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Cristiano Ronaldo bei der EM 2024: Schadet er Portugal? Ein Pro und Kontra


Wirbel um Ronaldos EM-Leistung
Er stellt sein Ego über das Team

  • Steven Sowa
Pro & KontraVon Andreas Becker, Steven Sowa

02.07.2024Lesedauer: 1 Min.
Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Cristiano Ronaldo: Der EM-Rekordhalter seines Landes stand mal wieder im Mittelpunkt.Vergrößern des Bildes
Cristiano Ronaldo: Der EM-Rekordhalter seines Landes stand mal wieder im Mittelpunkt. (Quelle: IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON)

Cristiano Ronaldos Selbstbewusstsein scheint grenzenlos zu sein. Kaum ein Spieler polarisiert so sehr wie er. Schadet der Superstar der Mannschaft Portugals?

Das EM-Achtelfinale zwischen Portugal und Slowenien hätte als zähe Angelegenheit in die Geschichtsbücher eingehen können, wäre da nicht Cristiano Ronaldo gewesen. Quälend lange 120 Minuten stand es zwischen den beiden Teams 0:0. In der regulären Spielzeit fielen keine Treffer, also ging es in die Verlängerung: Und dort scheiterte Ronaldo mit einem Elfmeter an dem slowenischen Torhüter Jan Oblak.

In der Halbzeit der Verlängerung brach CR7 in Tränen aus, offenbar übermannt von seinen Gefühlen, weil er nicht nur den Elfmeter vergeben hatte, sondern auch zuvor im gesamten Spielverlauf mehrere Chancen auf den Sieg. Portugal taumelte dem EM-Aus entgegen – und konnte nur durch einen Sieg im Elfmeterschießen der Blamage gegen Slowenien entgehen. Die Kameras waren anschließend vor allem auf einen gerichtet: Ronaldo, den tragischen Helden, der in 120 Minuten keinen Treffer erzielte, aber beim Elfmeterschießen im Anschluss erneut für sein Land voranging und dieses Mal seinen Schuss vollendete.

Eine Achterbahnfahrt der Gefühle, die unmittelbar mit Ronaldos Leistung zusammenhing. Daher stellen sich viele Menschen die Frage: Geht es Cristiano Ronaldo am Ende nur um sich selbst?

Pro
Steven Sowa
Steven SowaStellvertretender Unterhaltungschef

Ja, dieses Spiel liefert den endgültigen Beweis

Es kann ein Genuss sein, Cristiano Ronaldo beim Fußballspielen zuzuschauen. Für mich persönlich (Jahrgang 1990) gehört er zweifellos zu den sensationellsten Erscheinungen des Sports: seine Dynamik, seine Torgefahr, seine Finesse, alles einmalig. Und dennoch mischt sich dieses Jahr ein fader Beigeschmack in die Hochachtung. Seit mehr als einem Jahr kickt der Ballkünstler am anderen Ende der Welt, irgendwo in der Wüste für einen drittklassigen Verein und kassiert zig Millionen dafür. Was beweist: Es geht ihm nicht darum, erstklassigen Fußball zu spielen. Fußball ist für ihn vor allem zu einem Geschäft geworden – und zu einer Bühne für seinen Geltungsdrang.
Das zeigt sich leider auch bei dieser EM. Ronaldo nimmt sich zu wichtig. Für jeden sichtbar wurde das beim Spiel gegen Slowenien: Wie sonst ist es zu erklären, dass ein Profi nach ein, zwei oder drei Fehlschüssen immer wieder direkte Anläufe nimmt und aussichtsreiche Freistöße wahlweise unters Stadiondach ballert oder komplett unplatziert auf den Torhüter knallt? Ronaldo kommt bei all seinen großen Turnieren auf 60 Freistöße. Getroffen hat er einen. Eine niederschmetternd miserable Quote.
Jeder Blinde sieht das, nur der 39-Jährige nicht. Er macht munter weiter mit seiner Ego-Show. Sogar eine Standardsituation weit draußen am Spielfeldrand, bestens geeignet für eine Flanke in den Strafraum, schnappt sich Ronaldo – und jagt sie ins Nirgendwo. Das Ziel, es war klar: ein direkter Freistoßtreffer. Für ihn. Für seine Statistik. Für sein Ego.
Er stellt sich selbst damit über den Erfolg der Mannschaft. Dabei kann er es doch so viel besser. Bewiesen hat er das beim 3:0-Erfolg seiner Mannschaft gegen die Türkei in der 56. Spielminute: Ronaldo läuft frei auf den Torwart zu und gibt den Ball rüber zu Bruno Fernandes. Tor.
Sportlich bisher sein einziger Glanzpunkt. Und vermutlich wurmte es ihn, nach vier EM-Spielen in diesem Jahr noch keinen Treffer verbucht zu haben. Denn das ist Ronaldo, neben all der Genialität: Ein Mann, dem es leider viel zu oft nur um sich selbst geht.

Kontra
Andreas BeckerRessortleiter Sport

Nein, andere hätten sich das nicht getraut

Es ist immer dieselbe, leidige Diskussion. Cristiano Ronaldo, der Selbstdarsteller. Cristiano Ronaldo, die Heulsuse. Cristiano Ronaldo, dies, das. Dass Cristiano Ronaldo zu den wohl fünf besten Spielern der Welt gehört, wird da schnell mal ausgeblendet. Er ist mehrmaliger Weltfußballer, hat so gut wie alle großen Titel gewonnen – und trotzdem wird oft nur das Negative an ihm, das Haar in der Suppe, gesucht.
Es stimmt, einige Aktionen in seiner langen Karriere hätte er sich besser sparen können, und kein aktueller Fußballer polarisiert so wie Ronaldo – und dennoch: Auch mit jetzt 39 Jahren kann er noch auf dem allerhöchsten Niveau spielen.
Gezeigt hat er das auch im EM-Achtelfinale gegen Slowenien. Da verschießt er einen wichtigen Elfmeter in der Verlängerung, bricht danach auf dem Platz in Tränen aus – und dennoch läuft er im Elfmeterschießen wieder als Erster an. Andere hätten sich das nicht getraut. Cristiano Ronaldo ging voran, stellte sich in den Dienst der Mannschaft und führte sie auf die Siegerstraße.
Vor dem Turnier gab es Diskussionen, ob er überhaupt noch dabei sein sollte. Zu alt sei er, er würde das Mannschaftsgefüge kaputt machen und jungen Spielern den Weg verbauen. Wer die Bilder sowohl nach seinem Tränenanfall als auch Bilder nach dem Schlusspfiff sah, durfte sehen: Da ist gar nichts kaputt, die Mannschaft steht an Ronaldos Seite, er führt, sie folgen.
Selbstdarsteller? Dazu vielleicht noch zwei Geschichten von dieser EM (und davon gäbe es noch einige mehr zu erzählen): Als ein kleiner Junge beim Spiel gegen die Türkei auf den Platz lief, um ein Selfie mit Ronaldo machen zu können, nahm sich der Superstar die Zeit, grinste mit ihm zusammen in die Kamera. Vor dem Achtelfinale traf er einen todkranken Jungen, der unbedingt einmal Cristiano Ronaldo treffen wollte. Und das ist eben auch Ronaldo: ein Superstar mit viel Herz und Emotion. Das wird nur gern vergessen.

 
 
 
 
 
 
 

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