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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Er besitzt sechs Profivereine US-Investor will bei Bundesligisten einsteigen
Die Fußball-Bundesliga könnte bald einen neuen Geldgeber begrüßen. Der Investor Chien Lee bestätigt t-online, dass er bei einem deutschen Profiverein einsteigen wolle. Es wäre nicht seine erste Klubübernahme.
Der US-amerikanische Unternehmer Chien Lee möchte "früher oder später" einen Verein der Fußball-Bundesliga übernehmen. Das bestätigte er im Gespräch mit t-online: "Ich beobachte die Lage der Liga sehr genau, denn ich bin hochinteressiert daran, in den deutschen Fußball zu investieren."
Lee besitzt bereits sechs Profivereine
Lee hat sich in den vergangenen Jahren bereits einen Ruf als weitsichtiger Investor im europäischen Profifußball gemacht. Grundlegende Säulen aller Vereine, die er übernimmt, sind die Implementierung einer offensiven Spielphilosophie und das konsequente datenbasierte Scouting junger Talente. So erreichte der strauchelnde französische Traditionsklub OGC Nizza unter Lees Führung mit dem früheren Bundesligatrainer Lucien Favre sensationell die Champions League.
2019 verkaufte er Nizza und strich einen satten Gewinn ein. Seitdem sind noch sechs Klubs im Besitz seines Investmentunternehmens NewCity: der englische Zweitligist Barnsley FC, der Schweizer Zweitligist FC Thun, der belgische Erstligist KV Oostende, der französische Zweitligist AS Nancy-Lorraine, der dänische Zweitligist Esbjerg fB und der niederländische Zweitligist FC Den Bosch.
Seine Liebe für die deutsche Eliteliga, wie Lee es selbst ausdrückt, habe er auch dem scheidenden DFL-Geschäftsführer Christian Seifert mitgeteilt – und ihm dabei den ausschlaggebenden Aspekt für sein besonderes Interesse genannt: "Ich habe ihm gesagt: 'Wir spielen mit unseren Klubs hohes Pressing – genau wie ihr in der Bundesliga. Das ist ja deutscher Fußball!'"
Das denkt Investor Lee von der deutschen 50+1-Regel
Die im deutschen Fußball geltende 50+1-Regel, wonach die absolute Mehrheit der Anteile beim Stammverein liegen müsse, schreckt Lee nicht von einem Investment ab. "Die Regeln sind die Regeln – und sie gelten auch für mich", erklärt er. Ihm gehe es ohnehin nicht darum, "wie groß die Prozentzahl meiner Anteile ist."
"Viel wichtiger ist, dass ich vor Ort auf einen Partner treffe, der dieses Langzeitprojekt mit mir verfolgen will – sei es ein Anteilseigner, der bereits vor mir investiert hat oder die Klubführung, die den Verein finanziell konsolidieren und sportlich voranbringen will. Können wir uns auf eine gemeinsame Philosophie einigen, bin ich zufrieden – egal, wie viele Stimmrechte ich dann besitze", so Lee.
Die Sorge vieler deutscher Fußballfans, der Fußball werde durch die steigende Zahl an Investoren zu einem Spielplatz für Superreiche, kann Lee nachvollziehen – das grundlegende Problem sei jedoch ein anderes: "Fußballklubs hatten seit Anbeginn Geldgeber – auch wenn sie vermutlich vor 100 Jahren noch nicht Investoren genannt wurden. Viele Fußballfans – auch in Deutschland – schreckt es jedoch ab, dass ihr Klub nicht mehr von einem lokalen Unternehmen unterstützt wird."
"Fans können sich nicht mehr mit dem Geldgeber identifizieren"
Lee führt aus, es sei nicht von der Hand zu weisen, "dass die Geldgeber in den vergangenen 10, 20 Jahren vermehrt aus Russland, dem Mittleren Osten und China kommen." Die Fans könnten sich "nicht mehr mit dem Geldgeber identifizieren". Deshalb würden Anhänger oftmals zu einer falschen Schlussfolgerung gelangen. "Sie leiten daraus ab, dass es dem Investor gar nicht um den Klub geht", sagt Lee, der betont: "Aber das ist niemals der Fall! Der Fan und der Investor wollen doch die gleichen Ziele erreichen: dass der Klub wächst, Erfolg hat und der Stolz der Region ist."
Auf die drängendste Frage – bei welchem Bundesligisten er als Investor einsteigen möchte – antwortete Lee ausweichend: "Ich habe mehrere Klubs im Blick und warte nur auf die richtige Gelegenheit."
- Interview mit Chien Lee