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Zum journalistischen Leitbild von t-online.SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fordert FC Bayern zum Fan-Verzicht auf
Karl Lauterbach sieht das Uefa-Supercup-Spiel der Bayern in Budapest als "eklatantes Risiko". Der SPD-Gesundheitsexperte fordert deshalb ein Umdenken des Klubs.
Karl Lauterbach ist in der Corona-Krise zu einem vielgefragten Fachmann geworden. Der SPD-Gesundheitsexperte sieht die aktuellen Entwicklungen der Corona-Neuinfektionen in Deutschland kritisch.
Auch die Tatsache, dass der FC Bayern und Sevilla mit je 3.000 Zuschauern nach Budapest reisen dürfen. Im Interview mit t-online rät er dem Rekordmeister dazu, auf Fans zu verzichten, um die Sicherheit der eigenen Anhänger nicht zu gefährden.
t-online: Bayern München soll am Donnerstag im Supercup in Budapest gegen Sevilla spielen. 3.000 Fans jeder Mannschaft sind bei dem Spiel zugelassen, obwohl in der Stadt die Neuinfektionen steigen. Wie stehen Sie als Gesundheitsexperte dazu?
Karl Lauterbach: Ich sehe das sehr kritisch, weil wir wissen, dass Budapest derzeit ein Risikogebiet ist. Dass die Fans in Budapest ins Stadion kommen, ist ein eklatantes Risiko. Man kann das den Budapester Behörden natürlich nicht verbieten, aber es macht alles keinen Sinn. Es wäre aus meiner Sicht das Richtige, wenn der FC Bayern München selbst sagen würde, dass die Fans nicht mitreisen sollen, um ihre eigenen Zuschauer zu schützen. Das wäre die einzige Möglichkeit. Das wäre eine großartige Geste, die ich als vorbildhaft betrachten würde. Das würde der sportlichen Reputation des Vereins sehr gut tun.
Die Bundesliga lässt teilweise wieder Zuschauer zu. Sie hatten zuletzt davor gewarnt.
Meine Prognose ist leider, dass die Falllzahlen deutlich steigen werden und die Fußballspiele wieder auf Geisterspiele reduziert werden. Das ist meine Prognose, ich mag damit falsch liegen, was ich sogar hoffen würde. Für mich wäre es richtig gewesen abzuwarten, was jetzt passiert. Wir standen bereits am Anfang einer zweiten Welle, als die Beschlüsse gemacht worden sind.
Herr Spahn hat vorgeschlagen für den Herbst "Fieberambulanzen" zu errichten. Das sollen spezielle Behandlungszentren für Menschen mit Corona-Symptomen sein. Eine gute Idee?
Das ist ein sehr guter Vorschlag von Herrn Spahn und ein Vorschlag, den ich begrüße. Wir können damit erreichen, dass die Praxen nicht selbst zu Hotspots für die Verbreitung der Pandemie werden. Wenn diese Fieberambulanzen dann auch noch mit Schnelltests ausgestattet werden würden, wäre das sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung.
Könnte es in den Ambulanzen nicht schnell zu voll werden?
Das werden wir dann sehen. Es kann immer Probleme geben. Aber trotzdem ist die Pandemie durch solche Fieberambulanzen besser beherrschbar, weil man dort die Abstände und die Prozesse selbst viel besser organisieren kann als in Einzelpraxen. Das ist ein guter Vorschlag, den ich absolut begrüße und der auch umsetzbar ist.
München hat die Maskenpflicht für öffentliche Plätze festgelegt, an denen der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann. Wie stehen Sie dazu?
Das finde ich wichtig. Ich hatte das selbst in der Vergangenheit gefordert. Ich finde, dass an öffentlichen Plätzen, wo viel und laut gesprochen wird, der Abstand nicht eingehalten werden kann und die Ansteckungsgefahr so größer ist, eine Maskenpflicht herrschen sollte. Das gilt zum Beispiel für den Brüsseler Platz in Köln oder die Hasenheide in Berlin.
In Berlin hat Friedrichshain-Kreuzberg die kritische Grenze von 50 überschritten. Glauben Sie, dass man innerhalb eines Bezirkes Beschränkungen durchsetzen könnte?
Ich glaube, dass die Regeln für ganz Berlin gelten sollten und zwar die eben erwähnte Maskenpflicht an öffentlichen Plätzen. Diese Maskenpflicht sollte deutschlandweit gelten.
- Eigenes Interview