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Roman Bürki: "Deutschland muss guten Tag haben, um Schweiz zu besiegen"


Ex-BVB-Torwart warnt
"DFB-Team muss einen guten Tag haben, um Schweiz zu besiegen"


Aktualisiert am 23.06.2024Lesedauer: 5 Min.
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Roman Bürki: Der 33-Jährige absolvierte neun Länderspiele für die Schweiz und spielte lange in der Bundesliga. (Quelle: Pressefoto Rudel/Robin Rudel/imago)

Roman Bürki war jahrelang einer der besten Torhüter der Bundesliga – und Schweizer Nationalkeeper. Vor dem EM-Duell äußert er sich zu den Chancen gegen Deutschland – und einem ungewöhnlichen Problem.

Von Alexander Kohne, St. Louis

Eigentlich ist Roman Bürki mit 33 Jahren im besten Torhüteralter. In der vergangenen Saison wurde der Kapitän des St. Louis City SC in der nordamerikanischen Major League Soccer zum besten Schlussmann gewählt. In der Schweizer Nationalelf ist der 210-fache Bundesliga-Spieler und zweimalige DFB-Pokalsieger aber seit Langem außen vor.

2019 trat Bürki aus der "Nati" zurück. Seine ehemaligen Kollegen verfolgt er aber noch intensiv – wenn auch von der anderen Seite des Atlantiks aus. Gegen Deutschland am Sonntagabend (ab 21 Uhr im Liveticker von t-online) erwartet der langjährige Stammkeeper von Borussia Dortmund eine enge Partie.

Pl.MannschaftSp.SUNToreDiff.Pkt.Form
1
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Deutschland
32108:2+67
2
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Schweiz
31205:3+25
3
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Ungarn
31022:5-33
4
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Schottland
30122:7-51

"Deutschland muss schon einen guten Tag haben, um die Schweiz zu besiegen", erklärt Bürki t-online nach dem Training auf dem vor wenigen Jahren im Herzen von St. Louis neu gebauten Klubcampus. Zuvor hatte er seine Mitspieler noch lautstark im Trainingsspiel angetrieben.

Während des Gesprächs witzelt ein deutscher Teamkollege im Hintergrund, dass die Schweiz gegen das DFB-Team doch überhaupt keine Chance habe. Bürki geht da nicht ganz mit: "Deutschland hat individuell das bessere Team, ganz klar. Von der Qualität her. Entscheidend ist aber, wie sie das auf den Platz bringen." Auf dem Papier sehe er die Mannschaft von Julian Nagelsmann neben England und Frankreich als eine der besten.

An seine ehemaligen "Nati"-Teamkollegen hat der neunmalige Nationalspieler indes eine klare Erwartung: "Wenn Du in der Gruppe rausfliegen würdest, wäre das eine Riesenenttäuschung. Das Achtelfinale ist ein Muss, das Viertelfinale sollte ein Ziel sein. Und bei allem, was danach kommen würde, sprächen wir über ein Topturnier", formuliert Bürki.

Er weiß, wovon er spricht. Denn stolze 50-mal wurde der in der Nähe von Bern geborene Schlussmann in die Nationalelf seines Heimatlandes berufen. Dabei machte Bürki allerdings nur neun Länderspiele – trotz starker Leistungen in Dortmund (zwei Vizemeisterschaften und zwei DFB-Pokalsiege) und Freiburg.

Sommers fabelhafte Saison in Mailand

Dieser Umstand geht vor allem auf einen Faktor zurück: Yann Sommer. Der ehemalige Torwart von Borussia Mönchengladbach und Bayern München ist seit etwa einem Jahrzehnt die unangefochtene Nummer eins im Tor der Eidgenossen, hat 91 Länderspiele in seiner Vita stehen und ist vor der abschließenden Vorrundenpartie gegen Deutschland der große Rückhalt des Teams von Nationaltrainer Murat Yakin.

"Ich kenne Yann als Menschen und weiß, welches Vertrauen er braucht, um Höchstleistung zu bringen", sagte der Coach auf der Pressekonferenz vor dem Spiel. Und Yakin schenkt Sommer dieses Vertrauen – unter anderem, weil dieser nach einer schwierigen Zeit in München bei Inter Mailand in der abgelaufenen Saison in 25 von 43 Pflichtspielen ohne Gegentor blieb. Eine Statistik, die in Europas Topligen ihresgleichen sucht.

Dennoch gibt es in der Schweiz durchaus Diskussionen über die Torwartbesetzung. Denn der 26-jährige Gregor Kobel entwickelt sich in Dortmund zum veritablen Herausforderer Sommers und schaffte mit dem BVB den Einzug ins Champions-League-Finale.

Bürkis Einschätzung dazu lautet: "Die Schweiz hat mit Yann Sommer, Gregor Kobel und den anderen dahinter sehr gute Torhüter im Moment. Da ist richtig Qualität da." Doch genau das sorgt für teilweise massive Reibungspunkte. Beispielsweise im Fall von Jonas Omlin.

