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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Historische Champions-League-Nacht So schaffte die Eintracht das Wunder
Sie haben es schon wieder getan. Nach dem Europa-League-Sieg steht Frankfurt nun in der K.o.-Phase der Champions League. Das ist das Erfolgsrezept.
"Weiter, immer weiter." Was der heutige Bayern-Boss Oliver Kahn einst als Motto auf dem Platz vorgab, lässt sich nahezu eins zu eins auf Eintracht Frankfurt übertragen. Die Frankfurter machen wortwörtlich immer weiter: Seit Jahren folgt ein großer Erfolg auf den anderen, trotz teils größter Widerstände lässt sich die Eintracht nicht stoppen. Warum das so ist und wie sich die Frankfurter immer wieder neu erfinden.
Alles begann im Mai 2016: Frankfurt schaffte mit Trainer Niko Kovac die Relegation und verhinderte den Abstieg, der den Verein um Jahre zurückgeworfen hätte. 2017 verlor Frankfurt im DFB-Pokalfinale noch gegen den BVB, 2018 wurden die Bayern im Finale geschlagen. 2019 schaffte Frankfurt mit Trainer Adi Hütter beinahe das erste Europa-Wunder. Erst im Halbfinale unterlag die Eintracht Chelsea im Elfmeterschießen. Wer damals dachte, das sei das Ende der Fahnenstange, wurde 2022 eines Besseren belehrt – sensationell gewann Frankfurt nach Elfmeterschießen das Europa-League-Finale gegen die Glasgow Rangers.
Wieder werden einige gedacht haben, dass spätestens die Champions League eine Nummer zu groß für Frankfurt sei. Und erneut wurden diese kritischen Stimmen widerlegt. Durch das hart erkämpfte 2:1 am Dienstagabend bei Sporting Lissabon steht Frankfurt als Gruppenzweiter im Champions-League-Achtelfinale.
Rode gewann 17 (!) Zweikämpfe – Man of the match
Symbolisch für diesen großen Sieg stand Kapitän und Anführer Sebastian Rode. Obwohl der 32-Jährige erst zur Halbzeit eingewechselt wurde, gewann er 17 Zweikämpfe – Bestwert des Spiels. Nach der Partie sagte der Spieler: "Der Trainer denkt sich immer etwas dabei, wenn er jemanden einwechselt. Umso schöner, wenn es funktioniert. Die Auszeichnung zum Man of the Match ist ein schönes Give-away, aber ich freue mich einfach allgemein aufs Achtelfinale!"
Zwei Neuzugänge sind nicht minder wichtig für den Erfolg der Eintracht. Weltmeister Mario Götze, der dem Spiel Frankfurts seinen Stempel aufgedrückt hat, und der wuchtige Stürmer Kolo Muani, der am Dienstagabend in überragender Manier das Siegtor erzielte. Während Götze nur etwa 3 Millionen Euro kostete, kam Kolo Munai sogar ablösefrei. Zwei bisher überragende Transfers, die Sportvorstand Markus Krösche eintütete.
Nach dem Spiel wurde etliche Minuten euphorisch mit den eigenen Fans gefeiert. Die Anhänger der Eintracht tragen das Team auf Händen durch Europa. Unvergessen bleibt die Invasion des Camp Nou beim legendären 3:2-Sieg in Barcelona im Viertelfinale der Europa League der Vorsaison. Die Eintracht-Fans tragen mit großartiger Stimmung und außergewöhnlichen Choreografien regelmäßig einen großen Teil zu unvergessenen Europa-Nächten bei. Während in anderen Vereinen die Europa League teilweise mehr wie eine lästige Pflicht wirkte, wurde sie in Frankfurt von Verein und Fans stets voll ernst genommen und zelebriert. Für die Champions League gilt das erst recht.
Glasner: "Wahnsinn, was die Spieler leisten"
Die entscheidenden Erfolgsmacher abseits des Platzes sind neben Krösche Eintracht-Trainer Oliver Glasner und Vereinspräsident Peter Fischer. Oliver Glasner übernahm das Amt im Juli 2021 und erwischte mit dem Pokalaus in Mannheim den schlechtmöglichsten Start. Danach formte er seine Mannschaft zum Europa-League-Sieger und schaffte es in der laufenden Saison darüber hinaus, den Abgang von Topstar Filip Kostic zu Juventus Turin zu kompensieren. Ironischerweise ist Kostic mit seinem neuen Klub aus der Gruppenphase der Champions League ausgeschieden. Für Glasner und die Eintracht könnte es hingegen kaum besser laufen. Glasners Mannschaft ist wahnsinnig eingeschworen und kann so selbst vermeintlich übermächtige Gegner besiegen.
Glasner sprach seiner Mannschaft nach dem Spiel bei Sporting ein großes Lob aus: "Glückwunsch an die ganze Mannschaft! Es ist Wahnsinn, was die Spieler leisten und wie sie mit Rückschlägen umgehen." Und erklärte weiter, was der Erfolgsschlüssel war: "Was mich stolz macht, ist die Tatsache, dass wir immer wir waren. Wir haben unser Spiel immer durchgezogen. Großes Kompliment an die Mannschaft und die Betreuer. Ich weiß, was alle jeden Tag investieren. Es war wieder ein Teamerfolg. Wir brauchen jeden, egal wie viele Minuten jeder spielt."
Folgt das große Los im Achtelfinale?
Der Zusammenhalt ist in Frankfurt der Schlüssel zum Erfolg. Daran hat auch Peter Fischer einen maßgeblichen Anteil. Der Präsident ist in Frankfurt verwurzelt und lebt den Verein wie kaum ein anderer. Er ist ein Mann der klaren Worte – und passt damit perfekt zur Eintracht. Nach dem Achtelfinal-Einzug vergoss er einige Tränen und zeigte damit einmal mehr, wie sehr ihm der Klub am Herzen liegt.
Der gesamte Verein und die Fans warten jetzt gespannt auf den kommenden Montag (7. November). Dann wird ab 12 Uhr das Achtelfinale der Champions League ausgelost. Da Frankfurt Zweiter in der Gruppe wurde, winkt ihm ein Traumlos. Der SSC Neapel, Porto, Chelsea und Manchester City stehen bereits als mögliche Gegner fest. Abhängig von den Ergebnissen in der Champions League am Mittwoch könnten Real Madrid und PSG oder Benfica dazukommen.
Das Achtelfinale wird am 14., 15., 21. und 22. Februar sowie 7., 8., 14. und 15. März 2023 ausgespielt. Dann will die Eintracht das nächste Europa-Wunder feiern. Die Vorfreude im Verein und bei den Fans könnte kaum größer sein.
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