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Mauricio Pochettino: Deshalb passt er besser zum BVB als zum FC Bayern


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Umworbener Trainer
Warum Pochettino besser zum BVB als zum FC Bayern passt


Aktualisiert am 26.11.2019Lesedauer: 4 Min.
Mauricio Pochettino: Der argentinische Trainer ist derzeit vereinslos und wird unter anderem beim FC Bayern als neuer Coach gehandelt.Vergrößern des Bildes
Mauricio Pochettino: Der argentinische Trainer ist derzeit vereinslos und wird unter anderem beim FC Bayern als neuer Coach gehandelt. (Quelle: t-online.de/imago-images-bilder)

Seit seinem Rausschmiss bei Tottenham gilt Mauricio Pochettino als einer der umworbensten Trainer im Fußballgeschäft. Doch wohin sollte er wechseln?

Trotz seiner Entlassung bei Tottenham Hotspur reißt sich derzeit die halbe Fußballwelt um Mauricio Pochettino – und das nicht ohne Grund. Der Argentinier gilt als Entwickler mit Weitsicht, sein Auge für Talente wird von Trainerkollegen geschätzt und von Fans gefeiert.

Nach insgesamt sechs Jahren in der englischen Premier League – davon alleine fünf bei den Londoner "Spurs" – könnte es Pochettino für sein nächstes Engagement in die Bundesliga ziehen. Und mit dem FC Bayern und Borussia Dortmund beschäftigen sich gleich beide Schwergewichte Deutschlands mit einem Wechsel an der Seitenlinie: Bei den Münchnern konnte Interimstrainer Hansi Flick bisher zwar voll überzeugen. Doch der ehemalige Assistent von Bundestrainer Joachim Löw sitzt nur bis Weihnachten fest im Sattel. Wie der Rekordmeister im neuen Jahr (und darüber hinaus) mit Flick plant? Noch völlig unklar.

Bei den Dortmundern hingegen steht Lucien Favre nicht erst seit dem indiskutablen 3:3 gegen Aufsteiger Paderborn in der Kritik. Dem Schweizer fehlt es an der öffentlichkeitswirksamen Emotionalität. Zwar sprach Klub-Boss Hans-Joachim Watzke Favre bei der Jahreshauptversammlung am Sonntag demonstrativ das Vertrauen aus – weitere lasche Auftritte in der Bundesliga und ein Ausscheiden in der Champions League würden den Fußballlehrer jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit den Job kosten.

Doch nicht nur weil Favres Stuhl wesentlich stärker wackelt, passt Pochettino besser nach Westfalen als an die Isar. Der BVB kann dem 47-Jährigen schlichtweg die besseren Voraussetzungen bieten, um seine Arbeitsphilosophie zu Erfolgen umzumünzen, als der FC Bayern. t-online.de zeigt auf, warum Pochettino besonders gut zum BVB passt.

Die Dortmunder Kaderstruktur passt zu Pochettinos Ansatz

Die Spieler des BVB sind im Schnitt 25,5 Jahre, die des FC Bayern 25,7 Jahre – ein blanker Vergleich des Altersdurchschnitts der Bundesliga-Kader ergibt keinen gravierenden Unterschied. Vielmehr muss man sich die Struktur der Dortmunder und der Münchner Mannschaft anschauen.

Im Münchner Spieltagskader finden sich weitaus mehr gestandene, in ihrer Entwicklung abgeschlossene Bundesliga-Profis als bei den Dortmundern. Besonders die Defensive des BVB birgt für den Mentor Pochettino besondere Attraktivität: Sowohl Manuel Akanji (24) als auch Dan-Axel Zagadou (20) konnten in der Vergangenheit nachweisen, dass sie zu den absoluten Toptalenten gehören, ihre Inkonstanz sorgte jedoch auch für die Rückholaktion von Mats Hummels.

