Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Zukunft von Lewandowski Es ist soweit
Er ist der wohl beste Angreifer der Welt und hat einen laufenden Vertrag – trotzdem möchte Robert Lewandowski die Bayern verlassen. Was nun?
Die Diskussion um die Zukunft von Stürmerstar Robert Lewandowski geht in die nächste Runde: Vor wenigen Tagen erst hatte der Bayern-Angreifer seinen sofortigen Wechselwunsch bekräftigt. "Für heute steht fest: Meine Geschichte mit Bayern ist vorbei. Nach allem, was in den letzten Monaten geschehen ist, kann ich mir eine weitere gute Zusammenarbeit nicht vorstellen", sagte der 33-Jährige, der vom FC Barcelona umworben werden soll. Dann legte er am Montag nach- Beim polnischen Internetportal "Onet.pl" bekräftigte er seinen Wechselwunsch: "In meinem Inneren ist etwas erloschen. Ich will mehr Emotionen in meinem Leben." Und weiter: "Das, was ich dank Bayern erreicht habe, und das, was Bayern dank mir erreicht hat, da denke ich, es wäre nach so vielen Jahren die beste Lösung, für beide Seiten eine Lösung zu finden. Loyalität und Respekt sind doch wohl wichtiger als dieses Business."
Ex-Präsident Uli Hoeneß sagte am gleichen Tag zu "Sport1": "Ich glaube, es wird sehr intensiv an der neuen Mannschaft gebastelt, und wenn das alles kommt, was sie mir die Woche vorgestellt haben, dann sehe ich eine gute Chance, dass wir nächstes Jahr eine attraktive Mannschaft haben - mit Robert Lewandowski."
Zuvor meldete sich auch Vereinspräsident Herbert Hainer zu Wort. Hainer erwartet trotz des öffentlichen Drängens Lewandowskis keinen Abgang des Weltfußballers in diesem Sommer. "Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir keine wirtschaftlichen Nöte haben. Wir wollen die besten Spieler haben und Robert ist einer der besten", sagte er der "Bild am Sonntag". "Deswegen gehe ich fest davon aus, dass er auch in der nächsten Saison bei uns spielt."
Hainer erklärte außerdem, dass er Kahn in seinem "Basta"-Machtwort zu einem Verbleib Lewandowskis (hier lesen Sie mehr dazu) unterstütze und verwies darauf, dass der Stürmer einen Vertrag bis zum 30. Juni 2023 bei den Bayern habe. Er sei "überrascht, dass Robert den Weg an die Öffentlichkeit gewählt hat", sagte Hainer, "ich hätte das an seiner Stelle nicht gemacht."
Was zur Frage führt:
Ist es legitim, dass Lewandowski so auf seinen Wechsel drängt?
Ja, denn so einem Fußballer legst du keine Steine in den Weg.
Robert Lewandowski hat in acht Jahren beim FC Bayern 344 Tore erzielt, acht Meisterschaften, drei DFB-Pokale und einmal die Champions League gewonnen. Er wurde sechsmal Bundesliga-Torschützenkönig und sogar Weltfußballer. Lewandowski ist einer der verdientesten Spieler in der Geschichte des deutschen Rekordmeisters. Und nun möchte dieser 33-jährige Vereinsheld zum Ende seiner Karriere noch einmal etwas Neues erleben – und bekommt die Chance dazu bei einem anderen Weltverein: dem FC Barcelona.
So einem Fußballer legt man in dieser Situation doch keine Steine in den Weg, sondern sagt: "Es ist so weit." Dann rollst du ihm den roten Teppich aus und bedankst dich für die tolle gemeinsame Zeit. Die Bayern-Bosse aber machen das nicht, sondern stellen die eigenen Belange in den Vordergrund. Das ist nicht fair. Und deshalb wiederum ist Lewandowskis Drängen auf einen sofortigen Wechsel nur die logische Konsequenz.
Es waren doch gerade sie, die Klubverantwortlichen, die zuvor mit ihrem zögerlichen Handeln Lewandowski zum Nachdenken gebracht haben. Der Pole wollte in München einen neuen, langfristigen Vertrag haben, der wurde ihm nicht angeboten. In Barcelona hingegen soll er einen Dreijahreskontrakt unterschreiben.
Es ist bitter, wie die Lewandowski-Ära in München zu enden droht. Das wird dem Verein, vor allem aber der tollen gemeinsamen Zeit nicht gerecht.
Nein, das Verhalten ist eine Unverschämtheit.
Unbescholten und charakterlich einwandfrei sei er angeblich, der "Lewy". Das hörte und las man in den vergangenen Wochen immer wieder. Leider ist das eine Mär.
Lewandowski drohte schon seinem Ex-Verein Dortmund 2013 mit schlechten Leistungen, wenn man ihn nicht gehen lassen würde. Er beschwerte sich bei Bayern über zu wenig Zuspiele oder in der polnischen Nationalelf über zu schlechte Mitspieler. Nun versucht er, Bayern zu erpressen.
Den Verein, der ihm in acht Jahren mehr als 100 Mio. Euro in den Rachen geschüttet hat? Die Trainer, die ihn zum Weltfußballer gemacht haben? Die Mitspieler, die ihm pro Saison 30 bis 50 Pflichtspieltore aufgelegt haben?
Sie alle interessieren Lewandowski offensichtlich einen Dreck.
Weil Bayern sein Gehalt von über 20 Mio. Euro nicht weiter erhöhen will – und sich mit dem 12 Jahre jüngeren Erling Haaland als möglichem Nachfolger beschäftigt hat, will Lewandowski weg. Und zwar mit allen Mitteln.
Das Verhalten eines Unbescholtenen? Wohl eher das eines Egoisten, eines berechnenden Multimillionärs und einer beleidigten Leberwurst mit Hang zur Realitätsverweigerung.
Eigentlich gibt es nur eine angemessene Strafe für Lewandowski: ein Jahr auf der Tribüne. Der Haken: Mit der Maßnahme würde Bayern viel Geld verbrennen – leider das eigene.
Was meinen Sie? Wer hat recht?
Embed
Im "Zweikampf der Woche" kommentieren wöchentlich Florian Wichert (Stellvertretender Chefredakteur bei t-online) und Robert Hiersemann (Stellvertretender Redaktionsleiter bei t-online) aktuelle Fußballthemen.
Teilen Sie Ihre Meinung mit
Welche Meinung zum Thema haben Sie? Schreiben Sie eine E-Mail an Lesermeinung@stroeer.de
- Im „Zweikampf der Woche“ kommentieren wir wöchentlich ein aktuelles Fußballthema. Sehen Sie den Schlagabtausch regelmäßig auch im Video – am Montag und manchmal auch Dienstag ab 19.30 Uhr im Rahmen der „Sport1 News“ bei Sport1 oder ab Montagnachmittag hier oben im Artikel.