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BVB – Paris Saint-Germain: Als Tuchel die Kontrolle in Dortmund verlor


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Vor der Rückkehr mit Paris
Als Tuchel beim BVB die Kontrolle verlor


Aktualisiert am 18.02.2020Lesedauer: 3 Min.
Thomas Tuchel: Seine Zeit beim BVB war intensiv und ein emotionales Auf und Ab.Vergrößern des Bildes
Thomas Tuchel: Seine Zeit beim BVB war intensiv und ein emotionales Auf und Ab. (Quelle: Sven Simon/imago-images-bilder)
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Viele sehen in ihm ein taktisches Genie, aber auch eine schwache Führungspersönlichkeit. Doch obwohl er nur zwei Saisons beim BVB tätig war, hat Thomas Tuchel Spuren hinterlassen. Ein Blick zurück.

Wenn Thomas Tuchel am heutigen Abend mit Paris Saint-Germain in Dortmund gastiert, ist es eine Rückkehr. Als er im Sommer 2015 das schwere Erbe von Dortmunds Erfolgstrainer Jürgen Klopp antrat, konnte Tuchel in der ersten Zeit vollends überzeugen. Die Mannschaft spielte in der Hinrunde den vielleicht schönsten Fußball seit Jahren und schürte damit Hoffnungen, dass sie nach einigen schwächeren Saisons wieder an die Double-Zeit von 2012 anknüpfen könnte. Daraus wurde am Ende jedoch nichts.

Was lief gut, was lief schlecht? Eine Spurensuche

Denn so stark Tuchels spielerischer Ansatz zunächst auch war, Gegner durchschauten zunehmend die Taktik der Dortmunder. Das Positionsspiel des BVB, bei dem sich Tuchel gewiss Kleinigkeiten vom großen Vorbild Pep Guardiola abschaute, kreierte ständige Verschiebungen innerhalb der Formation und brachte gerade die Offensivreihe um Marco Reus, Henrikh Mkhitaryan und Pierre-Emerick Aubameyang zum Glänzen. Und auch dahinter kamen Ilkay Gündogan sowie der noch recht unerfahrene Julian Weigl zum Vorschein.

Ungewollter Umbruch nach dem ersten Jahr

Aber Tuchel gelang es nicht, in der Rückrunde der Saison 2015/16 die taktische Weiterentwicklung voranzutreiben, sodass Dortmunds Offensivspiel häufiger versandete. Im darauffolgenden Sommer kam für den Cheftrainer der große Schock: Mit Mkhitaryan, Gündogan und Abwehrchef Mats Hummels verließen drei wichtige Leistungsträger auf einen Schlag den Verein. Erste Risse zwischen Tuchel und der sportlichen Führung sollen damals angeblich schon vorhanden gewesen sein. Tuchel wollte Ex-Spieler André Schürrle verpflichten, die Leitung um Hans-Joachim Watzke hatte eine Rückholaktion von Mario Götze auf dem Zettel. Am Ende kamen beide nach Dortmund. Und dazu noch einige Talente, darunter Ousmane Dembélé sowie Emre Mor.

Ersterer entpuppte sich rasch als absoluter Glücksgriff. Mor hingegen blieb allenfalls Teilzeitarbeiter.

Kontrollverlust im zweiten Jahr

Insgesamt war bei den Dortmundern nicht die Intensität aus der ersten Tuchel-Saison zu erkennen. Das lag sicherlich auch am Verlust wichtiger Stammkräfte, aber auch an einer nicht immer klaren taktischen Ausrichtung. Nachdem Tuchel in seiner ersten Saison noch das 4-3-3 präferiert hatte und aus dieser Grundformation heraus das Positionsspiel betreiben ließ, stellte er im zweiten Jahr auf 3-4-3 oder 3-1-4-2 um und versuchte, mit neuen Überzahlsituationen auf dem Feld die abhandengekommene individuelle Klasse zu kompensieren. Allerdings funktionierte der BVB nicht immer kollektivtaktisch und konnte in einigen Partien keine defensive Stabilität erzeugen.

Tuchel selbst zeigte sich nach schwachen Leistungen seines Teams immer häufiger genervt. Nach einer 1:2-Niederlage bei Eintracht Frankfurt etwa wurde er gefragt, ob er die Defizite seiner Mannschaft benennen könnte und antwortete: "Technisch, taktisch, mental, Bereitschaft, komplett – ein einziges Defizit." Nach einer 1:2-Niederlage in Darmstadt wiederum attestierte Tuchel seinem Team, dass es nur mit hundert Prozent auftreten würde, wenn der Gegner selbst hochkarätig wäre.

Die Risse zwischen Trainer und Team wurden immer deutlicher. Und zwischen Trainer und dem Rest der sportlichen Leitung auch. Mit Sven Mislintat, dem begabten Chefscout und Leiter der Profifußball-Abteilung, der auch Dembélé "entdeckte", hatte Tuchel offenbar Probleme und verbannte diesen aus dem näheren Umfeld der Profimannschaft.

Der Anschlag als Anfang vom Ende

Den negativen Höhepunkt der Tuchel-Ära beim BVB bildete dann bekanntermaßen am 11. April 2017 der Sprengstoffanschlag auf den Mannschaftsbus vor dem Champions-League-Viertelfinalspiel gegen die AS Monaco. Einige Spieler wurden psychisch in Mitleidenschaft gezogen, Verteidiger Marc Bartra verletzte sich an der Hand.

Die Dortmunder traten trotzdem am darauffolgenden Tag an, verloren zu Hause mit 2:3 und schieden später aus der Königsklasse aus. Tuchel selbst kritisierte nach der Partie die Uefa für die Austragung des Spiels mit den Worten: "Wir haben zu funktionieren."

Allerdings wird von anderer Stelle kolportiert, dass sich der Cheftrainer über die "Weicheier" in seiner Mannschaft geärgert hätte. Kurz nach dem Anschlag kam noch das Gerücht auf, dass Geschäftsführer Watzke das Team zum Auftritt gegen Monaco getrieben hätte.

Als die Borussia zum Ende der Saison 2016/17 im DFB-Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt antrat, war das Tischtuch längst zerschnitten, das gab Tuchel zwischen den Zeilen selbst zu. In den Medien kamen immer wieder namentlich nicht genannte Spieler zu Wort und äußerten Kritik am Trainer, der das Ganze als "Kampagne" wertete. Am Ende siegte die Mannschaft, auch, weil der gewiss nicht unumstrittene Watzke genug von Tuchel hatte. Nach dem Pokalsieg 2017, dem letzten großen Titelgewinn des BVB bis heute, trennten sich Tuchel und Dortmund.

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