Pochettino ist zwar für rasanten Offensivfußball bekannt, dieser beruht jedoch auf der defensiven Geschlossenheit seiner Teams. Besonderes Augenmerk legt Pochettino dabei auf die Spieleröffnung durch die Innenverteidiger – ein Werkzeug, das er in Southampton dem Champions-League-Sieger und Vize-Weltmeister Dejan Lovren in den Kasten legte und mit dem Duo Vertonghen/Alderweireld in den vergangenen vier Jahren bei Tottenham perfektionierte.

Akanji und Zagadou sind im perfekten Alter für solches Feintuning, das Peter Bosz mit seiner Offensivdenke und Favre durch sein Hadern am Spielsystem vernachlässigten. Pochettino könnte die Dortmunder Defensiv-Diamanten hingegen schleifen.

Dortmunder Nachwuchs ist erfolgreich und vielversprechend

2016, 2017, 2019 – allein in den vergangenen fünf Jahren holte die Dortmunder U19 drei Meistertitel. Die Münchner schafften es im selben Zeitraum trotz Millioneninvestitionen in ihren hochmodernen Campus nur zu einer Finalteilnahme.

Pochettino ist für seine ungewöhnlich hohe Durchlässigkeit zwischen Nachwuchs und Profis in der Premier League bekannt geworden. Kyle Walker-Peters, Oliver Skipp, Harry Winks, Harry Kane – der Argentinier versteht es, junge Talente mit einer erstaunlichen Gelassenheit an die Gegebenheiten des Profi-Fußballs heranzuführen. Das gelingt ihm, weil er auf die Bedürfnisse des Spielers individuell eingeht: Muss ich dem Spieler einen Mentor an die Seite stellen? Kann er unter Druck am besten funktionieren? Wer kann bereits Verantwortung übernehmen?

Diese Fragen stellen sich aktuell beim FC Bayern nicht. Mit Lars Lukas Mai weckt derzeit nur ein intern ausgebildeter U23-Spieler Hoffnungen, es zu einer Größe an der Säbener Straße zu schaffen. Einstige "Naturtalente" wie Lucas Scholl und Gianluca Gaudino erfüllten die in sie gesetzte Hoffnung nicht.

In Dortmund hingegen hat man sich auch mit der Hilfe selbst ausgebildeter Talente wie Mario Götze zurück an die Spitze des deutschen Fußballs gespielt. Mit Jacob Bruun Larsen hat der BVB aktuell einen U23-Spieler, der auf einen Trainer wartet, der ihn und seine Bedürfnisse wieder wahrnimmt und ihn so auf das nächste Level hebt. Und dann wäre da ja noch Youssoufa Moukoko, dieser 15-Jährige, der das Attribut "Naturtalent" wie wohl kein anderer im deutschen U19-Fußball verdient hat. Es sind Trainer wie Pochettino, die solche Jungs anzupacken und einzusetzen wissen.

Pochettino hat keine Lust auf Grabenkämpfe

In seinen letzten Monaten bei Tottenham überwarf sich Pochettino mit Klub-Boss Daniel Levy. Der britische Unternehmer mischte sich in sportliche Belange ein und drehte den Geldhahn zu. Der Argentinier, der in einer Arbeiterfamilie aufwuchs, sucht den Austausch mit seinen Oberen – solange er auf Augenhöhe geschieht.

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Vor allem BVB-Boss Hans-Joachim Watzke hat gezeigt, dass wenn er einen Coach schätzt, er beinahe alles für ihn tut. Dass Schalke-Trainer David Wagner, der Pochettino noch aus Premier-League-Zeiten kennt, kürzlich in einer Pressekonferenz gerade die menschlichen Qualitäten seines Kollegen lobte und Parallelen zu Jürgen Klopp zog, zeigt, was für ein Typ Pochettino anscheinend ist.


Auch wenn sich der Argentinier vor der Presse stets aufgeräumt und besonnen zeigt, steckt in ihm ein leidenschaftlicher Charakter, er ist ein Mann, der seinen Spielern Kumpel und Respektsperson zugleich sein will. Dieser Typ des harten, ehrlichen, aber auch warmherzigen Arbeiters, den Pochettino repräsentiert, passt wohl besonders gut in den Ruhrpott.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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