teams kurz vor dem großen Ziel: dem Endspiel in Baku. Die bessere Ausgangslage haben die Engländer. Durch das 1:1 in Frankfurt reicht den "Blues" ein 0:0, um sich durchzusetzen. Trainer Adi Hütter und sein Team müssen in die Offensive gehen, dürfen dabei aber nicht vogelwild angreifen.
"Er wird nicht ins offene Messer laufen"
Christoph Spycher glaubt, dass das nicht passieren wird. Und der langjährige Spieler der Eintracht muss es wissen, denn er kennt Adi Hütter gut. Als Sportchef der Young Boys Bern arbeitete er von 2016 bis 2017 mit dem heutigen Frankfurt-Trainer zusammen. Er sagt zu t-online.de über Hütter: "Frankfurt braucht mindestens ein Tor, wenn nicht sogar mehrere. Das kommt seiner offensiven Ausrichtung zugute. Adi Hütter will aber sicherlich nicht ins offene Messer laufen und mit Gewalt versuchen, sofort das erste Tor zu erzielen. Er wird geduldig sein und mit Ruhe arbeiten."
Dabei könnte Frankfurt auch die Rolle als "Underdog" helfen. "Das kann ein großer Pluspunkt sein", so Spycher, der ergänzt:. "Aber sie (Chelsea, Anm. d. Red.) haben gesehen, dass Frankfurt eine Mannschaft mit Top-Qualität ist, die eine Zeit lang das Geschehen gut im Griff hatte. Wenn sich Chelsea trotzdem zu sicher fühlt, ist das eine Chance für Frankfurt."
Das Zünglein an der Waage
Die Fans der Eintracht sind fest davon überzeugt, dass das Finale möglich ist. Sie haben mit ihrer Mannschaft schon für einige Überraschungen in der Europa League in diesem Jahr gesorgt. Die Atmosphäre hatte entscheidenden Einfluss, meint auch Christoph Spycher, der die Stimmung bestens kennt: "Es gibt bei den internationalen Spielen keinen Verein, der von seinen Fans so großartig unterstützt wird. Das trägt die Spieler und animiert sie, über sich hinauszuwachsen und Geschichte zu schreiben. Die Fans haben auch ihren Anteil daran, dass Frankfurt eine so starke Europa-League-Kampagne gespielt hat. Das wird auch in London das Zünglein an der Waage sein."
Neben den beeindruckenden Fans darf auch die Rolle von Adi Hütter nicht kleingeredet werden. Der Österreicher trat als Nachfolger von Niko Kovac in große Fußstapfen, wurden diesen aber mehr als gerecht. Für Christoph Spycher ist das keine Überraschung: "Er hat sich sehr akribisch auf die Trainer-Karriere vorbereitet. Besonders die Menschenführung war ihm wichtig. Kommunikativ hat er herausragende Eigenschaften."
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Seine Art kommt auch bei den Eintracht-Profis sehr gut an. Spycher: "Mit den Spielern pflegt er einen guten Umgang, der distanziert ist, aber gleichzeitig auch Nähe zulässt. Ich glaube, dass das genau richtig ist, um als Trainer erfolgreich arbeiten zu können." Vielleicht reicht es auch fürs Finale.
Die richtige Taktik für das Chelsea-Spiel wird Hütter finden, meint Spycher: "Er arbeitet sehr akribisch mit seinem Trainerteam. Er analysiert den Gegner sehr genau und versucht die richtige Mischung zu finden aus der eigenen Philosophie und den Eigenheiten des Gegners, um die Schwächen auszunutzen."
Reicht es fürs Finale? Spycher glaubt fest daran: "Aufgrund meiner persönlichen Vergangenheit und der Verbundenheit zu ehemaligen Weggefährten wie Adi Hütter, Christian Peintinger (Co-Trainer, Anm. d. Red.) und Gelson Fernandes bin ich ganz klar auf Seiten der Eintracht und hoffe auf einen 1:0-Auswärtssieg."