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Stefan Effenberg: Bayern darf Lewandowski auf keinen Fall vorzeitig verkaufen


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Lewandowski-Wechsel
Jetzt muss Bayern umdenken

MeinungEine Kolumne von Stefan Effenberg

Aktualisiert am 12.04.2022Lesedauer: 5 Min.
Robert Lewandowski hat in dieser Saison schon 46 Pflichtspieltore für Bayern geschossen. Stefan Effenberg (Kreis) kann sich vorstellen, dass der Pole bald für einen anderen Klub trifft.Vergrößern des Bildes
Robert Lewandowski hat in dieser Saison schon 46 Pflichtspieltore für Bayern geschossen. Stefan Effenberg (Kreis) kann sich vorstellen, dass der Pole bald für einen anderen Klub trifft. (Quelle: imago-images-bilder)
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Der deutsche Rekordmeister kämpft um den Einzug ins Halbfinale der Champions League – und den Verbleib seiner Stars. Bei einem wohl vergeblich.

Der FC Bayern gegen Villarreal – das Rückspiel im Champions-League-Viertelfinale ist das wichtigste in der bisherigen Karriere von Trainer Julian Nagelsmann.

Diskussionen in der Öffentlichkeit

Der hat auch mit Hoffenheim und Leipzig bedeutende Spiele absolviert, aber noch nie stand für ihn so viel auf dem Spiel. Diese Partie beeinflusst das nächste halbe Jahr. Mindestens. Es entscheidet darüber, ob er in Ruhe weiterarbeiten kann – oder ob ihm turbulente Monate mit andauernden Diskussionen um seine Person bevorstehen.

Nagelsmann wird intern bei Bayern zwar auch bei einem Ausscheiden weiterhin das Vertrauen genießen. Er hat schließlich einen Vertrag für fünf Jahre bekommen. Aber zumindest die Öffentlichkeit würde sicher über ihn reden.

Das ist einfach so, wenn ein Trainer mit dem FC Bayern seine Ziele nicht erreicht – und genau das wäre bei einem Aus im Viertelfinale gegen einen Außenseiter wie Villarreal der Fall. Und das wäre etwas ganz anderes als eine Niederlage gegen den FC Liverpool, auf den Bayern wohl im Halbfinale treffen würde.

Spielkontrolle und Spielverlagerungen

Mir widerstrebt es allerdings, schon an den nächsten möglichen Gegner zu denken. Viel zu schwer ist die Prüfung am heutigen Dienstagabend gegen Villarreal (ab 21 Uhr im TV sowie im Liveticker bei t-online).

Wie kann der FC Bayern bloß dieses 0:1 aus dem Hinspiel drehen?

Ich bin mir sicher: Das geht nur über Spielkontrolle – und über permanente und ganz extreme Spielverlagerungen. Bayern muss Villarreal müde spielen. Das hat das Hinspiel gezeigt, als den Spaniern nach rund 80 Minuten allmählich die Luft ausging.

Das bedeutet nichts Gutes

Einfach wird das natürlich nicht, nachdem Trainer Unai Emery am Wochenende einfach mal elf neue Spieler aufs Feld geschickt hat im Vergleich zum Hinspiel gegen Bayern vergangene Woche. Das ist wirklich höchst ungewöhnlich. Emery weiß allerdings: Seine Mannschaft braucht hundertprozentige Fitness.

Was Bayern braucht, sind Spieler, die ihr Topniveau abrufen. Und genau das gelang zwei hoch veranlagten Stars zuletzt nicht: Serge Gnabry und Leroy Sané. Nagelsmann wird definitiv nicht beide gemeinsam von Anfang an aufstellen, wenn nicht sogar beide zunächst draußen sitzen. Und wer auch immer von den beiden im wichtigsten Spiel der Saison erst mal nicht dabei ist, wird gefrustet sein. Für dessen Zukunft bedeutet das nichts Gutes.

Zumal es für Gnabry um einen Verbleib bei Bayern geht. Sein Vertrag läuft 2023 aus, die Verhandlungen über eine Verlängerung stocken. Angeblich fordert sein Berater ein Jahresgehalt von 18 Mio. Euro – und das scheint mir durchaus vermessen.

Bayern-Reaktion ist komplett richtig

Solche Summen müssen immer im Verhältnis zur Leistung stehen. Ein Spieler in solchen finanziellen Sphären muss konstant gut spielen und in den wichtigen Spielen präsent sein. Gnabry war das in dieser Saison bisher nicht.

