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Neue Regeln, alte Debatten: Wann ist ein Handspiel strafbar?


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Neue Regeln, alte Debatten
Wann ist ein Handspiel strafbar?

Von dpa
27.10.2019Lesedauer: 3 Min.
Beim Thema Handspiel kochen die Emotionen in der Bundesliga immer wieder hoch.Vergrößern des Bildes
Beim Thema Handspiel kochen die Emotionen in der Bundesliga immer wieder hoch. (Quelle: Jan Woitas/zb/dpa./dpa)
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Frankfurt/Main (dpa) - Neue Regeln, alte Debatten: Beim Thema Handspiel kochten die Emotionen am 9. Spieltag der Fußball-Bundesliga mal wieder hoch.

Gleich in drei Spielen rückten die Referees in den Fokus und sorgten mit ihren Entscheidungen, jeweils keinen Elfmeter zu pfeifen, für Unverständnis und Unmut - zumindest bei den vermeintlich benachteiligten Teams.

Die sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter im Deutschen Fußball-Bund stärkte den gescholtenen Unparteiischen am Sonntag in zwei Fällen den Rücken und sprach nur in einer Situation von einer Fehlentscheidung. Dennoch: Trotz einer intensiven Schulung vor der Saison herrscht in der Liga ein Gefühl, das Bremen-Profi Maximilian Eggestein auf den Punkt brachte: "Ich habe keine Ahnung mehr, was Handspiel ist."

FALL MAINZ: Beim 3:1-Sieg des FSV Mainz 05 im Kellerduell gegen Aufsteiger 1. FC Köln forderten die Gäste am Freitagabend beim Stand von 1:2 vehement Elfmeter, nachdem FSV-Verteidiger Moussa Niakhaté den Ball bei einer Flanke von Kingsley Schindler für alle deutlich sichtbar an den abgespreizten Arm bekommen hatte.

Sehr zum Ärger der Kölner zeigte Schiedsrichter Frank Willenborg aber nicht auf den Punkt - und das, obwohl er sich die Szene nach Intervention des Video-Assistenten noch einmal am TV-Bildschirm angesehen hatte. "Da gibt es keine zwei Meinungen. Für mich war das ein klarer Elfmeter. Mit dem Videobeweis fühlt es sich noch viel beschissener an", polterte FC-Coach Achim Beierlorzer.

Auch Kölns Sportdirektor Armin Veh echauffierte sich: "Wenn der Schiedsrichter es nicht sieht und es keinen Videobeweis gibt - okay. Aber wenn man sich die Szene am TV anschaut und dann sagt, es war kein Elfmeter - dann weiß ich nicht mehr. Wenn das kein Elfmeter ist, habe ich die Regelschulung nicht verstanden. Da kann man ja jetzt immer die Arme abspreizen."

Bestätigt wurden beide durch die sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter um Boss Lutz-Michael Fröhlich, die die Szene als Fehlentscheidung bewertete. "In dieser Situation handelt es sich um ein strafbares Handspiel", hieß es in einer DFB-Mitteilung am Sonntag. Man hätte sich "gewünscht, dass der Schiedsrichter seine Entscheidung korrigiert und auf Strafstoß entscheidet."

FALL LEVERKUSEN: Ähnliche Aufregung gab es nach dem Samstagabend-Spiel Bayer Leverkusen gegen Werder Bremen (2:2). In der Nachspielzeit hatte sich Bayer-Profi Nadiem Amiri in eine Hereingabe geworfen und den Ball in Torwartmanier mit beiden Händen blockiert. Schiedsrichter Martin Petersen wertete die Szene als sogenannte Abstützhaltung - was seit Sommer nicht mehr als strafbar gilt und deshalb nicht geahndet wird.

Vielleicht hätte der Referee seine Entscheidung beim Videostudium revidiert. Doch aus dem Kölner Keller, wo die Video-Assistenten sitzen, kam nichts. "Wenn der Videobeweis in einer solchen Szene nicht genutzt wird, wann dann?", fragte Eggestein. Stürmer Davy Klaassen vermutete: "Vielleicht war der Video-Assistent schon weg."

Der DFB sieht es anders. "Der Schiedsrichter hatte zu dieser Situation eine klare Wahrnehmung und den Vorgang bewertet. Die Sichtung des Videomaterials lieferte keine klar und offensichtlich andere Information. Daher war es richtig, dass der Video-Assistent nicht intervenierte", hieß es.

Für Bremens Trainer Florian Kohfeldt war die Sache auch ohne Videobeweis klar. "Ich war früher Torwart und so bin ich in Bälle reingegangen. Das war kein Abstützen, das war ein Reinrutschen", befand er. Nach Ansicht der Schiedsrichter-Führung sei eine bewusste Abwehraktion mit den Armen zum Ball im Bewegungsablauf des Spielers jedoch nicht zweifelsfrei auszumachen gewesen.

FALL GELSENKIRCHEN: Beim emotionalen Revier-Derby Schalke 04 gegen Borussia Dortmund (0:0) sprang BVB-Profi Thorgan Hazard der Ball nach einer Ecke an die Hand - doch die Pfeife von Referee Felix Brych blieb stumm. Und wie in Leverkusen sah der Video-Assistent keinen Grund zum Eingreifen. Sascha Riether, Koordinator der königsblauen Lizenzspielerabteilung, sprach von einem klaren Elfmeter und kommentierte die Situation mit Galgenhumor: "Vielleicht war es dunkel im Kölner Keller."

Der DFB kam zu einer anderen Bewertung. Hazard sei "nicht zur Abwehr auf den Ball orientiert" gewesen und habe auch die Körperfläche nicht unnatürlich vergrößert. "Die Entscheidung, weiterspielen zu lassen, ist korrekt. Der Video-Assistent greift zurecht nicht ein, da der Schiedsrichter den Vorgang selbst wahrgenommen und in der beschriebenen Weise bewertet hatte."

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