Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Die härteste Saison aller Zeiten "Bayern braucht neue Spieler – hier sind die Kandidaten"
Nach dem 8:0 gegen Schalke fragen sich nicht nur Bayern-Fans: Reicht der Kader mit den vielversprechenden Talenten nicht vollkommen aus?
Wer soll diese Bayern stoppen? Nach dem 8:0 gegen den FC Schalke 04 ist der Triple-Gewinner schon Tabellenführer. Er hat die Bundesliga mit nur einem Spiel schon wieder in Angst und Schrecken versetzt und den Glauben an ein Ende der Serie von acht Meistertiteln am Stück im Keim erstickt.
Aber was bedeutet das für den Kader? Um das Tempo im eng getakteten Spielplan durchzuhalten, forderte Trainer Hansi Flick zuletzt eine Aufstockung. Vom kraftraubenden Pressing-Fußball will er "nicht abweichen". "Wir brauchen einen großen Kader", sagte auch Vorstand Oliver Kahn. Von Ajax Amsterdam soll das Talent Sergiño Dest (19) kommen.
Kahn verwies in Corona-Zeiten aber auch auf die Finanzen und betont: "Man muss nicht immer gleich von Neuverpflichtungen reden." Stattdessen denkt er auch an die Talente im eigenen Kader. So wurde Jamal Musiala (17) gegen Schalke zum jüngsten Bayern-Torschützen aller Zeiten in der Bundesliga. Dazu überzeugten auch Chris Richards (21) in der Abwehr und Michaël Cuisance (21) im Mittelfeld. Das führt zu der Frage:
Braucht der FC Bayern nach dem 8:0 gegen Schalke überhaupt noch neue Spieler?
Ja, Bayern braucht Verstärkung auf drei Positionen
Es ist die kürzeste Saison aller Zeiten. In nur 35 Wochen müssen Meister und Pokalsieger feststehen, weil dann EM ist. Den Topklubs in der Champions League drohen 27 englische Wochen. Die Winterpause dauert nur elf Tage, die körperliche Belastung für die Profis ist so brutal wie nie zuvor.
Der FC Bayern hat vergangene Saison mit einem Mini-Kader das Triple geholt, weil er von schlimmen Verletzungen verschont geblieben ist. Noch mal wird das nicht gelingen. Zieht man den wechselwilligen Martínez ab, bleiben 14 gestandene Feldspieler plus einige Talente. Viel zu wenig.
Bayern braucht einen Rechtsverteidiger (Sergiño Dest von Ajax), einen defensiven Mittelfeldspieler und einen Lewandowski-Ersatz. Bei Liverpool wird nach der Thiago-Verpflichtung vielleicht noch ein Naby Keïta, Georginio Wijnaldum, Fabinho oder James Milner hinten runterfallen. Auch Sami Khedira von Juventus würde als Backup für mindestens ein Jahr helfen. Und für den Angriff könnte Bayern Luka Jovic von Real zurück in die Bundesliga holen – am besten als Leihe mit Kaufoption.
Verbaut Bayern damit den eigenen Talenten den Weg? Nein! Wer wirklich das Zeug für Bayern hat, der muss sich auch irgendwann durchsetzen – wie einst Lahm, Schweinsteiger, Müller und Alaba.
Nein, die Bayern sollten sich auf etwas ganz anderes konzentrieren
Ein Topteam kann natürlich nie stark genug aufgestellt sein. Bayern könnte vielleicht einen Ersatzmann für Lewandowski gebrauchen oder einen Thiago-Nachfolger. Aber braucht es dafür zwangsläufig weitere Zugänge? Der 8:0-Erfolg gegen Schalke hat gezeigt, dass Bayern schon jetzt zu gut für die Bundesliga ist – und auch mit den Talenten aus der eigenen Reihe eine herausragende Saison spielen wird. Mit Joshua Zirkzee im Angriff oder Jamal Musiala im Mittelfeld.
Uli Hoeneß brachte es vor wenigen Tagen bei Sport1 mit Blick auf die Konkurrenz auf den Punkt: "Der FC Barcelona hat kein Geld, Real Madrid hat kein Geld, Manchester City hat auch kaum etwas gemacht. Und wir sind Champions-League-Sieger."
Und deshalb sollte man an der Säbener Straße nun vor allem auf eines achten: den Nachwuchs. Denn der FC Bayern muss endlich wieder Jugend-Fußballer entwickeln und in den Profikader integrieren. So wie es einst mit Lahm, Schweinsteiger und Alaba gelang. Fans wollen auch die internationalen Topstars spielen sehen, Vereinsnähe aber schaffen Fußballer, die aus dem eigenen Klub kommen und sich über Jahre hinweg für den Verein zerreißen.
Und sollte man in der Hinrunde merken, dass es doch irgendwo ruckelt, bleibt immer noch die Wintertransferphase, um nachzulegen.
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