Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Nach Fortuna-Aus "Jetzt muss der DFB über Funkel nachdenken"
Der 66-Jährige erklärte nach der Freistellung in Düsseldorf seine Trainerkarriere für beendet. Viele bedauern das. Sollte Funkel doch weitermachen? | Der Zweikampf der Woche mit Robert Hiersemann und Florian Wichert.
Friedhelm Funkel ist seit dem vergangenen Mittwoch nicht mehr Trainer von Fortuna Düsseldorf. Auf seine Freistellung reagierte er bei Sky mit Unverständnis: "Man hat nach der Winterpause gesehen, dass die Mannschaft anders auftritt. Die Leistungskurve ging nach oben." Er habe sich deshalb gewünscht, noch eine weitere Chance für "drei, vier Spiele" zu erhalten, um die Talfahrt zu stoppen. "Aber der Vorstand hat leider anders entschieden", sagte Funkel.
Für den Fußballfachmann übernahm Uwe Rösler und erreichte bei seinem Debüt ein 1:1-Unentschieden gegen Eintracht Frankfurt. Die Funkel-Zeit in Düsseldorf ist vorbei.
Wie geht es für ihn nun weiter? "Ich könnte mir durchaus vorstellen, eine andere Funktion irgendwann mal in Angriff zu nehmen. Ich möchte nicht überhaupt nichts tun", sagte Funkel vergangenen Samstag im Aktuellen Sportstudio und nannte eine Berater- oder Expertenfunktion als Option. Seine Trainerkarriere hatte er direkt nach dem Aus in Düsseldorf für beendet erklärt – was andere Experten bedauern.
t-online.de-Kolumnist Stefan Effenberg beispielsweise schrieb zuletzt: "Ich wünsche mir wirklich, dass Friedhelm sich das mit dem Karriereende noch mal überlegt. Vielleicht gibt es, wenn er erstmal etwas Zeit ins Land hat gehen lassen, doch noch einen Job, der ihn reizen und ihm den Abschied bescheren würde, den er verdient." Das führt zur Frage:
Sollte Funkel doch weitermachen?
Ja, Funkel kann noch eine ganze Generation prägen
Er ist seit 47 Jahren in der ersten und zweiten Liga unterwegs, hat bei 493 Spielen auf dem Feld und 815 weiteren an der Linie gestanden. Doch erst durch seinen Erfolg mit Fortuna Düsseldorf, die er von der Intensivstation im Keller der zweiten Liga in die erste geführt hat, hat er sich die Anerkennung erarbeitet, die er längst verdient hatte.
Mit 66 Jahren ist Funkel nun auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft: Er ruht in sich, kennt alle Tricks und ist als Motivator und Trainer auf dem allerhöchsten Level. Umso schlimmer, dass seine Karriere nach der Entlassung in Düsseldorf vorbei sein soll.
Funkels Knowhow, Erfahrung und Spaß an der Arbeit würden nicht nur jeden Verein weiterbringen – sondern auch den DFB. So war es in den vergangenen Jahren auch bei Horst Hrubesch.
Allein beim DFB gibt es zwei Posten, für die Funkel prädestiniert wäre. Zum einen der immer noch vakante des Sportdirektors. Zum anderen der des U21-Nationaltrainers. Sollte die A-Nationalelf die EM 2020 an die Wand fahren und Stefan Kuntz Bundestrainer Joachim Löw beerben, wäre der Posten schon in einigen Monaten frei. In beiden Rollen könnte Funkel noch eine ganze Generation an Talenten prägen – und hätte nicht den Stress, den ein Bundesliga-Job Woche für Woche mit sich bringt.
Nein, Funkel sollte endlich das Leben genießen
Keiner der aktuellen 18 Cheftrainer der deutschen Eliteklasse hat bei mehr Bundesliga-Spielen an der Seitenlinie gestanden als Friedhelm Funkel (510 Partien allein in der Bundesliga). Auch ehemalige Toptrainer wie Ottmar Hitzfeld (460) oder Hennes Weisweiler (470) haben diese Zahl nie erreicht. Doch nun sollte Funkel auch bei seiner Entscheidung bleiben und anderen das Ruder überlassen.
Was soll er noch erreichen? Insgesamt sechsmal führte er einen Verein als Trainer in die Bundesliga – Rekord! Und er hat 815 Spiele als Trainer in der ersten und zweiten Liga auf dem Buckel. Künftig sollte er mit Stolz auf diesen langen Weg als Coach zurückblicken und das Leben als Rentner genießen.
Natürlich war sein Ende im Profifußball unschön. Er selbst kritisierte die Düsseldorfer Vereinsführung nach seiner Freistellung und sagte: "Man kann es besser machen." Doch zu tief sollte dieser Stachel nicht sitzen bei einem Mann, der schon alles in diesem Geschäft erlebt hat – und sich sicher an viel entäuschendere Aktionen von Vereinsoberen erinnern kann.
Klar: Ein großer Titel blieb Funkel während seiner Karriere als Trainer verwehrt. Doch selbst wenn er weitermachen würde, erscheint einem die Möglichkeit darauf künftig extrem gering. Auch wenn er sicher wieder einen neuen Verein in Deutschland finden würde.
Wer hat Recht?
Im "Zweikampf der Woche" kommentieren wöchentlich Florian Wichert (Stellvertretender Chefredakteur bei t-online.de) und Robert Hiersemann (Head of Fußball und Sport) aktuelle Fußball-Themen. In dieser Woche geht es um die Zukunft des ehemaligen Düsseldorf-Trainers Friedhelm Funkel.
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