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Europacup-Sperre aufgehoben: "Das Urteil für Manchester City ist eine Farce"


Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Europacup-Sperre aufgehoben
"Das Urteil für Manchester City ist eine Farce"

  • Florian Wichert
Pro & KontraVon Robert Hiersemann und Florian Wichert

Aktualisiert am 13.07.2020Lesedauer: 1 Min.
Besitzt bei Manchester City noch einen Vertrag bis 2021: Trainer Pep Guardiola.Vergrößern des Bildes
Besitzt bei Manchester City noch einen Vertrag bis 2021: Trainer Pep Guardiola. (Quelle: PA Images/imago-images-bilder)
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Doch keine Sperre für Manchester City. Das bedeutet: Pep Guardiola und die "Citizens" dürfen weiter an der Champions League teilnehmen. Das hat der Cas entschieden. Doch ist das Urteil gut für den Fußball?

Manchester City darf in den kommenden beiden Spielzeiten nun doch am Europapokal teilnehmen. Der Internationale Sportgerichtshof Cas gab dem Einspruch des Klubs gegen die von der Uefa verhängte Sperre statt. Die Geldstrafe wurde von 30 Millionen Euro auf 10 Millionen reduziert.

Dem Klub wurde vorgeworfen, Zahlungen von Besitzer Scheich Mansour als Sponsoreneinnahmen angegeben zu haben. Das ging aus den "Football Leaks" hervor. Damit hätte der Klub die Regeln des Financial Fairplay verletzt.

Das "Financial Fairplay" ist ein Reglement für den Europapokal, welches besagt, dass die Ausgaben eines Vereins nicht oder nur zu einem gewissen Betrag über den Einnahmen liegen dürfen. So soll verhindert werden, dass ein Klub mithilfe eines Investors horrende Summen zahlt und später in eine Schieflage gerät, also ungesund wirtschaftet.

Der Cas sah diesen Vorwurf nun als nicht erwiesen an. Deshalb reduzierte er die Strafe und hob die Europapokal-Sperre auf. Die zehn Millionen Euro, die City nun zahlen muss, wurden aufgrund fehlender Kooperation mit dem Finanzkontrollgremium der Uefa verhängt.

Ist es gut für den Fußball, dass der Sportgerichtshof Cas die Sperre gegen Manchester City aufgehoben hat?

Pro
Florian Wichert
Florian WichertStellvertretender Chefredakteur

Ja, die Sperre hätte dem Fußball massiv geschadet

Höhere TV-Gelder, Ablösesummen, Gehälter, mehr Mitarbeiter, Umsatz, Zuschauer – im Fußball ging in den vergangenen Jahrzehnten fast jede Kurve nach oben. Dann kam Corona. Und der Bruch. Plötzlich brechen Einnahmen ein, Zuschauer stehen vor verschlossenen Türen, Vereine vor finanziellen Problemen oder gar der Insolvenz. Selbst die Einschaltquoten im TV gehen runter, das DFB-Pokalfinale schauten mit sieben Mio. nur halb so viele wie 2014.

Nun hat der Cas die Uefa davor bewahrt, dem Fußball weiteres Unheil zuzufügen – die Sperre wäre ein schlimmer Fehler gewesen.

Der Cas sah es als nicht erwiesen an, dass Manchester unrechtmäßige Geldzuwendungen durch seine arabischen Investoren erhalten hat. Ganz einfach. Und für die Verstöße gegen das Financial Fairplay gab es eine Geldstrafe. Fertig.

Ja, das Financial Fairplay, also ein Gleichgewicht der Einnahmen und Ausgaben, ist gescheitert, allerdings nicht durch das Cas-Urteil. Es soll verhindern, dass Vereine am Tropf eines Investors hängen, der sich plötzlich zurückzieht. Corona hat jedoch gezeigt, dass Zuschauer- oder TV-Einnahmen genauso schnell wegbrechen können wie die Kohle eines Scheichs.

Der Fußball hat deshalb größere Probleme als die Missachtung der Regeln. Er muss alles auffahren, was er hat, um sich die Gunst der Zuschauer zurückzuholen – und dazu gehört ein Verein wie Manchester City mit einem Trainer Guardiola und Weltstars wie Aguero oder de Bruyne. Ein Ausschluss aus der Champions League trifft mit Fans und Spielern nicht nur die vollkommen falschen. Er macht auch das derzeit ohnehin angeschlagene Produkt Fußball weiter kaputt.

Kontra
Robert HiersemannBereichsleiter Entwicklung

Nein, das Urteil ist eine Farce

Die Aufhebung der Europapokal-Sperre von Manchester City durch den Cas führt nicht nur das Financial Fairplay ad absurdum, sondern schadet der Uefa und wird Folgen für den gesamten Fußball haben. In diesem Fall ging es nicht um die nahe Zukunft eines einzelnen Klubs, sondern um viel mehr. Es ging um ein Zeichen an die Fußballwelt. Und das Zeichen, welches nun ausgesendet wird, besagt: Vereine und insbesondere die Investoren dahinter können machen, was sie wollen. Sie können gegen das Financial Fairplay verstoßen und im Zweifel auch Bilanzen fälschen. Die Uefa legt Regeln fest, die ohnehin niemanden interessieren und die vor dem Internationalen Sportgerichtshof gekippt werden können.

In den letzten Jahren gab es immer wieder Strafen gegen Klubs, Transfersperren zum Beispiel. Das betraf in der Regel Verstöße gegen das Financial Fairplay aufgrund zu hoher Transferausgaben im Vergleich zu den Einnahmen. Der Fall von Manchester City ist noch größer. Der Klub deklarierte Zahlungen, die von Besitzer Scheich Mansour kamen, als Sponsoreneinnahmen aus Abu Dhabi. So wollte City die Bilanzen verschönern. Wer solche Falschangaben macht und sich nicht an die Regeln hält, hat nichts anderes als den Ausschluss verdient.

Der Cas argumentiert, die Falschangaben seien nicht erwiesen, doch für die Uefa waren sie es offenbar. Nun kommt ein Verein mal wieder mit einer lächerlichen Strafe davon, obwohl er sich seit Jahren einen Dreck um die Regeln schert. Das ist nichts anderes als eine Farce.

Wer hat recht?

Im "Zweikampf der Woche" kommentieren wöchentlich Florian Wichert (Stellvertretender Chefredakteur bei t-online.de) und Robert Hiersemann (Head of Fußball und Sport) aktuelle Fußballthemen.

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  • Im „Zweikampf der Woche“ kommentieren wir wöchentlich ein aktuelles Fußballthema. Sehen Sie den Schlagabtausch regelmäßig auch im Video – am Montag und manchmal auch Dienstag ab 19.30 Uhr im Rahmen der „Sport1 News“ bei Sport1 oder ab Montagnachmittag hier oben im Artikel.
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