EM-Halbfinale gegen die Niederlande England fürchtet deutschen "Schiri-Albtraum"
Zwischen "Oranje" und den "Three Lions" wird der zweite EM-Finalist ermittelt. Die Paarung sorgt für reichlich Brisanz – und sie wird noch gesteigert durch die Schiedsrichteransetzung.
Für wen lebt der Traum weiter? Die Niederlande spielen am Mittwoch (ab 21 Uhr im t-online-Liveticker) in Dortmund gegen England um den Finaleinzug bei der EM. Deutschlands große Erzrivalen im Fußball unter sich. Wiederholt "Oranje" den Triumph von 1988, als man bei der letzten Europameisterschaft in Deutschland den einzigen großen Titel in der Geschichte gewann?
Mit Gegner England hat das Team von Bondscoach Ronald Koeman jedenfalls eine große Gemeinsamkeit: Auch die Niederländer standen wegen ihrer zum größten Teil biederen Spielweise bei diesem Turnier enorm in der Kritik.
Dennoch muss man ihnen zugutehalten: "Oranje" hat schon gezeigt, dass sie es besser können – England noch nicht. Die 2:3-Niederlage der Niederlande gegen Österreich im letzten Gruppenspiel oder das stürmische 3:0 gegen Rumänien im Achtelfinale boten tolle Fußball-Unterhaltung. "Wir können stolz sein, dass wir das Halbfinale erreicht haben", sagte Koeman. "Das hat niemand erwartet. Aber die Mission ist noch nicht vorbei."
Von solch torreichen Begegnungen konnten die englischen Fans bisher nur träumen. Gerade einmal fünf Törchen brachten Harry Kane & Co. in ihren fünf Auftritten bisher zustande. Wenig verwunderlich: Über die "Three Lions" ergoss sich während des gesamten Turniers medial und fanseitig noch mehr und noch schärferer Hohn als über den kommenden Gegner.
England-Trainer Southgate mit Bierbechern beworfen
Einige englische Anhänger warfen sogar Bierbecher nach Nationaltrainer Gareth Southgate, beleidigten ihn mit obszönen Gesten. "Ich kann nicht leugnen, dass es wehtut, wenn die Dinge so persönlich werden wie zuletzt. Ich glaube nicht, dass es normal ist, wenn einem Bier nachgeworfen wird", sagte der 53-Jährige. "Aber wir stehen im dritten Halbfinale in vier Turnieren. Wir machen weiter und genießen diese Reise."
Aber: Diese Reise könnte noch ungemütlicher werden. Man fürchtet Rache aus Deutschland, obwohl das DFB-Team bereits ausgeschieden ist. Doch weil der englische Schiedsrichter Anthony Taylor im Viertelfinale der DFB-Elf einen Handelfmeter gegen Spanien verweigerte, haben die Engländer Furcht vor einer Retourkutsche. Denn: Für das mit Brisanz geladene Halbfinale ist der deutsche Schiedsrichter Felix Zwayer angesetzt. Der englische Boulevard spricht schon von einem "Schiri-Albtraum".
Nicht nur, dass sich jetzt ein deutscher Schiedsrichter für das DFB-Team, das viele von Taylor benachteiligt sehen, rächen könnte. Was den englischen Medien Sorgen macht, ist auch Zwayers Vergangenheit. Er war 2005 in den Spielmanipulationsskandal um Robert Hoyzer verwickelt.
Dazu hat Englands Mittelfeldstar Jude Bellingham eine Vorgeschichte mit Zwayer. Als er ihn 2021 noch in Diensten des BVB für dessen Schiedsrichterleistung im Duell mit dem FC Bayern kritisierte und darauf anspielte, dass Zwayer ja in der Vergangenheit Spiele manipuliert habe, erhielt der jetzige Profi von Real Madrid eine Geldstrafe. Nun treffen sich beide wieder – ausgerechnet in Dortmund.
Doch ob angesichts der bisher gezeigten Leistungen der Schiedsrichter wirklich das Hauptproblem der Engländer sein wird, darf bezweifelt werden. Die Stadt Dortmund erwartet jedenfalls ein Fußballfest mit über 100.000 Fans aus beiden Lagern in der Stadt. Es bleibt zu hoffen, dass es auch eines auf dem Rasen wird.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa