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Für «gute Fotos»: Vermummter legt EM-Sicherheitspanne offen


EM-Achtelfinale
Für "gute Fotos": Vermummter legt EM-Sicherheitspanne offen

Von dpa
Aktualisiert am 30.06.2024Lesedauer: 3 Min.
Euro 2024: Deutschland - DänemarkVergrößern des Bildes
Blicke nach oben: Der Anpfiff zur zweiten Hälfte verzögerte sich wegen der Kletteraktion. (Quelle: Bernd Thissen/dpa/dpa-bilder)

Ein Mann klettert beim EM-Spiel in Dortmund unter das Stadiondach. Bilder zeigen, dass er vermummt war. Die Nationalspieler wussten Bescheid. Die Polizei klärt über das mögliche Motiv auf.

Vermummt und mit einem großen Rucksack hat ein 21-Jähriger beim deutschen Achtelfinale den Einsatz einer Spezialeinheit provoziert und neuerliche Sicherheitslücken bei der Fußball-EM offengelegt.

Der Mann kletterte am Samstag während des Spiels unter das Dach des Dortmunder Stadions. Polizeiangaben zufolge, weil er Fotos habe machen wollen. "Zu keinem Zeitpunkt" habe eine Gefahr bestanden - dennoch bleiben viele Fragen offen.

Die Europäische Fußball-Union UEFA, die sich selbst nicht äußerte, und die Dortmunder Polizei "werden diese Situation nachbereiten und untersuchen, wie der Beschuldigte das Stadion ungehindert betreten und auf das Dach gelangen konnte", teilte die Polizei mit. Der Osnabrücker war den Angaben zufolge um 22.11 Uhr aufgefallen, dann auch mithilfe von Drohnen und einem Hubschrauber "lückenlos" beobachtet worden - das Spiel auf dem Rasen lief währenddessen ungehindert weiter.

Um 23.44 Uhr - nach dem Schlusspfiff - sei der Mann den Anweisungen der Polizei gefolgt und auf einen begehbaren Steg zurückgeklettert. "Kräfte einer Spezialeinheit nahmen ihn dort fest, fesselten und durchsuchten ihn. Gefährliche Gegenstände führte der Mann nicht mit sich", schrieb die Polizei. In seinem Rucksack sei eine Kameraausstattung gefunden worden. Der Mann ist polizeibekannt, gilt als sogenannter "Roofer" - das sind Menschen, die auf hohe Gebäude klettern, sich und ihre Umgebung dabei filmen oder fotografieren und meist die Ergebnisse veröffentlichen.

Nationalspieler wurden informiert

Die Nationalspieler, die durch ihr 2:0 gegen Dänemark ins Viertelfinale einzogen, wussten von dem Vorgang, wie der Deutsche Fußball-Bund bestätigte. Schiedsrichter Michael Oliver informierte vor dem Anpfiff der zweiten Halbzeit die Kapitäne beider Mannschaften, Ilkay Gündogan und Kasper Schmeichel, von dem Geschehen. Auf Bildern ist zu sehen, wie alle drei nach oben Richtung Stadiondach blicken. Der Unparteiische war auch mit einem UEFA-Delegierten in Kontakt.

Die Kriminalpolizei wirft dem Mann Hausfriedensbruch vor. Erste Ermittlungen hätten ergeben, dass er bereits im April 2022 in Herne und im Mai 2024 in Ulm "an markanten Gebäuden in großen Höhen" Fotos aufnehmen wollte. "Wie jetzt auch in Dortmund laufen dazu Strafverfahren", teilte die Polizei mit. Der Osnabrücker habe während der Vernehmung bei der Kriminalpolizei angegeben, er habe "gute Fotos" machen wollen.

Englische Zeitung veröffentlicht Video

Die englische Zeitung "Daily Mail" hatte ein längeres Video veröffentlicht, auf dem zu sehen ist, dass der Mann zeitweise vermummt war. Der Rucksack scheint viel zu groß, um durch die Sicherheitskontrollen für Fans ins Stadion gekommen zu sein.

Der Mann kletterte von den begehbaren Stegen auch auf die Streben der Dachkonstruktion. Der Moment, in dem der Mann abgeführt wird, ist ebenfalls dokumentiert. Der Zugang zu dem Bereich unter dem Dach ist im Regelfall gesperrt. Die begehbaren Plattformen unter dem Dach dienen etwa der Wartung der technischen Ausstattung des Stadions.

Der Vorfall war nicht die erste Sicherheitspanne bei der Endrunde. Meist ging es um sogenannte Flitzer, die auf den Rasen gelangen konnten, um Fotos mit den Spielern zu machen.

Beim Eröffnungsspiel der Nationalmannschaft in München hatte sich zudem ein Webvideoproduzent in einem Kostüm des Maskottchens "Albärt" und mit gefälschter Akkreditierung Zugang zum Innenraum des Münchner Stadions verschafft. Auch hier laufen Ermittlungen. Der Youtuber veröffentlichte lange Videos dazu und beschrieb detailliert sein Vorgehen. Die Schwachstelle waren demnach insbesondere die Sicherheitskontrollen am Stadion.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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