Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Rekordmeister im Visier Jetzt ist der FC Bayern fällig
Der SC Freiburg ist als einziger Klub in Deutschland noch unbesiegt, hat die beste Abwehr und will nun den Rekordmeister aufs Kreuz legen. Kann das gelingen?
"Zieht den Bayern die Lederhosen aus!", hallte es durch das Europa-Park-Stadion. Ein Klassiker, mit dem die Fans des SC Freiburg nur wenige Minuten nach dem 3:1 gegen die SpVgg Greuther Fürth am Samstag schon mal lautstark den Auftrag an ihre Profis für die Partie in München in einer Woche formulierten.
Die Hoffnung ist riesig. Wenn Borussia Mönchengladbach dem Rekordmeister eine schlimme 0:5-Niederlage beibringen kann, dann müsste doch eigentlich auch für den Tabellendritten der Bundesliga etwas gehen.
Fakt ist, dass die Freiburger anders als in den vergangenen Jahren nicht als krasser Außenseiter zu den Bayern reisen, sondern als einziges Team im deutschen Profifußball, das in dieser Saison noch nicht verloren hat. Und als die Mannschaft, die mit nur sieben Gegentoren die wenigsten der Liga kassiert hat.
"Nach so einem Sieg ist man natürlich total euphorisch", sagte Freiburgs Torschütze Nicolas Höfler bei Sky. "Aber wir wissen, wo wir hinfahren." Das führt zu der Frage:
Kann der SC Freiburg jetzt auch Bayern schlagen?
Ja, und sie haben sogar einen Vorteil gegenüber den Bayern
Eines können wir ausschließen: Es liegt ganz sicher nicht am Geld, dass der SC Freiburg ungeschlagen auf Platz drei der Tabelle steht und Bayern und Dortmund Konkurrenz macht. Der Etat der Breisgauer liegt bei 132,15 Millionen Euro, damit steht man auf Platz 10 in der Bundesliga, nur knapp vor Teams wie Augsburg. Zum Vergleich: Der Etat der Bayern liegt bei 840,5 Millionen. Und trotzdem kann diese Mannschaft auch den Rekordmeister schlagen.
Christian Streich ist das wichtigste Puzzleteil. Der langjährige Trainer fördert seine Talente und vertraut seinen Führungsspielern. Er perfektioniert den Kader Jahr für Jahr – und lässt sich nicht davon beirren, wenn ihm mal wieder ein Topspieler weggekauft wird. Freiburg setzt auf Beständigkeit. Neun SC-Profis spielen bereits seit 2018 oder länger im Verein. Sie sind zusammengewachsen, leiten auf dem Feld, helfen dabei, die Neulinge zu integrieren.
Und das Team hat gegenüber den Bayern sogar einen Vorteil: Man hat die beste Abwehr der Liga! Während die Münchener gerade eine 0:5-Klatsche in Gladbach erlitten und in der Bundesliga bei zehn Gegentoren stehen, kassierten die Freiburger erst sieben Treffer. Das Team zieht seine Stärke aus einer geordneten Defensive. Und das mit großem Erfolg.
Deshalb ist jetzt auch der FC Bayern fällig!
Nein, die Realität wird Freiburg schnell einholen – wie immer
Wissen Sie, wie oft der SC Freiburg in den vergangenen 25 Jahren gegen Bayern gewonnen hat? Kleiner Tipp: Die Klubs trafen 36-mal aufeinander. Sie können sich nicht erinnern? Kein Wunder. Es war ein einziger Sieg – und dann noch in einem vollkommen unbedeutenden Spiel. Beim 2:1 am 33. Spieltag der Saison 2014/15 war Bayern längst Deutscher Meister und hatte noch drei Punkte zu verschenken.
In der laufenden Saison spielt Freiburg bisher einen tollen Fußball, steht extrem stabil und überraschend nach zehn Spielen auf Platz drei. Wer nun allerdings von der Champions-League-Qualifikation oder einem Sieg gegen Bayern träumt, sollte dringend mal zum Arzt gehen.
Die Realität wird die Breisgauer schnell einholen. Wie immer. Kleine Erinnerungsstütze: Exakt vor zwei Jahren stand der Sportclub auch auf Platz drei, arbeitete sich im Laufe der Saison dann Schritt für Schritt nach unten und wurde am Ende Achter.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Für einen kleinen Klub, der für gewöhnlich gegen den Abstieg spielt, ist das ein toller Erfolg – und der wäre Platz acht auch in dieser Saison. Ein FC Bayern, der nach dem 0:5 im Pokal gegen Gladbach noch zornig und auf Wiedergutmachung brennt – siehe das 5:2 gegen Union Berlin am Samstag –, ist allerdings eine Nummer zu groß und wird Freiburg zermalmen.
Wer hat recht?
Im "Zweikampf der Woche" kommentieren wöchentlich Florian Wichert (Stellvertretender Chefredakteur bei t-online) und Robert Hiersemann (Head of Fußball und Sport) aktuelle Fußballthemen.
Teilen Sie Ihre Meinung mit
Welche Meinung zum Thema haben Sie? Schreiben Sie eine E-Mail an Lesermeinung@stroeer.de
- Im „Zweikampf der Woche“ kommentieren wir wöchentlich ein aktuelles Fußballthema. Sehen Sie den Schlagabtausch regelmäßig auch im Video – am Montag und manchmal auch Dienstag ab 19.30 Uhr im Rahmen der „Sport1 News“ bei Sport1 oder ab Montagnachmittag hier oben im Artikel.