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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Rummenigge verärgert "Soll man Bayern München bestrafen?"
Am Montagabend lief die Weltpremiere einer neuen Dokumentation über den FC Bayern. In diesem Rahmen sprach t-online mit Ex-Boss Karl-Heinz Rummenigge über den Meisterschaftskampf und einen neuen "Big Player".
Neun. Diese Zahl prangt nicht nur auf dem Trikot von Weltfußballer Robert Lewandowski, sondern ist gleichzeitig auch die Anzahl der Meisterschaften, welche der FC Bayern seit 2013 in Serie gewann. Und mit diesem Siegeszug könnte es die kommenden Jahre noch weitergehen. Denn der deutsche Rekordmeister führt unter Neu-Trainer Julian Nagelsmann schon wieder die Tabelle an, stellt dazu die mit Abstand beste Offensive. Ex-Präsident Uli Hoeneß fühlt sich wie in "Hollywood", wenn er Neuer, Kimmich und Co. auf dem Platz zaubern sieht.
Doch der filmreife und torreiche Fußball der Bayern hat auch eine Schattenseite: im Meisterkampf fehlt die Spannung. Immer wieder wird die Eintönigkeit des Titelkampfes in der Bundesliga kritisiert. Doch der ehemalige Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge sieht in dieser Diskussion vor allem die Konkurrenz in der Pflicht. "Man darf nicht Bayern München den Vorwurf machen, eine gute Mannschaft zu haben. Da müssen die anderen im Zweifel als große Konkurrenten auftreten", sagte der 66-Jährige t-online.
Trotz der Tabellenführung dürfe man "nicht zu früh das Fell des Bären verteilen. Borussia Dortmund ist einen Punkt hinter Bayern München. Es ist noch ausreichend spannend. Man muss schon noch guten Fußball spielen, um wieder Deutscher Meister zu werden", so Rummenigge am Rande der Erstaufführung der neuen Amazon-Doku "FC Bayern – Behind the Legend", die am Montagabend in München stattfand.
Rummenigge verärgert: "Es liegt nicht an Bayern München"
Dennoch räumte der frühere Nationalspieler ein: "Die Bundesliga ist für die Leute nicht emotional, wenn Bayern München jedes Jahr Deutscher Meister wird. Das weiß ich. Aber es liegt nicht an Bayern München."
Angesprochen auf einen möglicherweise modifizierten Verteilungsschlüssel bei den TV-Geldern reagierte er leicht gereizt. "Soll man Bayern München bestrafen für die gute Leistung? Machen Sie einen Fehler nicht: Jeder Euro, der hier verdient wird, ist sauber und seriös verdient. Das wird, glaube ich, nicht in ganz Europa so gehandhabt wie hier in München."
Damit spielte der Ex-Bayern-Boss auf internationale Topklubs wie die aus Manchester und Paris an, die seit den Finanzspritzen ihrer Geldgeber dem großen Traum vom Champions-League-Titel hinterherlaufen. Seinen Verein sieht Rummenigge auch in den kommenden Jahren konkurrenzfähig.
"Der FC Bayern hat seinen Platz international immer behauptet, weil wir immer eine andere Philosophie hatten als die Vereine in England, Spanien oder Italien. Wir genießen großen Respekt in Europa", so Rummenigge. Mit Newcastle United könnte in den kommenden Jahren allerdings ein neuer "Big Player" auf dem internationalen Parkett hinzukommen. Ein saudisches Konsortium, das maßgeblich vom saudi-arabischen Staatsfonds unter Kontrolle des höchst umstrittenen Kronprinzen Mohammed bin Salman beeinflusst wird, hatte Newcastle zuletzt für umgerechnet rund 350 Millionen Euro übernommen. Die Premier League winkte den Deal trotz massiver Kritik von Menschenrechtsorganisationen durch.
Spitze gegen Hertha
Rummenigge ist vor dem aufkommenden internationalen Konkurrenten nicht bange – und konnte sich zudem einen Seitenhieb gegen den Ligarivalen Hertha BSC nicht verkneifen: "Newcastle ist erst mal ein Nobody. Ob der jemals zu einem 'Big City Club', wie es bei einem anderen Klub in Deutschland heißt, aufgepimpt wird, muss man abwarten."
Auch bezogen auf die kurzfristigen finanziellen Möglichkeiten des Premier-League-Klubs aus dem Nordosten Englands blieb er skeptisch. "Es gibt in England auch Statuten, dass man Kapital nur limitiert zuführen kann. Dass die sich über Nacht Neymar, Messi und Mbappé leisten können, das stelle ich erst mal infrage. Zumindest, wenn man statutengerecht seinen Job gemacht hat", fügt er hinzu.
Für den FC Bayern stehen nun zunächst anstrengende englische Wochen an. Am Mittwoch treffen die Münchner in der zweiten Runde des DFB-Pokals auf Borussia Mönchengladbach. Nach dem Auswärtsspiel in der Liga bei Union Berlin am Samstag empfängt der Rekordmeister kommenden Dienstag in der Champions League Benfica Lissabon. Das Hinspiel hatte die Nagelsmann-Elf souverän mit 4:0 für sich entschieden.
Nach drei Spieltagen haben die Münchner in ihrer Gruppe in der Königsklasse neun Punkte und 12:0 Tore auf dem Konto. In der Tabelle sind sie Erster. Auf Rang zwei folgt Benfica mit lediglich vier Zählern und einer Tordifferenz von -1. Der Gruppensieg ist nach der Hinrunde also so gut wie sicher. Für den FC Bayern läuft es also schon wieder nach Plan – national, wie international.
- Persönliches Gespräch mit Karl-Heinz Rummenigge