Gladbachs Torwart sagte "Nati"-Trainer ab

Eigentlich wollte Nationaltrainer Yakin den Gladbacher Keeper gern in seinem vorläufigen EM-Kader dabeihaben, doch der 30-Jährige verzichtet freiwillig. Seine Begründung: "Die Schweizer nehmen nur drei Torhüter mit zur Europameisterschaft mit. Sie haben gesagt, ich bin die Nummer vier, kann ins Pre-Camp mitkommen und die Vorbereitung absolvieren, muss dann aber abreisen." Darauf hatte Omlin keine Lust und zog den Urlaub mit seiner Familie vor.

Dieses Beispiel illustriert die aktuelle Situation im Schweizer Tor – für ein Land mit nur knapp neun Millionen Einwohnern gibt es überproportional viele Spitzenkeeper. "Die Schweiz ist traditionell ein Land der Torhüter", sagt Lutz Pfannenstiel dazu. Er ist als Sportdirektor in St. Louis Bürkis Vorgesetzter und von den Qualitäten des ehemaligen BVB-Keepers überzeugt. Dass Pfannenstiel Bürki 2022 mit 31-Jahren vom Bundesliga-Vizemeister Dortmund zu einem bis dahin in Europa völlig unbekannten Team in die USA lockte, sorgte bei vielen Experten für Verwunderung.

Und Bürki überzeugte, wurde der prägende Akteur und mit dem Team überraschend Meister der Western Conference (Lesen Sie hier mehr über das deutsche Fußballwunder vom Mississippi.) "Roman wäre wahrscheinlich bei den allermeisten Bundesligisten die Nummer eins und auch in einigen Topvereinen in England. Das war für uns ein Glücksgriff", erklärt Pfannenstiel.

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Ungewöhnliche Torwartkonstellation beim nächsten DFB-Gegner

Bürki spielte sogar so gut, dass einige Medien in der Heimat seine Rückkehr in die "Nati" ins Gespräch brachten. Doch bei dem Thema winkt der 33-Jährige ab. "Unter den aktuellen Umständen kann ich mir keine Rückkehr vorstellen", sagt er klipp und klar.

Die Begründung dabei überrascht etwas – denn er fürchtet nicht den Konkurrenzkampf: "Für mich ist die Konkurrenz nicht entscheidend. Es gab andere Gründe dafür, dass ich das Gefühl hatte, keine Chance in der Nationalmannschaft zu bekommen. Daher kommt ein Comeback in der Situation jetzt auf jeden Fall nicht infrage. Aber ich glaube, dass sich die Trainer auch nie große Gedanken darüber gemacht haben, mich noch einmal aufzustellen", sagt Bürki, der 2019 nach Jahren als Nummer zwei konsterniert aus der Landesauswahl zurücktrat – mit nur 28 Jahren.

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Ähnlich wie sein ehemaliger BVB-Kollege Marwin Hitz. Der war bei seinem Rücktritt aus der "Nati" nur unwesentlich älter und begründete diesen damals ähnlich wie Omlin: "Vor der WM 2018 war ich die klare Nummer drei und wusste, dass ich zu Dortmund wechsle. Ich musste mich entscheiden. Inklusive Vorbereitung mehrere Wochen WM ohne Aussicht auf Einsätze – oder der Familie helfen."

Hitz entschied sich für Zweiteres. Damit reiht er sich ein in die Reihe von Schweizer Spitzentorhütern, die trotz unbestrittener Topleistungen in ihren Vereinen bei der "Nati" nicht zum Zug kamen und sich irgendwann resigniert zurückzogen.

Früher Rücktritte und die Frage nach der Chancengleicheit

Bürki will das Thema Nationalmannschaft allerdings noch nicht ganz abhaken. "Auf der einen Seite würde ich natürlich schon gerne zur Nationalmannschaft", verrät er, schließt aber auch an: "Auf der anderen Seite habe ich gemerkt: Egal, was ich mache – ich bekomme keine Chance. Ich glaube, es hat einen Grund, warum Jonas Omlin für die EM abgesagt hat und Marvin Hitz früh zurückgetreten ist."

Ein deutlicher Seitenhieb in Richtung des langjährigen Nationaltrainers Vladimir Petković (2014-21) sowie dessen Nachfolgers Yakin. Mittlerweile sind Bürki (33), Hitz (36), Omlin (30) und Sommer (35) allesamt in den 30ern und vermeintlich im letzten Drittel ihrer Karrieren. Kommt jetzt also die Zeit des 26-jährigen Kobel?

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Bürki hält viel von seinem Nachfolger im BVB-Tor, erwartet diesen bei der EM aber klar in der Rolle der Nummer zwei im Schweizer Tor – auch am Sonntag gegen Deutschland: "Gregor Kobel macht es extrem gut und ist für mich mit der beste Torwart Europas – er wurde gerade ins Topteam der Champions-League-Saison gewählt. Aber auch er bekommt keine Chance. Es ist einfach schon relativ früh entschieden worden, wer spielt. Und so lange das so ist, würde ich mich nicht freuen, dorthin zurückzukommen."

Verwendete Quellen
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