Die verhaltene Reaktion von Bayern, also erst mal die Entwicklung abzuwarten und nicht jede Forderung zu erfüllen, ist komplett richtig. Dieses Verhalten hat beim ehemaligen Abwehrchef David Alaba zwar dazu geführt, dass er den Verein letztlich ablösefrei verlassen hat. Dennoch muss Bayern eine Grenze ziehen.

Vielleicht schießt Gnabry den FC Bayern heute Abend ins Halbfinale, dann ist die Situation eine andere. Stand jetzt würde ich seinen Vertrag allerdings nicht verlängern. Ganz einfach weil er nicht konstant Topleistungen abliefert.

So kann es nicht funktionieren

Letzteres gilt aktuell auch für Leroy Sané. Das ist besonders schade, weil der eigentlich auf einem guten Weg war. Nagelsmann hat ihn immer wieder in Schutz genommen, sich öffentlich hinter ihn gestellt – und ihm damit zu einer deutlich verbesserten Form verholfen.

Es ist aber immer ein Geben und Nehmen. Sané ist ein Spieler, den der Trainer immer wieder in den Arm nehmen und permanent tätscheln muss. Auf Dauer kann das so nicht funktionieren. Irgendwann muss Sané das auch selbst mal hinbekommen.

Die Körpersprache ist dabei einfach enorm wichtig – die von Sané kommt einfach nicht gut an bei den Fans. Er fällt teilweise in alte Muster zurück.

Lewandowski will wohl weg

Immerhin: Der Vertrag von Sané läuft noch bis 2025 und damit zwei Jahre länger als der von Gnabry sowie Manuel Neuer, Thomas Müller und Robert Lewandowski. Um dieses Trio und seine Zukunft dreht sich bei Bayern weiterhin fast alles.

Ich bin lange Zeit fest davon ausgegangen, dass alle drei ihre Verträge bis 2025 verlängern. Bei Neuer und Müller bin ich mir da auch weiterhin sicher. Bei Lewandowski ist mein Optimismus allerdings mittlerweile etwas gedämpft.

Er macht den Eindruck, großes Interesse daran zu haben, doch noch mal für einen anderen Topklub in Europa zu spielen – welcher das auch immer sein wird. Die neuesten Gerüchte besagen, dass er mit dem FC Barcelona einig sein soll. Das ist aber eher unwahrscheinlich.

Bayern muss umdenken

Aber: Will Lewandowski weg, muss Bayern umdenken, die Vertragsverlängerungen von Neuer und Müller zur höchsten Priorität machen und sich perspektivisch nach einem Nachfolger für den Weltfußballer umschauen. Das ist dann nicht zu vermeiden.

Der Vorteil ist, dass sein Vertrag zumindest noch bis 2023 läuft. Lewandowski ist dann fast 35 Jahre alt und Bayern hat so lange Zeit. Das bedeutet allerdings auch, dass Bayern einen Fehler nicht machen darf: Lewandowski vorzeitig zu verkaufen. So schnell wäre er erst recht nicht zu ersetzen.

Zumal der Markt nicht viel hergibt. Bei Dortmunds Erling Haaland gibt die Verletzungsanfälligkeit zu denken – abgesehen davon ist er zu teuer.

Das Spiel bestimmt die Möglichkeiten

Ich kann mir deshalb vorstellen, dass es auch insgesamt bei den Verpflichtungen der Talente Ryan Gravenberch (19) und Noussair Mazraoui (24) von Ajax Amsterdam bleiben könnte, die offenbar nach München kommen werden. Zumindest wenn der Kern der Mannschaft wie geplant zusammenbleibt.

Aber auch hier steht fest: Das Rückspiel gegen Villarreal bestimmt die Möglichkeiten auf dem Transfermarkt.

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Umso mehr hoffe ich auf ein Weiterkommen – genau wie bei RB Leipzig gegen Bergamo sowie bei Eintracht Frankfurt gegen den FC Barcelona in der Europa League.

Respekt vor den Leistungen von Frankfurt

Bei Leipzig würde ich die Chancen auf ein Weiterkommen nach dem 1:1 im Hinspiel mit 40:60 beziffern. Für Frankfurt sehe ich sie deutlich geringer. Trotz des starken 1:1 im Hinspiel ist es fast unmöglich, sich am Donnerstag im ehrwürdigen Camp Nou durchzusetzen. Barcelona hat eine extrem hohe Qualität und sich in der Liga gefangen – das wird für die Eintracht alles sehr beeindruckend.

Nichtsdestotrotz muss man vor den Leistungen der Frankfurter im Europacup großen Respekt haben. Da können sich einige andere deutsche Vereine eine Scheibe von abschneiden.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
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