Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Verkorkste Saison Zwölf Bayern-Spieler müssen weg
Der deutsche Rekordmeister will schnell wieder zu den besten vier Klubs in Europa gehören. Reichen da punktuelle Änderungen am Kader oder braucht es mehr?
Die Deutsche Meisterschaft ist nach dem 3:0 bei Arminia Bielefeld so gut wie sicher. Trotzdem herrscht beim FC Bayern München Krisenstimmung. Nach dem frühen Aus im Viertelfinale der Champions League in der vergangenen Woche betreiben Verantwortliche, Spieler, Fans und Experten gleichermaßen Ursachenforschung – und diskutieren über Maßnahmen, wie die Mannschaft wieder an die europäische Spitze gelangen kann.
t-online-Kolumnist Stefan Effenberg schrieb dazu: "Wäre ich FC-Bayern-Fan, würde ich mir Sorgen machen. Ich sehe Bayern aktuell nicht auf Topniveau für die nächsten Jahre. Und das liegt natürlich auch am Kader."
Beinhaltet der einfach zu viele Mitläufer wie Marc Roca oder Marcel Sabitzer? Ist das Qualitätsgefälle zu groß? Oder ist sogar die Zeit von Thomas Müller und Robert Lewandowski abgelaufen?
Die entscheidende Frage:
Braucht der FC Bayern einen echten Umbruch?
Ja, sonst wird es lange keine großen Titel mehr geben
Was die Bayern brauchen, ist ein Umbruch. Frischer Wind, Verstärkung in allen Mannschaftsteilen – nur dann wird es auch wieder etwas mit dem Triple. Ehrlich: Nagelsmann braucht einen Kader, der auf ihn zugeschnitten ist. Auch Klopp und Guardiola sind mit Liverpool und Manchester nur so stark, weil sie ihre Mannschaft nahezu komplett umbauen durften.
Klar hat Bayern Leistungsträger wie Kimmich und Goretzka. Um die geht es nicht.
Es geht aber um Spieler, die zum Großteil Millionengehälter einstreichen und nichts zurückzahlen. Und davon gibt es einige. Wann standen Roca, Sarr, Choupo-Moting, Sabitzer, Tolisso und Richards regelmäßig auf dem Platz? Fast gar nicht. Haben Talente wie Nianzou oder Stanisic den Stammspielern Druck gemacht? Nicht wirklich. Haben sich Gnabry und Lewandowski mal öffentlich zum FC Bayern bekannt? Nein.
Die Verantwortlichen müssen jetzt durchgreifen, Mitläufer aussortieren und die Talente – wie auch Wanner und Tillman – in deren eigenem Interesse verleihen. Und: Wer nicht verlängern will, den muss Bayern verkaufen. Und zwar sofort.
Mit Ajax' Mazraoui und Gladbachs Ginter könnte Bayern die Abwehr neu strukturieren. Gravenberch (ebenfalls von Ajax) könnte den Konkurrenzdruck im Mittelfeld erhöhen. In der Offensive wäre Leverkusens Schick eine mutige Lösung, dazu würde Leipzigs Nkunku passen. Kahn sprach nach dem CL-Aus davon, die "richtigen Schlüsse zu ziehen". Das sollte er zeitnah tun. Sonst zieht die internationale Konkurrenz davon.
Nein, das Gerüst für die kommende Saison steht
Keine Frage, Bayern sollte seinen Kader punktuell verstärken, allein schon einen Ersatz für Süle holen. Aber ein kompletter Umbruch? Das wäre überzogen und geradezu Harakiri.
Die erste Elf steht doch. Mit Neuer im Tor, Davies, Upamecano und Pavard in der Abwehr, dazu womöglich mit dem jungen Nianzou oder einem Süle-Nachfolger. Im Mittelfeld sind Kimmich, Goretzka, Musiala und Coman das Gerüst für die Zukunft. Dazu kommen Müller und Lewandowski. Und da fehlen sogar noch die hochtalentierten Sané und Gnabry, die einfach ihre Form wiederfinden müssen.
Natürlich kann sich die Situation jederzeit ändern, wenn beispielsweise Lewandowski sofort wegwill.
Aber: Auch die Spieler aus der zweiten Reihe haben noch eine Chance verdient. Nianzou, Stanisic, Wanner, Tillmann sind absolute Toptalente. Und auch Richards oder Sabitzer haben großes Potenzial. Dazu die neuen Spieler von Ajax Amsterdam und vielleicht noch ein echter Kracher – dann ist Bayern bereit für den nächsten Angriff.
Der Kader ist nicht das Problem, wie auch der ehemalige Vorstandschef Rummenigge sagte. Viel wichtiger ist, dass Vorstandschef Kahn endlich mit einer klaren Ansage störende Diskussionen wie die um die Vertragsverlängerungen abräumt und aufhört, abzutauchen und der Olaf Scholz des Fußballs zu sein. Zumindest hat er damit gestern im "Doppelpass" bei Sport 1 angefangen.
Was meinen Sie? Wer hat recht?
Im "Zweikampf der Woche" kommentieren normalerweise wöchentlich Florian Wichert (Stellvertretender Chefredakteur bei t-online) und Robert Hiersemann (Head of Fußball und Sport) aktuelle Fußballthemen. In dieser Woche tritt Melanie Muschong (Redakteurin Sport) gegen Florian Wichert an. Sehen Sie den "Zweikampf" auch als Bewegtbild-Format: am Montag ab 22.30 Uhr im Free-TV im Rahmen von "Bundesliga Analyse" auf Sport 1 – oder ab circa 17 Uhr hier oben im Video.
Teilen Sie Ihre Meinung mit
Welche Meinung zum Thema haben Sie? Schreiben Sie eine E-Mail an Lesermeinung@stroeer.de
- Im „Zweikampf der Woche“ kommentieren wir wöchentlich ein aktuelles Fußballthema. Sehen Sie den Schlagabtausch regelmäßig auch im Video – am Montag und manchmal auch Dienstag ab 19.30 Uhr im Rahmen der „Sport1 News“ bei Sport1 oder ab Montagnachmittag hier oben im Artikel.