Finale in Budapest Krimi gegen Rom – Sevilla gewinnt die Europa League
In einem umkämpften Finale kochen immer wieder die Emotionen hoch. Die Schlussphase wird zum Nervenspiel – das bis zum Elfmeterschießen führt.
Spannung bis zum Schluss: Der FC Sevilla hat die Europa League 2023 gewonnen. In einem packenden, umkämpften, aber spielerisch selten hochklassigen Duell setzten sich die Spanier gegen die AS Roma mit 5:2 (0:1, 1:1, 1:1) nach Elfmeterschießen durch.
Für Rekordsieger Sevilla war es der siebte Erfolg im siebten Finale des zweitgrößten Wettbewerbs im europäischen Vereinsfußball – und das seit 2006. Mourinho verlor nach fünf Siegen erstmals ein Europapokal-Finale als Trainer. Mit einem weiteren Triumph wäre er zum alleinigen Rekordhalter aufgestiegen.
Der argentinische Weltmeister Paulo Dybala (35. Minute), dessen Startelf-Einsatz nach Sprunggelenkproblemen fraglich gewesen war, hatte Rom in Führung gebracht, Gianluca Mancini (55.) per Eigentor den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt. Allein in der zweiten Hälfte der Verlängerung gab Schiedsrichter Anthony Taylor über zehn Minuten Nachspielzeit obendrauf.
Mourinhos Psychotrick
Den entscheidenden Elfmeter verwandelte Gonzalo Montiel für die Andalusier, die sich durch den Sieg für die Champions League qualifizierten. Im vergangenen Jahr hatte Eintracht Frankfurt mit dem großen Silberpokal gejubelt.
Am Mittwochabend sorgten Tausende Fans aus Spanien und Italien in der schicken Puskas Arena für Finalstimmung. Mourinho stand im dunklen Shirt fast ausschließlich am Rand seiner Coaching Zone und rief Anweisungen auf den Platz.
Seine Roma, die im Halbfinale Bayer Leverkusen aus dem Wettbewerb geworfen hatte, brauchte ein paar Minuten, um ins Spiel zu finden. Leonardo Spinazzola prüfte Sevilla-Torwart Yassine Bounou in der zwölften Minute. Die Vorlage kam von Dybala, für den Mourinho eigentlich angekündigt hatte, dass mehr als "20, 30 Minuten" Spielzeit gar nicht drin seien. Im Nachhinein vermutlich ein kleiner Psychotrick des Taktikmeisters.
Sevilla fand zunächst keine Lösungen
Sevillas Profis, die vor dem Anpfiff einen Gruß an ihren schwer verletzten Ex-Torwart Sergio Rico geschickt hatten, kamen mit dem aggressiven Spiel der Roma zunächst überhaupt nicht zurecht. Die Auswahl von Trainer José Luis Mendilibar versuchte, wenn überhaupt, über die rechte Seite des 37 Jahre alten Kapitäns Jesús Navas in die Nähe des gegnerischen Strafraums zu kommen.
Gerade, als die Partie festgefahren wirkte, hebelte Mancini mit einem starken Pass die Abwehr Sevillas aus, Dybala ließ Bounou keine Chance. Die Römer in der Arena jubelten lautstark, auch Mourinho ließ für einen Moment die großen Emotionen zu. Der 60-Jährige hatte Rom im vergangenen Jahr zum Sieg in der klassentieferen Conference League geführt – den Henkelpott der Champions League stemmte er 2003 mit Porto und 2010 mit Inter Mailand in die Höhe.
Und Sevilla? Der Rekordgewinner des Wettbewerbs, der schon den UEFA-Cup hatte zweimal gewinnen können, fand auch nach dem Rückstand keine Lösungen. Erst in der langen Nachspielzeit der ersten Halbzeit kam der frühere Schalker Bundesliga-Profi Ivan Rakitić zur großen Ausgleichschance, traf aber nur den Pfosten.
Dafür begann die zweite Hälfte für den spanischen Verein nach Maß. Rom zog sich zurück – ähnlich wie im Rückspiel gegen Leverkusen - und versuchte, die Führung zu verwalten. Das durch eine scharfe Flanke von Navas erzwungene Eigentor von Mancini brachte Sevilla endgültig in die Partie zurück. Auf der Gegenseite verhinderte Bounou gegen Tammy Abraham den erneuten Rückstand (67.). Auch der eingewechselte Andrea Belotti verpasste das zweite Roma-Tor ganz knapp (83.) – die Partie musste in die von den Verletzungen geprägte Verlängerung, in der beide Mannschaften sichtlich an der Belastungsgrenze spielten.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa